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Chemie

Eine Frage der Bindung

Von starken und schwachen Molekül-Wechselwirkungen

In der Chemie geht es um die Wechselwirkungen zwischen Teilchen, seien es neutrale Moleküle oder Ionen, also positiv oder negativ geladene Teilchen. Und es geht um die Reaktionen der Teilchen miteinander. Dabei kommt es zu chemischen Bindungen und es entstehen neue Stoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften.

PGA-Nahtmaterial
Dieses chirurgische Nahtmaterial aus Polyhydroxyessigsäure (PGA), besteht aus Untereinheiten, deren schwache Bindungen sich im Gewebe von selbst auflösen. © gemeinfrei

Leichte Trennung und Sollbruchstellen

Die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen können stark oder schwach sein, ebenso verhält es sich mit den chemischen Bindungen. Stark ist eine chemische Bindung, wenn sie von anderen Reagenzien nicht so leicht gebrochen werden kann wie eine schwache Bindung, wobei sich Bindungen gegenüber dem einen Reagenz robust und stabil verhalten können, gegenüber einem anderen wiederum nicht. Beides hat Vor- und Nachteile.

Will man etwa ein Material herstellen, das abbaubar ist, dann fügt man in dieses gezielt zahlreiche Sollbruchstellen in Form schwacher Bindungen ein. Ein Beispiel ist die sogenannte Polyhydroxyessigsäure auch Polyglycolsäure (PGA) genannt: Sie wird in der Medizin als chirurgisches Nahtmaterial verwendet und enthält zahlreiche Sollbruchstellen in Form von Esterbindungen. Unter physiologischen Bedingungen reagieren die Esterbindungen mit Wasser, und diese Reaktion sorgt dafür, dass die Wundfäden mit der Zeit in kleine, für den Körper harmlose Moleküle zerlegt werden – die Naht verschwindet scheinbar von selbst.

Pfanne mit Antihaftbeschichtung
Das in Antihaft-Pfannen eingesetzte Polytetrafluorethylen bekommt seine Stabilität und Antihaft-Eigenschaften von starken Fluor-Kohlenstoffbindungen. © Konstik/ Getty images

Teflon und die starken Bindungen des Fluors

Ein Beispiel für den Vorteil starker Bindungen ist die allseits bekannte Teflonpfanne, die fettfreies Braten erlaubt, weil das Bratgut nicht an der Pfanne anhaften kann. Das wird möglich, weil die Innenseite der Pfanne mit Polytetrafluorethylen beschichtet ist – das sind lange Moleküle, sogenannte Polymere, die als Basis eine Kohlenstoffkette haben. Jedes Kohlenstoffatom trägt zwei Fluoratome, an den äußeren Kohlenstoffatomen der Kettenenden sind es sogar drei.

Fluor ist das elektronegativste Element, das wir Chemiker kennen: Fluoratome ziehen Bindungselektronen näher an sich heran als alle anderen Atome in Verbindungen. Das macht die Polymere an ihren Fluorsubstituenten partiell negativ, so dass sich eine teilweise geladene schützende Hülle bildet.

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Dieser Effekt ist für die schlechte Oberflächenhaftung des Bratguts in der Pfanne ebenso verantwortlich wie für die hohe chemische Stabilität: Kohlenstoff-Fluor-Bindungen zählen zu den stärksten Einfachbindungen.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Baukasten der Moleküle
Wie Chemiker Treibhausgas-Käfige und andere molekulare Konstrukte erzeugen

Eine Frage der Bindung
Von starken und schwachen Molekül-Wechselwirkungen

Käfige für langlebige Treibhausgase
Wie Chemie gegen fluorierte Gase helfen kann

Von Ringen und Würfeln
Molekulare Gebilde mit ästhetischem Anspruch

Verschachtelte Würfel
Wie komplexere geometrische Konstrukte entstehen

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