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Botanik

Natürliche Klimaanlagen

Wie Wälder unseren Planeten abkühlen

Dass Bäume mithilfe von Wasser und Luft energiereiche Glukose produzieren, ist nicht nur für ihre Pilzpartner äußerst nützlich. Auch der Mensch profitiert davon. Denn zum einen verwerten die Bäume wie alle grünen Pflanzen bei dem Prozess der Fotosynthese das klimaschädliche Treibhausgas CO2 – zum anderen entsteht dabei neben Traubenzucker der für uns so wichtige Sauerstoff.

Tief durchatmen: Bäume versorgen uns mit sauberer Luft. © Antonio Guillem/ iStock.com

Eine freistehende, 25 Meter hohe Buche kann während der Vegetationsperiode im Sommer zum Beispiel innerhalb einer einzigen Stunde 1,75 Kilogramm dieses Gases freisetzen und damit leicht mehrere Menschen versorgen. Kurzum: Bäume liefern uns die sprichwörtliche Luft zum Atmen und verhindern, dass sich die Atmosphäre lebensfeindlich aufheizt.

Grüne Kohlenstoffspeicher

Im Durchschnitt entzieht ein Baum der Umwelt jährlich rund zehn Kilogramm Kohlendioxid und speichert dieses langfristig in Form von Kohlenstoff – wie viel genau, hängt allerdings erheblich von Faktoren wie der Art, der Holzdichte und dem Alter des Baumes ab.

Wissenschaftler vom Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde haben sich vor zwei Jahren die Mühe gemacht, zu berechnen, wie viel Kohlenstoff die Wälder allein in Deutschland bevorraten. Ihre Bilanz: In Bäumen, Böden und Totholz sind derzeit insgesamt etwa 2.000 Millionen Tonnen Kohlenstoff gebunden.

Puffer-Hotspot Regenwald

Die rund drei Billionen Bäume auf der Erde stellen dank ihrer Speicherfunktion einen bedeutenden Teil der grünen Lunge unseres Planeten dar. Insbesondere den Regenwäldern in Südamerika, Afrika und Asien kommt mit ihren gigantischen Baumriesen eine tragende Rolle als Puffer im Klimasystem zu.

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Doch die wertvollen Speicher sind in Gefahr: Weil immer mehr Bäume abgeholzt oder durch Brandrodung vernichtet werden, nehmen die Wälder immer weniger CO2 auf. Hinzu kommt: Verbleibenden Bäumen machen vielerorts klimawandelbedingte Phänomene wie häufigere Dürren zu schaffen. Forscher konnten zeigen, dass ausgerechnet große Bäume sensibel darauf reagieren: Sie wachsen weniger und setzen demzufolge weniger Kohlendioxid um – oder sie sterben gar komplett ab.

Filter für saubere Luft

Ihre Fähigkeit zur CO2-Entsorgung ist vielleicht die bedeutendste, jedoch nicht die einzige Eigenschaft der Bäume, die einen Einfluss auf das Klima hat: Wenn sie an einem heißen, sonnigen Tag bis zu 400 Liter Wasser verdunsten, erhöhen die Pflanzen die Luftfeuchtigkeit um bis zu zehn Prozent. Weil das Wasser beim Verdunsten Wärme verbraucht, können sie ihre Umgebung auf diese Weise um bis zu drei Grad abkühlen. Außerdem wirken sie als effektive Staubfilter: Ein Baum mit einer Blattfläche von rund 1.600 Quadratmetern kann pro Jahr bis zu einer Tonne der kleinen Partikel aus der Luft holen.

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Daniela Albat
Stand: 28.10.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Wunderwerk Baum
Lebenskünstler und Menschenfreund

In den Stamm geblickt
Wie der Schaft der Bäume von innen aussieht

Nährstoffjagd mit heimlichem Partner
Warum sich Bäume mit Pilzen verbünden

Natürliche Klimaanlagen
Wie Wälder unseren Planeten abkühlen

Leben unter Extrembedingungen
Warum es Stadtbäume schwer haben

Mein kranker Freund, der Baum
Wenn Rosskastanien bluten

Zwischen Ressource und Mythos
Was Bäume zum menschlichen Kulturgut macht

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