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Ökologie

Elchtest: Lebensraum für Großhirsche?

Die weltgrößte Hirschart hat Verkehrsprobleme

Mit seiner majestätischen Größe verdient auch der Elch eine Erwähnung. Zwar handelt es sich nicht um ein Raubtier, aber die größte Hirschart der Welt gehört eindeutig zum Großwild: Bis zu 2,3 Meter hoch und über 700 Kilogramm schwer können männliche Exemplare werden. Kaum überraschend, das solche wandelnden Fleischberge ein beliebtes Jagdwild waren.

Der Elch (hier im Zoo im niederländischen Emmen) ist die größte Hirschart der Welt. © freeimages

Schrumpfende Wälder, schwindender Lebensraum

Verglichen mit anderen Tierarten ist der Elch noch gar nicht so lange aus Deutschlands Wäldern verschwunden: Die letzten Tiere starben etwa zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Allerdings waren die Bestände auch davor schon langsam aber stetig geschrumpft: Die ausgedehnten Waldlandschaften, in denen die Elche in ganz Nord- und Mitteleuropa lebten, wurden im Lauf der Jahrhunderte durch menschliche Besiedelung immer kleiner. Mit dem schwindenden Lebensraum verschwand allmählich auch der Elch.

Verbreitet ist er heute noch in Alaska und Kanada, Skandinavien und Russland. Auch in Polen und der Tschechischen Republik leben große Gruppen. Seit den 1970er Jahren, ganz besonders aber im vergangenen Jahrzehnt, tauchen auch in Deutschland wieder häufiger Elche auf. Besonders in Brandenburg und Bayern zeigen sich Tiere, die von Osten her über die Grenze kommen. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und lassen sich von den Grenzflüssen Oder und Neisse nicht aufhalten.

Beobachtungen und Fotofallen lassen vermuten, dass inzwischen ungefähr zehn Elche tatsächlich dauerhaft in Deutschland leben. In Brandenburg und Sachsen gab es sogar bereits Nachwuchs. Andere Exemplare wandern nur gelegentlich über die Grenzen, bleiben jedoch nicht lange. Bei entsprechendem Schutz steht einer erneuten Ansiedelung des Elches nicht viel im Weg: Anders als die großen Raubtiere stellt der Großhirsch weder Konkurrenz noch Bedrohung dar. Natürliche Feinde hat der Elch in Deutschland nicht zu befürchten – noch nicht. Bären sind noch nicht wieder heimisch, Wölfe und Luchse nur in recht geringer Zahl.

Schwedisches Elch-Warnschild © gemeinfrei

Natürlicher Feind: Das Auto

Umso gefährlicher jedoch ist ein nicht so natürlicher Feind: der Straßenverkehr. Der berüchtigte „Elchtest“ verhalf dem riesigen Hirsch vor einiger Zeit zu großer Aufmerksamkeit. Auch wenn es sich dabei in erster Linie um einen Medienbegriff handelte, so scheint der Test durchaus seine Berechtigung zu haben: In den skandinavischen „Elchländern“ und in Kanada sterben jedes Jahr mehrere tausend Elche bei Verkehrsunfällen, trotz intensiver Maßnahmen zum Schutz von sowohl Tier als auch Autofahrer.

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Die meisten Elch-Sichtungen in Deutschland finden ebenfalls im Straßenverkehr statt: Den Tieren fehlt die Scheu vor Autos, die sie nicht als Gefahr erkennen. Durch ihre Größe können sie bei einem Zusammenstoß auch dem Autofahrer gefährlich werden. Tragischerweise gab es so auch in Deutschland schon Todesfälle unter den zugewanderten Elchen. Sollten sich die Riesenhirsche aber weiter in Deutschland ausbreiten, sind die charakteristischen Elch-Warnschilder vielleicht auch hier bald alltäglich.

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Ansgar Kretschmer
Stand: 04.07.2014

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die Rückkehr der Wilden
Verschwundene Tierarten siedeln sich wieder in Deutschland an

Vom Rückkehrer zum Problembären
Die schwierige Beziehung zwischen Braunbär und Mensch

Luchs und Wildkatze
Rückkehr auf Katzenpfoten

Seehund und Kegelrobbe
Räuberische Meeressäuger an deutschen Küsten

Elchtest: Lebensraum für Großhirsche?
Die weltgrößte Hirschart hat Verkehrsprobleme

Der Uhu – Rettung im letzten Moment
Erfolgsgeschichte des deutschen Artenschutzes

Eingewanderte Neulinge
Waschbär und Marderhund erobern sich Lebensräume

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