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Verhalten

Wenn Tiere kommunizieren

Tiersprache zur Verständigung und Warnung

Elefanten trompeten, Vögel singen, Schweine grunzen: Dass Tiere Laute von sich geben, ist unumstritten. Doch die tierische Ausdrucksweise unterscheidet sich auf den ersten Blick stark von der menschlichen Sprache. Bisher haben Forscher kein anderes Lebewesen außer dem Menschen beobachtet, das ein so differenziertes Sprachvermögen hat wie wir. Was macht die Tiersprache dennoch so bedeutend?

Tiersprache umfasst alle tierischen Kommunikationsformen – dazu gehören akustische, chemische oder visuelle Signale, bei einigen Tierarten – wie beim Zitteraal – auch elektrische Signale. Tiere kommunizieren auch über Gebärden, wie beispielsweise die Primaten, oder über ritualisierte Bewegungen wie bei der Tanzsprache der Honigbienen. Außerdem zählt das Balzverhalten mancher Arten zur Tiersprache.

Jeder Laut hat seine Bedeutung

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Afrikanischer Elefanten verständigen sich mithilfe ihrer Laute über ihre Emotionen. © Ikiwaner/ gemeinfrei

Wofür brauchen Tiere ihre Sprache? Im Vergleich zu der ausgefeilten, menschlichen Lautsprache scheinen insbesondere die oft simplen, akustischen Signale der Tiere, wie ein Brüllen oder Grunzen, wenig zu vermitteln – doch der Schein trügt: Auch Tiere teilen sich mithilfe von Tönen einiges mit. Sie nutzen Laute vor allem, um miteinander zu kommunizieren.

Sie senden zum Beispiel Töne aus, um ihre Genossen entweder auf Abstand zu halten, sie zu begrüßen oder zu besänftigen, um etwa Auseinandersetzungen zu verhindern. Außerdem machen sie mithilfe ihrer Klänge auch ihre Bedürfnisse und Stimmung deutlich. So beobachtete die Biologin Joyce Poole als Leiterin des Elephant Program for the Kenyan Wildlife Service beispielsweise jahrelang, dass Afrikanische Elefanten mithilfe ihrer akustischen Kommunikation auch Gefühle zeigen. „Das Verhalten von Elefanten bei einem Familien- oder Rudeltreffen oder bei der Ankunft eines Neugeborenen ist wirklich bemerkenswert“, sagt die Expertin.

Die Dickhäuter produzieren aber auch Geräusche einfach zum Spaß: Zum Beispiel imitierten einige Elefanten in einem Forschungsprojekt die Geräusche vorbeifahrender Lastwagen – offenbar aus reinem Vergnügen. Derartige Verhaltensweise stärken jedoch die Gemeinschaft der Elefanten, so Poole. Im Gegensatz dazu drücken die Tiere auch Trauer über ihre Rufe aus: Ein Tierpfleger beobachtete, dass verwaiste Elefantenbabys – deren Mütter gejagt wurden und dabei starben – morgens vor Trauer „schrien“.

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Informationen über Stimmung und Situation

Das Beispiel zeigt, dass auch Tiere – wie die Menschen – verschiedene Varianten von Lauten nutzen, um unterschiedliche Botschaften zu vermitteln. Tonhöhe und Klang der Tierstimmen verraten dabei, ob Frosch, Affe, Vogel und Co. entspannt, wütend oder aufgeregt sind. Die Unterschiede sind – unabhängig von der Tierart – sogar für den Menschen hörbar, wie ein Experiment der Freien Universität Brüssel bewies. Die Wissenschaftler vermuteten im Anschluss an ihre Untersuchung, dass es unter den Landwirbeltieren eine Art Universalcode für den Ausdruck von Gefühlen geben könnte.

Und auch die jeweilige Situation entscheidet über den Klang der Tierlaute: Forscher beobachteten zum Beispiel, dass Hennen ihren Küken durch verschiedene Töne bestimmte Mitteilungen machen: Ein langer, gluckender Ruf lockt abends zum Schlafen die Küken an, die sich dann für die Nacht unter die Flügeln der Hennen kauern.

