Ein Enzym und ein bereits als Antioxidans bekannter Wirkstoff können den Körper gegen die Folgen einer Malariainfektion schützen und schwere Krankheitsverläufe verhindern. Der jetzt in der Fachzeitschrift “Proceedings of the National Academy of Sciences” (PNAS) Mechanismus greift den Erreger nicht direkt an, daher besteht keine Gefahr einer Resistenzbildung.
Malaria ist die häufigste Tropenkrankheit weltweit. Mehr als eine Millionen Menschen sterben jährlich daran, knapp 300 Millionen erkranken Jahr für Jahr neu. Einen echten Schutz beispielsweise durch eine Impfung gibt es noch nicht, viele der Medikamente gegen die Krankheit wirken nicht mehr, weil der Erreger, der einzellige Parasit Plasmodium falciparum, inzwischen resistent geworden ist.
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Enzym schützt gegen Malariafolgen
Jetzt haben Wissenschaftler des Instituto Gulbenkian de Ciência in Portugal einen bisher unbekannten Mechanismus entdeckt, der den Körper vor einem schweren Verlauf der Infektion schützen kann. Wie das von Miguel Soares geleitete Forscherteam bereits zuvor herausgefunden hatte, setzt die Zerstörung der roten Blutkörperchen durch Plasmodium das Hämoglobin, den roten, sauerstoffbindenden Farbstoff des Blutes frei. Einmal außerhalb der Zelle, stößt das Molekül seine aktiven Zentren, die so genannten Häm-Gruppen, ab und löst damit schwere Krankheitssymptome aus.
Doch ein nun von den Forschern bei infizierten Mäusen entdecktes körpereigenes Enzym, die Häm-Oxygenase-1 (HO-1), wirkt dem entgegen: Es baut die Häm-Gruppen schnell ab und schützt daher vor den Symptomen. In weiteren Versuchen entpuppte sich ein weiterer, als Antioxidans bekannter Wirkstoff, das N-Acetylcystein (NAC) als ebenfalls wirksam gegen schwere Krankheitsverläufe.
Keine Gefahr der Resistenzentwicklung
„Die antioxidative Wirkung von HO-1 ist Teil der natürlichen Abwehrstrategie des Wirts gegen den Malariaparasiten”, erklärt Soares. „Es hat einen starken schützenden Effekt gegen die Malaria, aber seltsamerweise scheint es den Parasiten selbst nicht direkt zu beeinträchtigen.“ Während die normale Reaktion des Immunsystems gegen die Malaria in einigen Fällen so stark ausfallen kann, dass der Patient an dieser Reaktion sogar stirbt, besteht bei dem durch HO-1 ausgelösten Schutzmechanismus offenbar eine solche Gefahr nicht.
Schutzwirkung neuer Ansatz für Therapien
Nach Ansicht der Forscher könnte er sich daher als Alternative zu bisher gebräuchlichen Therapien zur Behandlung der Krankheit eignen. Letztere sind in der Regel direkt gegen den Parasiten gerichtet und fördern daher auch die Entwicklung von Resistenzen. Eine auf HO-1 basierende Behandlung dagegen hätte zum Ziel, den Organismus des betroffenen Menschen zu stärken und ihn so vor einem schweren Verlauf der Krankheit zu schützen. Gleichzeitig erlaubt dies dem Körper, den Erreger durch die eigene starke Immunreaktion vernichten, ohne dass der Patient darunter leidet.
„Zudem könnte man die gleiche Strategie auch bei einer Reihe von anderen Infektionskrankheiten nutzen und deren Therapie verbessern“, so Soares. Die Wissenschaftler sind zurzeit dabei, genau dies zu erforschen.
(Instituto Gulbenkian de Ciência (IGC), 18.08.2009 – NPO)