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Archäologie

Schiffswrack aus der Minoer-Zeit entdeckt

Gut 3.600 Jahre altes Bronzezeit-Wrack hatte Kupferbarren geladen

Taucher und Wrackteile
Am Meeresgrund vor der türkischen Küste haben Archäologen ein Schiffswrack aus der Bronzezeit entdeckt. Die einst von ihm geladenen Kupferbarren sehen durch die starke Verkrustung heute aus wie rundliche Kalksteinbrocken. © Mateusz Popek/ Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń, https://portal.umk.pl

Spektakulärer Fund am Meeresgrund: Vor der Küste der Türkei haben Archäologen ein mit Kupferbarren beladenes Schiffswrack aus der Bronzezeit entdeckt. Das gut 3.600 Jahre alte Schiff ist das älteste seiner Art und stammt wahrscheinlich aus der Ära der Minoer. Der Bronzezeit-Frachter hatte Kupfer aus Zypern geladen und sank in der Bucht von Antalya, als er mit den Felsen kollidierte, wie das Team berichtet. Der Fund zeuge vom frühen Kupfer-Seehandel in dieser Region.

Das östliche Mittelmeer war eines der Zentren früher Hochkulturen und schon in der Bronzezeit von intensivem Seehandel zwischen der Ägäis, Kleinasien und dem Nahen Osten geprägt. Die Schiffe brachten Kupfer aus Zypern und Zinn aus Westeuropa und Zentralasien in die Metropolen der Minoer, Mykener, Hethiter oder zu den Häfen Ägyptens. Von diesem Seehandel zeugt unter anderem das vor rund 3.300 Jahren vor der Südwestküste der Türkei gesunkene Schiffswrack von Uluburun, das Kupfer- und Zinnbarren an Bord hatte.

Unterwasserarchäologen
Unterwasserarchäologen beim Bergen der Kupferbarren und anderer Fundstücke aus dem Bronzezeit-Wrack. © Mateusz Popek/ Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń, https://portal.umk.pl

Kupferbarren am Meeresgrund

Jetzt haben Unterwasserarchäologen in der Bucht von Antalya die Kupferladung eines noch älteren Schiffswracks am Meeresgrund entdeckt. Zeugnis des bronzezeitlichen Untergangs geben charakteristisch geformte Kupferbarren, die an einem unterseeischen Abhang in 35 bis gut 50 Meter Tiefe verstreut liegen. Das Team um Andrzej Pydyn von der Nikolaus-Kopernikus-Universität im polnischen Toruń hat bereits rund 30 dieser sogenannten „Ochsenhautbarren“ gefunden und geborgen.

Die Verteilung der Kupferbarren deutet nach Ansicht der Archäologen darauf hin, dass das Schiff während eines Sturms mit den Felsen der Bucht kollidierte und dann relativ schnell sank. Die schwere Ladung aus Kupferbaren und einigen ebenfalls am Grund entdeckten Bronzeobjekten rutschte dann den steilen, unterseeischen Hang hinunter. Das Team vermutet, dass noch weitere Teile der Ladung in tieferen, bisher nicht untersuchten Bereichen des Meeresgrunds liegen.

Ältestes Schiffswrack dieser Art

Anhand der typischen Form der kupfernen Ochsenhautbarren konnten die Archäologen ihr Alter bestimmen: „Die Barren gehören typologisch zu den frühesten bekannten, sie stammen aus dem 16. oder vielleicht sogar 17. Jahrhundert v. Chr.“, berichtet Pydyn. Damit sei das neu entdeckte Schiffswrack das weltweit älteste dieser Art. Es stammt bereits aus der Mittelbronzezeit und ist rund 200 Jahre älter als das berühmte Wrack von Uluburun, das auf die Zeit um 1320 v. Chr. datiert wird.

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„Dies ist nicht das erste oder größte Schiff dieser Art, das vor der Küste der Türkei gefunden wurde, aber wahrscheinlich das älteste“, konstatieren die Archäologen. Das Wrack von Uluburun und der ganz in der Nähe des aktuellen Funds entdeckte Bronzezeitfrachter von Kap Gelydonia stammen aus der Zeit der Mykener. „Sie kontrollierten während der Spätbronzezeit die Schifffahrt und den Handel im östlichen Mittelmeerraum“, erklärt Pydyn. „Unser Schiff muss dagegen in Zeiten gesegelt sein, als die minoische Kultur noch vorherrschte.“

Zeugnis vom intensiven Kupfer-Seehandel der Bronzezeit

Damit liefert der Wrackfund auch wertvolle Einblicke in den Kupferhandel zur Zeit der Minoer. Damals stammte in Großteil des im Mittelmeerraum für die Bronzeherstellung verwendeten Kupfers aus Zypern. „Zu dieser Zeit wurde Kupfererz nur an wenigen Orten im Mittelmeerraum abgebaut und die Nachfrage nach Kupfer war riesig“, sagt Pydyn. Durch die Bucht von Antalya verlief damals eine wichtige Seeroute von Zypern und der Levante in die Ägäis. Auch das neuentdeckte Wrack war mit seiner Kupferfracht vermutlich dorthin unterwegs.

„Das Kupfer, das wir aus dem Uluburun-Wrack kennen, ist außergewöhnlich rein, und ich vermute, dass das Kupfer aus unserem Wrack ähnlich ist, wenn auch deutlich älter“, erklärt Pydyn. Noch seien die chemischen Analysen aber nicht abgeschlossen. Die Form der Kupferbarren und ihr Alter belegen jedoch, dass die typischen Ochsenhautbarren schon vor der Zeit um 1500 v. Chr. auftauchten – und damit früher als bisher gedacht.

„Dies bestätigt das sehr frühe und komplexe Ausmaß des Kupferhandels“, erklärt der Archäologe. „Es gibt auch Fragmente von Bronzegefäßen. Wir sind gespannt, was sich noch unter der Kupferfracht befindet und ob wir dort überhaupt etwas finden.“

Suche nach Wrackteilen geht weiter

Die Unterwasserarchäologen haben die bisherigen Funde und ihre Lage am Meeresgrund fotogrammetrisch kartiert und 3D-Modelle des Meeresgrunds rund um die Fundstelle erstellt. Sie gehen aber davon aus, dass sich an diesem unterseeischen Hang noch weitere Teile der Schiffsladung und vielleicht auch Bruchstücke des Schiffswracks selbst finden. Denn von den Holzplanken des Schiffsrumpfs wurde bisher nichts gefunden.

„Dennoch sind wir sicher, dass die Kupferbarren aus keinem anderen Grund als einem Schiffbruch im Wasser gelandet sind“, betont Pydyn. Wie die Archäologen erklären, wurden die Planken wahrscheinlich größtenteils vom Schiffsbohrwurm zerstört. Diese holzfressende Muschel ist gerade in wärmeren, salzigen Meeren weit verbreitet und kann das Holz von Schiffswracks sehr schnell zerfressen. Dennoch wollen die Forschenden in der kommenden Saison ihre Suche nach Wrackteilen fortsetzen.

Quelle: Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń, Science in Poland

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