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Psychologie

Was wirkt besser: Strafe oder "Liebesentzug"?

Wirtschaftsforscher und Biologe analysierten Interaktion beider Prinzipien

Kaum eine Gesllschaft kommt ohne die Kooperation ihrer Mitglieder aus. Aber wie kann diese sichergestellt werden? Grundsätzlich kommen dafür zwei Hauptfaktoren in Frage: eine direkte Bestrafung für „Abweichler“ oder eine Art sozialer „Liebesentzug“, die Ächtung. Was aber wirkt besser? Und was wird wann eingesetzt?

Wie motiviert man Menschen ihrer sozialen Verantwortung in der Gesellschaft nachzukommen? Wie erreicht man, dass Staaten ihren Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten? Diese für die Menschheit zentralen Fragen gehen auf die gleiche Basis zurück: Die Frage, wie entgegen den – durchaus naturgemäßen – egoistischen Tendenzen trotzdem eine Kooperation erreicht werden kann. Für solche so genannte sozialen Dilemma-Situationen haben Forscher durchaus Lösungen gefunden – bisher allerdings zwei sehr unterschiedliche.

Wirtschaftswissenschaftler wiesen nach, dass eine direkte Bestrafung von Nicht-Kooperation am ehesten zu einer Stabilisierung der Kooperation führt, Biologen dagegen zeigten, dass der Entzug sozialer Unterstützung eine Kooperation am effektivsten sicherstellt. Was aber wirkt besser? Und wie sieht es mit der Balance beider Prinzipien aus?

Genau das wollten die Ökonomin Bettina Rockenbach von der Universität Erfurt und der Evolutionsbiologe Manfred Milinski vom Max-Planck Institut für Limnologie in Plön herausfinden. Sie haben die Interaktion dieser beiden Mechanismen untersucht und ihr Ergebnios nun in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht.

Es zeigte sich, dass selbst wenn Menschen mit einer schlechten gesellschaftlichen Reputation bereits durch den Entzug sozialer Unterstützung "bestraft" wurden, ihre Mitmenschen nicht auf eine zusätzliche direkte Bestrafung verzichten wollen – selbst wenn diese für den Strafenden kostspielig und damit letztlich von Nachteil ist.

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Wenn sie die Wahl haben, bevorzugen Menschen sogar eine Gesellschaft, in der sie Trittbrettfahrer zusätzlich direkt bestrafen können. Die Interaktion von Reputation und Strafe führt jedoch dazu, dass kostspielige Strafen in der Praxis nur noch selten und dann sehr gezielt eingesetzt werden. Ihre abschreckende Wirkung verlieren sie dabei jedoch nicht.

Das Fazit der Forscher: Strafen gehört genauso zu menschlichen Gesellschaften wie die Wahrung des guten Rufs, jedoch kann das Strafen auf "Härtefälle" beschränkt werden, wenn der gute Ruf ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor ist.

(Universität Erfurt, 07.12.2006 – NPO)

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