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Biologie

Autsch! Hier tut die Paarung weh

Warum haben vielfleckige Bohnenkäfer ein so stacheliges Geschlechtsteil?

Genitalstacheln
Eletronenmikrokospische Aufnahme des stachelbesetzen Genitals eines vierfleckigen Bohnenkäfers. © Johanna Rönn

Hier sind Schmerzen beim Sex vorprogrammiert: Dieses stachelbesetzte Geschlechtsteil gehört dem vierfleckigen Bohnenkäfer (Callosobruchus maculatus), einem weltweit verbreiten Vorratsschädling. Wenn er sich mit einem Weibchen paart, verursachen die langen Stacheln bei ihr erhebliche Schmerzen und Verletzungen. Das weckt die Frage, warum diese Käferart nicht längst ausgestorben ist.

Die Natur hat einige bizarre und nicht immer verträgliche Paarungsstrategien hervorgebracht. So müssen die Männchen der Schwarzen Witwe und der Gottesanbeterinnen beim Sex um ihr Leben fürchten, denn oft frisst ihre Partnerin sie quasi als Nachspiel auf. Im Gegenzug verstümmeln die Männchen einiger Radnetzspinnen die Genitalorgane ihrer Partnerinnen, um sie an Paarungen mit Rivalen zu hindern. Noch rabiater geht es bei manchen Meeresschnecken zu: Sie stoßen ihrem Partner ein Loch in die Stirn und injizieren die Spermien direkt zwischen die Augen.

Schmerzhafte Paarung…

Ebenfalls wenig erbaulich dürfte die Paarung für die Weibchen der vierfleckigen Bohnenkäfer (Callosobruchus maculatus) sein. Denn wie diese Elektronenmikroskop-Aufnahme zeigt, ähneln die Genitalorgane der Männchen eher einer Waffe als einem Paarungsorgan – sie sind mit dichten, spitzen Stacheln besetzt. Diese Stacheln sind bei einige Stämmen dieser Vorratsschädlingen länger als bei anderen.

Beobachtungen zeigen, dass die Paarung dieser Käfer erhebliche Verletzungen an den Genitalien der Weibchen verursacht, für sie dürfte der Sex daher ziemlich schmerzhaft sein. Man müsste daher annahmen, dass sie Männchen mit solchen Stacheln eher meiden. Doch das scheint nicht der Fall: Trotz der negativen Folgen für die weibliche Partnerin sind die Varianten mit den langen Genitalstacheln bei den Bohnenkäfern nicht ausgestorben, sondern machen nach wie vor einen durchaus großen Anteil der Populationen aus.

…aber fittere Nachkommen

Aber warum? Das haben Göran Arnqvist von der Universität Uppsala in Schweden und seine Kollegen untersucht. Dafür züchteten sie verschiedenen Varianten dieser Käfer im Labor und beobachteten dabei den Paarungs- und Reproduktionserfolg der Männchen mit verschieden langen Genitalstacheln. Das überraschende Ergebnis: Trotz der Schmerzen und Nachteile für die Weibchen wählten sie bevorzugt die Partner mit längeren Genitalstacheln. Das Resultat dieser Paarungen waren besonders zahlreiche und überlebensfähige Nachkommen, wie die Forschenden feststellten.

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„Unsere Experimente deuten darauf hin, dass die Käferweibchen zwar einen hohen Preis bezahlen, wenn sie sich mit diesen Männchen paaren. Aber dafür haben sie den Vorteil, dass ihre Nachkommen genetisch besser ausgerüstet sind“, erklärt Arnqvist. Denn aus den Zuchtversuchen ging hervor, dass die langen Genitalstacheln eng mit vorteilhaften Genen und einer höheren biologischen Fitness der Käfer verknüpft waren.

Das erklärt auch, warum sich dieses für die Weibchen schmerzhafte Merkmal bei den Bohnenkäfern erhalten hat: Weil es „gute Gene“ signalisiert, können es sich die Käferweibchen nicht leisten, diese Partner zu verschmähen. Das führte dazu, dass sich solche Männchen in der Population halten konnten – trotz der Nachteile für die individuelle Fitness ihrer Partnerin. „Diese Beobachtungen helfen uns, den komplexen evolutionären Tanz zwischen Männchen und Weibchen zu verstehen – auch bei anderen Tierarten“, sagt Arnqvist. (Proceedings of the Royal Society B – Biological Sciences, 2021; doi: 10.1098/rspb.2021.1068)

Quelle: Uppsala University

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