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Technik

Wenn Küchenschaben verzweifeln

Forscher testen Nanobeschichtungen, auf denen Insekten keinen Halt finden

An den neuen Oberflächen rutscht selbst dieser Schabenfuß ab. © Technische Universität Dresden

Den Tricks fleischfressender Pflanzen abgeschaut ist eine neue nanostrukturierte Oberfläche, die Wissenchaftler nun entwickelt und getestet haben. Selbst Kletterkünstler unter den Insekten wie beispielsweise Küchenschaben, finden an solchen ultraglatten Wänden keinen Halt mehr – und können sich daher nicht ausbreiten.

Fleischfressende Kannen- oder Schlauchpflanzen machen es den Forschern vor: aus ihren glatten Trichtern können einmal hereingelockte Insekten nicht mehr entkommen, sie rutschen schlicht und einfach ab. Möglich macht das nicht etwa eine völlig glatte, sondern eine mikroskopisch raue Oberfläche: hier versagen nämlich die hochentwickelten Krallen- und Haftsysteme der Tiere. Christoph Neinhuis, Professor für Botanik an der TU Dresden, hat diesen Antihafteffekt, der dem „Lotus- Effekt“ genannten Prinzip der Selbstreinigung von Pflanzenblättern ähnelt, nun genauer untersucht. Seine Idee: die biologisch inspirierte Antihaftoberfläche, die die Ausbreitung von Insekten, wie zum Beispiel Schaben in Wohnanlagen, verhindert.

Gemeinsam mit Stanislav Gorb vom Max- Planck-Institut für Metallforschung untersuchte Neinhuis in den letzten neun Monaten verschiedene anti-adhäsive Beschichtungen: solche, die die komplizierten Haftsysteme der Insekten durch winzige ablösbare Partikel verschmutzen und damit unbrauchbar machen, aber auch Varianten, die ihnen durch eine ganz spezielle Oberfläche einen Halt prinzipiell unmöglich machen.

Wie die Oberfläche dafür am besten beschaffen sein muss, analysierten die Wissenschaftler anhand der fleischfressenden Pflanzen. Eine Schicht aus winzigen, vielfältig und bizarr geformten Wachskristallen verleiht deren Fangtrichtern ihre verhängnisvolle Antihafteigenschaft. Solche Oberflächen versuchten die Dresdner Forscher nachzubilden, indem sie Metall- oder Polymerfolien mit verschiedenen Beschichtungen versahen, wie sie die Industrie in den neunziger Jahren für schmutzabweisende Oberflächen entwickelt hat.

Aus der Studie wurde ein abgeschlossenes Projekt. Den Forschern gelang es nicht nur, solche berflächen herzustellen, es zeigte sich zudem, dass dies nur überdies nur wenige Cent pro Quadratmeter kostet. Der Massenfertigung durch einen interessierten Industriepartner stünde demnach eigentlich nichts im Wege. In wenigen Monaten, so glaubt der Forscher, könnte eine solche Anti-Krabbel-Beschichtung bereits praktisch im Einsatz sein: Lüftungs- und andere Schachtsysteme könnte man dauerhaft unbegehbar für Insekten machen. Der raschen Verbreitung der unliebsamen Gäste innerhalb von Gebäuden wäre damit wirkungsvoll der Kampf angesagt.

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(Technische Universität Dresden, 24.09.2007 – NPO)

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