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Ökologie

Bedrohte Wildkatzen sind in Deutschland wieder auf dem Vormarsch

Erste bundesweiter Wildkatzeninventur mit ermutigenden Ergebnissen

Europäische Wildkatze in einem Zoo in Slowenien. © Pinky sl./CC-by-sa 3.0

Die bedrohte Europäische Wildkatze breitet sich in Deutschland wieder aus. Sie kommt erstmals auch wieder in Wäldern vor, die zuvor als von ihr unbesiedelt galten. Das zeigen erste Ergebnisse eines mehrjährigen Projekts des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Bundesamts für Naturschutz (BfN), die heute im Kottenforst bei Bonn präsentiert wurden. Genetischen Analysen nach leben sowohl im Odenwald als auch im Kottenforst wieder mehrere Exemplare dieser seltenen Katzenart. Das Projekt stellt dabei das erste bundesweite genetische Monitoring dar, das für eine Säugetierart durchgeführt wird.

„Die Wiederbesiedelung ehemaliger Lebensräume ist ein erster Erfolg der intensiven Bemühungen zum Schutz der Wildkatzen“, konstatiert BfN-Präsidentin Beate Jessel in einer Mitteilung von BfN und BUND. Dies sei auch deshalb erfreulich, weil die Europäische Wildkatze ihren Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland habe und man damit eine besondere Verantwortung zu ihrem Erhalt habe.

Zerstückelung der Wälder isoliert Wildkatzen voneinander

Wie Jessel erklärt, sind Wildkatzen in Deutschland vor allem durch die Zerstückelung der Landschaft in isolierte Waldgebiete zurückgedrängt worden. Als Ursache dafür gelten neben Straßen auch die intensive Landwirtschaft und Siedlungen. Durch die Isolierung der Wildkatzen in voneinander getrennten Waldgebieten wird der Genaustausch zwischen den Populationen behindert. „Es gibt viele Hinweise darauf, dass die scheuen Tiere nicht in ausreichender Zahl zwischen einzelnen Waldgebieten wandern können“, erklärt Thomas Mölich, beim BUND verantwortlich für die genetische Wildkatzeninventur. Eine mögliche Folge davon sei Inzucht und damit eine Gefährdung der Art.

Nach Ansicht von Mölich zeigen die aktuellen Untersuchungsergebnisse das Bestreben der Tiere, neue Lebensräume in Deutschland zu besiedeln. Um diese Wanderungen zu ermöglichen, müssten aber weitere Hindernisse beseitigt werden.

Die Untersuchungen des Projekts „Wildkatzensprung“ begleiten die seit 2004 andauernden Bemühungen des BUND, die Waldgebiete durch sogenannte grüne Korridore wieder miteinander zu vernetzen. So soll der genetische Austausch zwischen den verschiedenen Lebensräumen der Wildkatzen ermöglicht werden. Langfristiges Ziel ist ein Waldverbund von insgesamt 20.000 Kilometern Länge.

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DNA aus Haarproben verrät Wildkatzenvorkommen

Für die Studie haben Wissenschaftler des Forschungsinstituts Senckenberg in Frankfurt im Auftrag von BUND und BfN bisher über 600 Haarproben von Tieren aus zunächst 14 deutschen Waldregionen genetisch ausgewertet. Neben zahlreichen Hinweisen auf streunende Hauskatzen wurden bei insgesamt 380 Proben Wildkatzen nachgewiesen, wie die Forscher berichten. Einige Tiere haben dabei Haare an unterschiedlichen Stellen hinterlassen und geben so wichtige Hinweise zum Wanderverhalten. Um an die Haare zu gelangen, hatten zuvor etwa 300 vorwiegend ehrenamtliche Unterstützer sogenannte Lockstöcke ausgebracht. Diese Holzpflöcke werden mit einer Katzen anlockenden Baldrianlösung besprüht. Die Tiere reiben sich am rauen Holz und hinterlassen dabei Haarproben, die abgesammelt werden können.

Die genetischen Untersuchungen der Wildkatzenpopulationen in Deutschland sollen insgesamt drei bis vier Jahre dauern. Die jetzt veröffentlichten Daten sind Teilergebnisse des ersten Erhebungsjahres. „Mit steigender Zahl der untersuchten Proben erhoffen wir uns sehr detaillierte Aussagen über Wanderverhalten und Verwandtschaftsverhältnisse“, sagt Carsten Nowak, zuständiger Wissenschaftler beim Forschungsinstitut Senckenberg.

(BUND/BfN, 20.11.2012 – NPO)

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