Ein internationales Forscherteam hat Neues über die frühe Evolution der Knochenfische herausgefunden. Bei Untersuchungen an fossilen Kieferknochen konnten die Wissenschaftler die ältesten und primitivsten bekannten Vertreter dieser so genannten Osteichthyes identifizieren. Die Forscher stellen ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe von Nature vor.
Die Knochenfische – zu denen auch alle landlebenden und sekundär aquatischen Wirbeltiere als ihre Abkömmlinge gehören – sind die zahlenmäßig größte Gruppe unter den heutigen Fischen. Neben ihnen existieren noch die Gruppen Agnatha (Neunaugen und Schleimfische) und Chondrichthyes (Haie, Rochen und Seekatzen). Fossil lassen sich die Knochenfische bis ins früheste Devon vor circa 416 Millionen Jahren zurückverfolgen.
Die systematische Zugehörigkeit zweier älterer möglicher Vertreter aus dem Silur war bisher unter Wissenschaftler heftig umstritten. So zeigten die bisherigen Funde, bei denen es sich ausschließlich um isolierte Schuppen und Knochenreste handelte, Merkmale auch anderer, bereits im Paläozoikum ausgestorbener, Fischgruppen.
Die Untersuchung von bezahnten Kieferknochen dieser Fische, einem Maxillare von Lophosteus und einem Dentale von Andreolepis durch Forscher um Markus Dorka vom Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität Berlin hat nun eindeutig gezeigt, dass diese tatsächlich die ältesten und primitivsten bekannten Stammgruppenvertreter der Osteichthyes sind.
Zahnwechsel belegt Ursprünglichkeit
Der Zahnwechsel von Lophosteus und Andreolepis folgt einem Muster, so die Forscher in Nature, das so bei moderneren Osteichthyes nicht auftritt und den ursprünglichen Charakter der beiden Gattungen unterstreicht. Bei nahezu allen anderen Vertretern der Gruppe ersetzen neue Zähne ihre ausgefallenen Vorgänger.
Lophosteus und Andreolepis haben jedoch nach Angaben der Wissenschaftler mehrere Zahnreihen. Neue Zähne wachsen anscheinend auf der Kieferinnenseite hinter den alten Zähnen an, auch wenn die alten Zähne noch nicht ausgeworfen wurden. Diese Form des Zahnwechsels ähnelt dem der Haie. Das ist nach Ansicht der Forscher ein Hinweis darauf, dass sich die eigentlich sehr unterschiedliche Bezahnung von Haien und den Osteichthyes von demselben Grundmuster ableiten lässt.
(idw – Humboldt-Universität Berlin, 08.08.2007 – DLO)