Die Vorgaben und Ziele sind klar, doch am Handeln hapert es nach wie vor. Denn passiert ist im Klimaschutz bisher reichlich wenig. Ganz im Gegenteil: Der Ausstoß von Treibausgasen ist heute so hoch wie nie zuvor. Das ergab der vor rund einem Monat veröffentlichte Jahresbericht 2008 des Global Carbon Projects (GCP). Nach diesem sind die Treibhausgas-Emissionen 2008 trotz der weltweiten Finanzkrise und den damit verbundenen Wachstumseinbrüchen weltweit um weitere zwei Prozent gestiegen. Sie haben damit einen Rekordwert von 1,3 Tonnen Kohlenstoff pro Kopf und Jahr erreicht.
Dieser Zuwachs schraubt die atmosphärischen CO2-Konzentrationen auf einen neuen Höchststand von 385 parts per million (ppm). Damit bewegen sich diese Werte sehr nahe am „Worst Case“-Szenario des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Zwar senkten einige Industrieländer ihre Emissionen relativ zur Wirtschaftsleistung, absolut gesehen jedoch ist bei vielen keine Reduktion in Sicht.
Industrieländer machen’s vor
Als größte „Klimasünder“ stehen nach wie vor Australien, Kanada und die USA dar: Ihre Emissionen stiegen 2007 gegenüber 1990 um 30, 26 und rund 17 Prozent. Das zeigt die offizielle Statistik des UN-Klimasekretariats (UNFCC). Deutschland kann immerhin eine Verringerung von 21,3 Prozent gegenüber 1990 aufweisen, zehrt dabei aber immer noch vom Abbau der emissionsintensiven DDR-Industrien. Zusammen mit Japan und Großbritannien gehört Deutschland aber trotzdem zur Riege der großen Emittenten unter den Industrieländern, nach den USA und Kanada.
Schwellenländer ziehen nach
Und auch die Schwellenländer rücken längst eifrig nach: China hat im vergangenen Jahr erstmals die USA als größter Verursacher von CO2-Emissionen abgelöst. Die Hälfte der weltweiten Emissionen für die Energieproduktion geht heute auf nur vier Verursacher zurück: China, die USA, Russland und Indien. Das zeigt eine Anfang Dezember 2009 veröffentlichte Studie der Internationalen Energieagentur (IEA).
Danach sorgten China und die USA im Jahr 2007 allein für 40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes aus Kraftwerken. Die Hälfte des globalen Zuwachses seit 1990 – von 21 auf 29 Milliarden Tonnen CO2 – geht dabei auf das Konto Chinas. Allerdings sind die Emissionen pro Kopf gerechnet bei ihnen noch immer deutlich niedriger als in den Industrieländern. 2007 lagen sie in den USA pro Einwohner 16-Mal so hoch wie beispielsweise in Indien. Doch die Schere schließt sich allmählich. Und mit wachsender Weltbevölkerung und dem noch immer rasant steigenden Wirtschaftswachstum der Schwellenländer Asiens sind weitere Steigerungen vorprogrammiert.
Nach Angaben der IEA wird der globale Energiebedarf bis 2030 um 55 Prozent wachsen. Um diesen in klimaverträgliche Bahnen zu lenken, wäre eine Investition von insgesamt 26 Trillionen US-Dollar nötig, die Hälfte davon in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Denn wenn deren Emissionen nicht gebremst werden, würden sie alleine schon ausreichen, um ein Erreichen des Zwei-Grad-Zieles unmöglich zu machen – selbst wenn die Industrieländer heute ihre Emissionen komplett stoppen würden. So das düstere Fazit der Internationalen Energieagentur.
Stand: 10.12.2009