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Verhalten

Im Gespräch mit Fremden

Können Tiere andere Sprachen lernen?

Vielfalt an tierischen Klängen: Tiere verständigen sich mit ihren Artgenossen über ihre artspezifische Lautsprache. Dafür benutzen sie weder Worte noch Grammatik, sondern entwickeln eigene Muster der Kommunikation – dazu gehören Schreie, Gesänge und Zirpen. Ob sich die Tiere auch mit fremden Tierarten verständigen können, blieb lange Zeit ungeklärt. Die Fähigkeit, Sprache an das soziale Umfeld anzupassen, galt nämlich bislang als hauptsächlich menschliche Eigenschaft. Doch Wissenschaftler wiesen nun mehrere tierische Beispiele für diese Fähigkeit nach.

Sprachlich auf einer Wellenlänge

Orcas nutzen in ihren sozialen Gruppen ein komplexes akustisches Vokabular – sie geben Klicks von sich, Pfeiftöne und auch gepulste Rufe, bei denen eine Tonserie in bestimmten Abständen durch Pausen unterbrochen wird. Dabei gibt es unter den verschiedenen Populationen durchaus verschiedene Dialekte, wie Beobachtungen zeigen.

delfin
Die Lautsprache von Delfinen ähnelt der Sprache von Schwertwalen. © NASA/ gemeinfrei

Und sie entwickeln nicht nur Sprachvariationen in ihren sozialen Gruppen: Leben die Schwertwale längere Zeit mit Delfinen zusammen, passen sie ihre Lautäußerungen an die ihrer artfremden Beckengenossen an. Delfine geben Laute von sich, die denen der Orcas zwar sehr ähnlich sind, allerdings produzieren sie mehr Klicks und Pfiffe und weniger gepulste Rufe als diese. Und genau diese Sprachvariation können Schwertwale übernehmen, wie US-Forscher herausfanden. Demnach „sprechen“ die Tiere immer delfinischer, je länger sie mit Delfinen zusammenleben.

Dies demonstriert, dass Orcas das vokale Lernen beherrschen. Es ist auch der erste Beleg dafür, dass die Schwertwale von sich aus die Spracheigenheiten einer fremden Art übernehmen – also quasi eine Fremdsprache lernen. Die Beobachtung unterstreicht die Lernfähigkeit und neuronale Plastizität der cleveren Orcas – auch in puncto Kommunikation.

Tierische Sprachkünstler

Auch Primaten können ihre Sprache an tierische Verwandte anpassen: Ziehen Schimpansen in Gefangenschaft um, so passen sie ihre Grunzlaute an die ihrer neuen Gefährten anderer Herkunft an, wie Biologen beobachtet haben.

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Beispielhaft dafür waren Schimpansen im Zoo von Edinburgh, die sich über den Verlauf von drei Jahren mit sieben „zugereisten“ Affen aus dem niederländischen Safaripark Beekse Bergen anfreundeten und ihre Laute aufeinander anpassten. Wissenschaftler um Stuart Watson von der Universität York erklärten sich die sprachliche Anpassung mit der dauerhaften sozialen Nähe der Tiere. Dies belegt den Forschern zufolge, dass die Rufe der Menschenaffen nicht nur instinktiv und funktional, sondern auch sozial geprägt sind.

Mit dem Menschen im Austausch

hund und mensch
Manche Tierarten verstehen sogar unsere Sprache. © Manuel Tauber-Romieri/ iStock.com

Dass Tiere sich mit anderen Tieren verständigen können, gilt aber nur als erste Besonderheit. Denn manche Tierarten begreifen sogar Teile der menschlichen Sprache – die als deutlich komplexer gilt. Gerade Haustiere wie Hunde können je nach Rasse unterschiedlich viele menschliche Worte lernen und ihre Bedeutung verstehen. Forscher gehen dabei von etwa 50 Wörtern aus, einige Hunde bringen es sogar auf mehrere hundert.

Und auch Affen begreifen die menschliche Sprache. Das zeigen unter anderem Versuche mit Orang-Utans, Schimpansen und Gorillas. Mithilfe von Zeichensprache oder einem Computer-Touchscreen können sie lernen, mit Menschen zu kommunizieren. Obwohl sie anatomisch nicht in der Lage sind, unsere Wortlaute zu imitieren, können sie so mit uns „sprechen“.

Das gleiche gilt auch für Meerestiere: So berichteten Forscher zum Beispiel von einem Belugawal, der menschliche Worte und Stimmen imitieren kann. Und auch Orcas können nachweislich neben verschiedenen Tierlauten sogar die menschliche Sprache nachahmen. Ein in Frankreich gehaltenes Schwertwalweibchen hat auf Anhieb englische Wörter wie „hello“ und „bye bye“ imitiert und bis drei gezählt – unabhängig davon, ob sie die Laute schon einmal gehört hatte oder nicht.

Bei den menschlichen Lauten und Worten produzierte das Orcaweibchen zwar keine perfekte Kopie des Gehörten – aber eine deutlich erkennbare, wie Forscher berichten. Nach dem ersten Erfolg ahmte die Schwertwaldame die jeweils neu gelernten Vokabeln immer wieder nach – wenngleich es ihr auch nicht jedes Mal gleich gut gelang. Das zeigte den Forschern, dass die Schwertwale die Fähigkeit besitzen, ihre Lautproduktion gezielt zu kontrollieren und zu verändern – und sich sprachlich an ihre Umwelt anzupassen.

 

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Klänge im Tierreich
Die Vielfalt tierischer Laute

Wenn Tiere kommunizieren
Tiersprache zur Verständigung und Warnung

Auf Partnersuche
Tiere locken mit ihrer Stimme

Die Töne der Meerestiefen
Meerestiere kommunizieren auf ihre Art

Spezialfall Stimme
Besondere Klänge im Tierreich

Laut, lauter, am lautesten
Tierische Rekordhalter der Lautstärke

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