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Biologie

Spinne frisst Wirbeltiere

Wanderspinnen im Amazonas vertilgen Frösche, Eidechsen und Säugetiere

Spinne und Frosch
Eine große Wanderspinne (Ctenidae) frisst einen Frosch (Leptodactylus didymus). © Pascal Title/ Amphibian & Reptile Conservation (amphibian-reptile-conservation.org)

Wer glaubt, Spinnen fressen nur Insekten und andere Spinnen, der irrt gewaltig. Im Amazonas-Regenwald haben Biologen jetzt 15 Fälle von ziemlich gruseligen Spinnen-Mahlzeiten dokumentiert: Die mehr als zehn Zentimeter großen Wanderspinnen vertilgen demzufolge Frösche, Eidechsen, Schlangen und sogar Opossums. In diesem Foto verspeist eine Spinne gerade einen Frosch.

Eigentlich wollten Daniel Rabosky von der University of Michigan und sein Team vor allem die Reptilien und Amphibien des Tiefland-Regenwalds im Amazonasgebiet erforschen. Doch je länger sie sich mit dem vielfältigen und artenreichen Ökosystem befassten, desto mehr ungewöhnliche Wechselbeziehungen zwischen ihren Untersuchungsobjekten und einer ganz anderen Tiergruppe fielen ihnen auf:

„Eine überraschend große Zahl von Todesfällen unter kleinen Wirbeltieren im Amazonasgebiet geht auf Arthropoden wie große Spinnen oder Hundertfüßer zurück“, sagt Rabosky. „Das ist eine bisher völlig unterschätzte Todesursache bei Wirbeltieren.“ Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben die Biologen in den letzten Jahren systematisch solche Fälle dokumentiert.

Das Ergebnis ist nichts für schwache Nerven: Die Forscher beobachten fast tellergroße Wanderspinnen dabei, wie sie Frösche und auch eine Eidechse angriffen und mit ihrem Giftbiss lähmten. In dieser Aufnahme ist ein solcher Angriff einer Wanderspinne auf einen Frosch der Art Leptodactylus didymus zu sehen.

Spinne tötet Opossum

Besonders gruselig aber war eine Beobachtung, die die Biologen während einer nächtlichen Exkursion machten: „Wir hörten etwas in der Streu rascheln“, berichten sie. „Wir schauten hin und sahen eine große Tarantel, die sich auf ein Opossum fallen ließ. Das Opossum wehrt sich anfangs noch schwach, aber nach rund 30 Sekunden war es still.“ Die Spinne hatte das junge Säugetier betäubt und machte sich nun daran, es zu verzehren.

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„Wir waren geschockt und konnten kaum glauben, was wir da sahen“, erzählt Michael Grundler. „Wir wussten sofort, dass wir da Zeugen von etwas Außergewöhnlichem geworden waren. Aber erst später erfuhren wir, dass dies die erste Beobachtung eines solchen Falles war.“ Nach Ansicht der Forscher demonstrieren diese Fälle, dass wie komplex und vielfältig Nahrungsnetze sein können – und dass Räuber-Beute-Beziehungen auch mal anders herum ablaufen können als gemeinhin angenommen.

Quelle: University of Michigan

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