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Warum fressen manche Spinnenweibchen ihre Männchen?

Wissenswert

„Ich hab‘ dich zum Fressen gern“: Das hört man von frisch verliebten Pärchen häufig. Manche Tiere jedoch nehmen diese Aussage wörtlich. Bei ihnen stehen tatsächlich ihre Artgenossen auf dem Speiseplan – manchmal sogar bei der Paarung. Vor allem Spinnen stehen in dem Ruf, dem so genannten Sexualkannibalismus zu frönen. Die Schwarze Witwe ist genauso als männermordend bekannt wie die Rotrückenspinne oder die einheimischen Kreuzspinnen. Doch warum verspeisen eigentlich diese Spinnenweibchen ihre Männchen?

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„Es gibt zwei sehr unterschiedliche Typen von sexuellem Kannibalismus“, sagt die Spinnenforscherin Jutta Schneider vom Zoologischen Institut der Universität Hamburg. Beim ersten fräßen die Weibchen ein Männchen schon vor der Paarung, etwa weil sie Hunger haben oder um die Paarung zu verhindern. Dies komme bei vielen Arten vor. Es sei dann aber nicht der Regelfall, sondern beträfe lediglich einen relativ kleinen Prozentsatz aller Männchen.

Es gibt aber auch noch den Kannibalismus während oder direkt nach dem Fortpflanzungsritual. Bei manchen Arten töten die Weibchen ihre Partner dabei sogar grundsätzlich, wie die Forscherin berichtet. Dies ist beispielsweise bei der australischen Schwarzen Witwe Latrodectus hasselti der Fall und bei Webspinnen der Gattung Argiope. Zu ihnen gehören auch die bei uns heimischen Wespenspinnen mit ihrem gelb-weiß-schwarz gestreiften Hinterleib.

Aber welche Vorteile hat das bizarre Verhalten für die anscheinend brutalen und rücksichtslosen Gattinnen? Diese sorgen so dafür, dass die Kopulation möglichst kurz bleibt und sie sich auch noch mit anderen Männchen paaren können. Ziel ist es, den Partner für die Besamung der Eier zu finden, der über die besten Gene verfügt. Wird das Männchen nach der Ermordung verspeist, stellte es zudem eine willkommene Nahrungs- und Energiequelle dar. Auch dies kommt offenbar direkt dem Nachwuchs zugute. Denn Forscher haben festgestellt, dass die Gelege von männerfressenden Weibchen größer sind, als die von Spinnenfrauen, die am Kannibalismus gehindert werden.

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Balzdauer entscheidet über Überleben

Trotzdem schaffen es manche Männchen nach der ersten Begattung noch einem Angriff des Weibchens zu entkommen. „Wie viele Männchen bereits nach der ersten Kopulation sterben, unterscheidet sich zwischen den Arten“, sagt Schneider. Einige Studien hätten gezeigt, dass vor allem die Männchen, die nicht ausreichend lange balzen, eher gefressen werden.

Die mit heiler Haut davon gekommenen „Liebhaber“ versuchen anschließend jedoch nicht zu fliehen, sondern lassen sich meist auf eine zweite Paarung ein – eine meist tödliche Entscheidung. Diese erhöht jedoch die Chance auf eine Vaterschaft und die Weitergabe der eigenen Gene. „Das kann im Interesse des Männchens sein, wenn es durch sein Opfer mehr Eier dieses Weibchens befruchten kann“, meint Schneider.

Kleine Partner werden häufiger gefressen

Längst nicht immer scheint jedoch der Kampf um evolutionäre Vorteile die Ursache für Sexualkannibalismus bei Spinnen zu sein. Den Wissenschaftlern Shawn Wilder und Ann Rypstra von der Miami Universität in Ohio zufolge gibt es noch einen ganz anderen Auslöser für dieses Verhalten. Demnach werden die Männchen vor allem dann gefressen, wenn sie im Vergleich zu ihren Partnerinnen deutlich kleiner sind. Dies sei etwa bei der Wolfsspinne Hogna helluo aus Nordamerika, aber auch bei vielen anderen Arten der Fall.

„Wir waren sehr überrascht, dass so ein simples Merkmal wie die Größenunterschiede von Männchen und Weibchen eine so bedeutende Rolle bei der Häufigkeit von Sexualkannibalismus spielen“, sagt Wilder. Sexualkannibalismus sei eben oft doch kein komplizierter Balanceakt zwischen Kosten und Nutzen. Er trete vielmehr dann auf, wenn eine hungrige Spinnenfrau auf einen „Liebhaber“ trifft, der klein genug ist um ihn zu fangen.

Gottesanbeterinnen tun es auch

Fressen und gefressen werden ist aber nicht nur unter Spinnenpartnern üblich. Forscher haben das Phänomen längst auch in anderen Gruppen des Tierreichs entdeckt. „Besonders Gottesanbeterinnen sind dafür bekannt“, meint Schneider. Bei diesen Insekten leben die Männchen sowohl vor als auch während oder nach der Paarung extrem gefährlich. So beißen etwa bei der asiatischen Art Hierodula membranacea die Weibchen den Männchen beim Sex schon mal den Kopf ab – der Geschlechtsakt geht dennoch ungestört weiter.

07.02.2014 – DLO

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