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Paläontologie

Älteste Vogel-Fußspuren auf der Südhalbkugel entdeckt

In den südlichen Polarregionen lebten bereits zur Kreidezeit zahlreiche Urvogel-Arten

fossile Fußabdrücke von Vögeln
Die in Australien entdeckten fossilen Vogelspuren wurden im Laufe der Zeit durch Erosion und Meeresorganismen verändert. Maßstab = 5 Zentimeter. © Martin et al., 2023, PLOS ONE /CC-by 4.0

Fossile Beweise: In Australien haben Paläontologen die ältesten Vogel-Fußabdrücke der Südhalbkugel entdeckt. Die 27 versteinerten Abdrücke sind 120 Millionen Jahre alt und stammen von verschiedenen Urvogel-Arten. Dies legt nahe, dass es auf dem urzeitlichen Südkontinent Gondwana damals schon eine größere Urvogel-Vielfalt gab als bisher abgenommen. Zudem besiedelten diese Urvögel damals sogar polare Breiten, wie die Lage der fossilen Spuren belegt.

Die heutigen Vögel haben sich wahrscheinlich vor gut 150 Millionen Jahren zur Zeit des späten Jura aus zweibeinig laufenden Dinosauriern entwickelt. Davon zeugen Fossilfunde von Übergangsformen und frühen Urvögeln, darunter auch der berühmte Archaeopteryx. Auch aus der frühen Kreidezeit, die die Jurazeit ablöste, sind zahlreiche Fossilien früher Vögel bekannt, allerdings stammen diese Funde bisher fast alle von der Nordhalbkugel.

Für die Kontinente der Südhalbkugel, die einst Teil des urzeitlichen Kontinents Gondwana waren, sind solche Fossilien jedoch bislang extrem selten. Nur wenige Knochen sowie ein paar Federn und Fußspuren wurden dort aus dieser Zeit gefunden. Das erschwert Paläontologen die Rekonstruktion der Vogelevolution.

Seltene Vogelfossilien gefunden

Jetzt gibt es Zuwachs bei den Urvögeln der Südhalbkugel: Ein Paläontologenteam um Anthony Martin von der Emory University in Atlanta hat im Süden Australiens fossile Fußspuren entdeckt, die etwa 120 bis 128 Millionen Jahre alt sind und Merkmale von Vögeln aufweisen. Sie stammen von vogelähnlichen Theropoden-Dinosauriern.

Die 27 entdeckten Fußspuren weisen allesamt Eigenschaften auf, die auf Vögel hinweisen, berichten die Wissenschaftler. Beispielsweise zeigten sie relativ dünne Finger im Verhältnis zur Spurlänge, große Ablenkungswinkel und scharfe Krallen. Einige wiesen auch Spuren eines Hallux auf, dem Hauptzeh am Hinterfuß von Vögeln. Die Fußabdrücke waren jedoch unterschiedlich groß und verschieden geformt, etwa hinsichtlich der Winkel zwischen den Zehen.

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Fußabdrücke von verschiedenen Vögeln

Die Paläontologen schließen daraus, dass die fossilen Spuren von unterschiedlichen Vogelarten stammen. Einige der Fußabdrücke sind mit knapp zwölf Zentimeter Länge und rund 14 Zentimeter Breite zudem ungewöhnlich groß für die Kreidezeit. Andere weisen Merkmale von Vögeln auf, die bisher nicht auf der Südhalbkugel gefunden wurden. „Wir konnten damit dokumentieren, dass in der frühen Kreidezeit eine Vielzahl von Vögeln im polaren Australien lebten“, erklärt Martin. Sein Team vermutete, dass die Tiere für einen Zeitraum von mindestens 15 bis 20 Millionen Jahren in der Gegend lebten.

Die Fundgegend im Felsengebiet der sogenannten Wonthaggi Formation nahe der Küstenstadt Inverloch war einst ein Polargebiet mit Gletschern, Schnee und Eis. Die wenige Millimeter tiefen fossilen Fußabdrücke fanden die Forschenden dort nahe beieinander in verschiedenen Gesteinsschichten eines einstigen polaren Überschwemmungsgebietes. Martin und seine Kollegen vermuten daher, dass die Vögel nur saisonal in den Frühlings- oder Sommermonaten nach der Eisschmelze dort gelebt haben. Möglicherweise war die Fundstelle ein Zwischenstopp auf der Migrationsroute der Vögel, spekulieren sie.

Möglicherweise lebten mehr Vögel auf der Südhalbkugel als gedacht

„Die Fossilien gehören zu den ältesten Zeugnissen von Vögeln, die in ehemaligen Polarregionen in Australien oder einem anderen Teil des einstigen Gondwana lebten“, sagt Martin. Damit helfen diese Funde, besser zu verstehen, wie sich die urzeitlichen Vögel über unseren Planeten ausbreiteten und in verschiedenen lokalen Ökosystemen ansiedelten.

Die Fußabdrücke könnten ein Hinweis darauf sein, dass Urvögel und vogelähnliche Dinosaurier auf dem einstigen Südkontinent Gondwana häufiger vorkamen als bislang angenommen. Ob dem so ist, müssen allerdings weitere Fossilienfunde bestätigen. „Wir hoffen, dass unsere Entdeckung andere Forscher dazu inspiriert, anderswo auf der Südhalbkugel nach weiteren Vogelspuren aus der frühen Kreidezeit zu suchen und diese zu finden“, sagt Martin. (PLOS ONE, 2023; doi: 10.1371/journal.pone.0293308)

Quelle: PLOS ONE

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