Das Gas- und das Bremspedal der Zellteilung sind so genannte Onkogene und Tumorsuppressorgene. Sind sie permanent aktiv, können sich Zellen unkontrolliert teilen und einen Tumor bilden. Forscher haben jetzt herausgefunden, auf welchem Weg das Onkogen c-MYC beziehungsweise das von ihm kodierte Protein wirkt und Tumorzellen auf Chemotherapeutika mit Zelltod und nicht mit einer Blockade der Zellteilung reagieren lässt.
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„Mit Hilfe dieser Erkenntnisse könnte es Zukunft möglich sein, das Wachstum von Tumoren gezielter zu unterdrücken“, hofft Professor Dr. Heiko Hermeking vom Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Science“ (PNAS).
Attraktive Zielstruktur für Krebsmedikamente
In rund 50 Prozent aller Tumoren ist das so genannte c-MYC Onkogen überaktiv. Dadurch wird zu viel c-MYC Protein gebildet. Das c-MYC ist aber ein zentraler Knotenpunkt der Zellteilungsregulation und zum Beispiel beim Dickdarmkarzinom immer in zu großer Menge vorhanden. Es ist ein Transkriptionsfaktor, der andere Gene reguliert, welche wiederum die Effekte von c-MYC auf die Zellteilung vermitteln.
„Um die Entstehung von Tumoren zu verstehen, ist es daher wichtig, die Gene und Mechanismen zu identifizieren, mit Hilfe derer das c-MYC Protein Zellen dazu bringt sich unkontrolliert zu teilen“, erklärt Hermeking. Aufgrund seiner zentralen Bedeutung gilt c-MYC als attraktive Zielstruktur für Krebstherapeutika.
Signalkette im Detail aufgeklärt
Die Forschergruppe um Hermeking kam nun der genauen Wirkweise von c-MYC auf die Spur. Sie konnte zeigen, dass c-MYC das AP4 Gen aktiviert, so dass AP4 Protein gebildet wird. Dieses Protein wiederum unterdrückt die Bildung eines zentralen hemmenden Regulators der Zellteilung (p21), indem es dessen regulatorische Region im Genom besetzt. Dadurch reagieren Tumorzellen nicht mehr auf Substanzen, die bei normalen Zellen zur Blockierung der Teilung führen. Im Fall von Chemotherapeutika führt dies letztlich zum selektiven Zelltod der Tumorzellen.
Außerdem fanden die Forscher heraus, dass Dickdarmkarzinome im Gegensatz zu normalem Dickdarmgewebe durchweg hohe Mengen des AP4 Proteins bilden. Diese Erkenntnisse könnten es in Zukunft ermöglichen, durch Eingriffe in diese Signalkette die Teilung von Tumorzellen gezielter zu verhindern.
(Ruhr-Universität Bochum (RUB), 25.09.2008 – DLO)