Dabei gilt meist: Je sozialer eine Tierart lebt, desto häufiger und vielfältiger äußern sich die Individuen – vor allem, um sich in der Gruppe einzufügen und zusammenzuarbeiten. Als besonders kommunikationsfreudig gelten in Gruppen lebende Tiere wie Delfine, Primaten und Vögel, aber auch Elefanten, Kaninchen und Raubkatzen – wie beispielsweise Löwen, die brüllen, um mit anderen Tieren ihres Rudels in Verbindung zu bleiben oder um ihre Artgenossen zu suchen.

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Löwen brüllen einerseits, um ihre Artgenossen zu rufen und andererseits, um sich Respekt zu verschaffen. ©Olga Ernst /CC-by-sa 4.0

Für jede Gefahr ein passender Ton

Die tierischen Klänge fördern nicht nur den Zusammenhalt innerhalb der sozialen Gruppen – manche Laute dienen auch dem Schutz und der Warnung vor Gefahren. Zum Beispiel schlagen Primaten wie die Grünen Meerkatzen (Chlorocebus) Alarm, sobald ein Individuum einen Fressfeind bemerkt. Je nachdem, ob es sich um ein am Boden lebenden oder fliegenden Feind handelt, stößt die Meerkatze ein Gurgeln oder ein schrilles Zwitschern aus. So flüchten die Affen beispielsweise beim Angriff eines Leoparden automatisch in die Baumwipfel, bei einem Adler hingegen in nahegelegene Büsche.

Ähnlich differenzierte Warnlaute dokumentierten Biologen bei Amseln: Sie trällern in unterschiedlichen Tönen und Rhythmen – je nachdem, ob Gefahr von unten oder von oben droht. Und auch Raubkatzen schützen sich mithilfe ihrer Laute: So jagen etwa Löwenmännchen durch ihr mächtiges Brüllen andere Lebewesen von ihrer Höhle weg. Dabei unterscheidet sich dieses Brüllen von den Lauten, die die Tiere zur Kommunikation untereinander benutzen – es ist viel energischer.

Sprechen muss gelernt sein

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Auch Tiere müssen ihre Sprache erst lernen und erregen damit verschiedene Hirnregionen. ©Waidmann8x57 /CC-by-sa 4.0

Die Laute vieler Tiere sind als Schutz und Bindung überlebenswichtig. Kein Wunder also, dass die Grundlagen für die tierische Kommunikation angeboren sind – so zum Beispiel das „Schreien“ der Neugeborenen nach ihren Eltern. Dennoch ist die Tiersprache nicht von Geburt an komplett ausgeprägt: Jungtiere lernen erst mit der Zeit, akustische Signale so einzusetzen, dass sie mit anderen kommunizieren können. Dieser Lerneffekt ist sogar im Gehirn nachzuweisen: Bei Zebrafinken beobachteten Wissenschaftler, dass bei einem rufenden Küken andere Hirnregionen aktiviert werden als bei Erwachsenen.

Lernen müssen die Tiere auch, spezielle Laute bestimmten Situationen zuzuordnen. So beobachteten Biologen, dass beispielsweise erwachsene Meerkatzen nicht auf ihre Jungen reagieren, wenn sie beim Spielen fälschlicherweise Warnrufe aussenden. Neben der richtigen Anwendung lernen Jungtiere im Laufe der Entwicklung zudem, ihren Lauten eine individuelle Färbung zu geben. Bestimmte Singvogelarten singen zum Beispiel regional unterschiedlich. Auch bei Pottwalen, Delfinen und Bienen vermuten Forscher verschiedene Dialekte.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Klänge im Tierreich
Die Vielfalt tierischer Laute

Wenn Tiere kommunizieren
Tiersprache zur Verständigung und Warnung

Auf Partnersuche
Tiere locken mit ihrer Stimme

Die Töne der Meerestiefen
Meerestiere kommunizieren auf ihre Art

Spezialfall Stimme
Besondere Klänge im Tierreich

Laut, lauter, am lautesten
Tierische Rekordhalter der Lautstärke

Im Gespräch mit Fremden
Können Tiere andere Sprachen lernen?

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