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Geowissen

Ein wässriger Valentinsgruß

Der nordamerikanische Spirit Lake sieht aus wie ein Herz

Herzförmiger See
Der Spirit Lake hat die Form eines Herzens. © NASA Earth Observatory images by Wanmei Liang, using Landsat data from the U.S. Geological Survey

Geologische Liebeserklärung: An diesem herzförmigen See im US-Bundesstaat Washington könnte auch die Residenz des Liebesgottes Amor liegen. Der Spirit Lake sah allerdings nicht immer wie ein Herz aus, sondern ist erst durch einen Vulkanausbruch und einen gewaltigen Erdrutsch im Jahr 1980 zu seiner heutigen Form gelangt. Zuvor galt er als beliebter Urlaubsort, doch nun ist das Gelände streng geschützt, um dort die Regeneration der Landschaft nach der Eruption zu erforschen.

Als der Mount St. Helens am 18. Mai 1980 Asche und Geröll spuckte, war das einer der gewaltigsten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts. Eine ganze Flanke und Teile des Vulkangipfels wurden an diesem Tag abgesprengt. Die Asche verteilte sich vom Süden des US-Bundesstaates Washington aus über elf weitere Bundesstaaten. Pyroklastische Ströme aus glühender Asche und Gasen rasten zu Tal, wenig später folgten Erdrutsche und Schlammlawinen. 57 Menschen starben in Folge des Ausbruchs und die Gegend rund um den Mount St. Helens glich fortan einem felsigen Ödland.

Katastrophe mit Herz

Doch für den nahegelegenen Spirit Lake bedeutete die Naturkatastrophe eine unerwartet formschöne Umgestaltung. Vor dem Ausbruch des Mount St. Helens hatte der See die Form eines Kamelhöckers beziehungsweise der oberen Hälfte eines Herzens. Seine Ufer waren gesäumt von Hütten und Lodges, die zur Unterbringung zahlreicher Touristen dienten. Jedes Jahr strömten diese herbei, um im Bergsee zu schwimmen, zu angeln und Boot zu fahren.

Diese Idylle verschwand jedoch auf einen Schlag mit dem Wiedererwachen des benachbarten Vulkans. Die Schockwelle der Eruption, gefolgt von einem gewaltigen Erdrutsch, sorgten zunächst dafür, dass das Wasser des Spirit Lake komplett verdrängt wurde und das Gebiet auf dem Trockenen lag. Erst mit der Zeit floss es zurück, doch die Trümmer des Erdrutsches hatten ihm ein neues, 60 Meter höhergelegenes Becken geschaffen. Seither ist der See, größer, flacher – und herzförmig.

Vom Urlaubsort zum Labor

Angler und Schwimmen vergnügen sich am Spirit Lake mittlerweile nicht mehr. Der Zugang ist stark eingeschränkt worden, damit Forschende vor Ort die Folgen der Naturkatastrophe und die allmähliche Regeneration der Natur untersuchen können. Der herzförmige See ist zu einer Art natürlichem Labor geworden, an dem sich die Erholung der Landschaft in Echtzeit beobachten lässt.

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Ein interessantes Detail dieses Reallabors sind die zahlreichen Baumstämme, die auf dem See treiben. Wenn man genau hinsieht, sind sie auf dem obigen Foto als bräunliche Linie zu erkennen. Die Stämme sind die letzten Überreste jener Bäume, die durch die vulkanische Explosion einst entwurzelt wurden. Nun spenden sie dem See Nährstoffe und schaffen so optimale Bedingungen für Algen, Bakterien und sogar einige große Regenbogenforellen.

Quelle: NASA Earth Observatory

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