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Klima

Klimaschaukel verbindet Arktis und Antarktis

Meeresströmung verknüpft Nord- und Südhemisphäre während der Eiszeit

Das European Project of Ice Coring in Antarctica (EPICA) hat zum Ziel Eiskerne im Dronning Maud Land zu bergen. © Josef Kipfstuhl / AWI

Die Klimabedingungen von Arktis und Antarktis beeinflussen sich stark gegenseitig – zumindest während der Eiszeiten. Darauf deuten neue Untersuchungen an einem Eiskern aus der Südpolregion hin. Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature berichten, waren in der Zeit von 20.000 bis 55.000 Jahren vor heute beide Hemisphären durch eine ungewöhnliche „Klimaschaukel“ miteinander verknüpft.

Die Antarktis erwärmte sich immer dann, wenn der Norden kalt und der Export von warmem Wasser aus dem Südozean reduziert war. Umgekehrt begann die Antarktis sich jedes Mal dann abzukühlen, wenn während Wärmeereignissen im Norden vermehrt warmes Wasser in den Nordatlantik strömte.

Selbst kürzere und schwächere Temperaturveränderungen im Süden, so die Wissenschaftler des Forschungsprojektes EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica), waren damals durch die Änderungen der Meeresströmungen im Atlantik direkt mit schnellen Temperatursprüngen im Norden assoziert.

Die Forscher ermittelten dies, indem sie Klimazeitreihen von Eiskernen aus der Antarktis und von Grönland erstmals ausreichend präzise synchronisierten. Dazu nutzten sie die Information vergangener Methankonzentrationen, die in Luftblasen in den Eiskernen archiviert ist. Die Untersuchungen wurden unter anderem an einem neuen EPICA Eiskern aus Dronning Maud Land (EDML) im atlantischen Sektor der Antarktis durchgeführt. An dieser Probenstelle ist die zeitliche Auflösung der Eisbohrkerne erstmals hoch genug, um solche Klimaeffekte nachweisen zu können.

Auch kleinere Klimaschwankungen betroffen

Eiskerne speichern Klima der Vergangenheit © Hubertus Fischer / AWI

Der Vergleich zeigte, dass die so genannte "bipolare Klimaschaukel" im Verlauf der gesamten Eiszeit und vermutlich auch darüber hinaus aktiv war. "Es ist wirklich erstaunlich, wie systematisch dieser Prozess auch für kleinere Klimaschwankungen im Südozean wirkte. Unsere Daten zeigen, dass die Stärke der Erwärmung im Süden linear von der Dauer der Kälteperiode im Norden abhängt", sagt Hubertus Fischer, Paläoklimatologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven.

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Die Studie fasst die Arbeit der EPICA-Wissenschaftler aus zehn europäischen Ländern zusammen: Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Norwegen, Schweden und Schweiz. "Diese Studie ist ein gutes Beispiel, wie Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen der Eiskernforschung Fächer übergreifend und international zusammenarbeiten. Ozeanmodellierer, Isotopenspezialisten und Glaziologen haben hier ihre Expertise zusammengetragen", so Professor Heinz Miller, wissenschaftlicher Leiter von EPICA.

Als deutscher Partner von EPICA ist das Alfred- Wegener-Institut für die Durchführung der Eiskern-Bohrung in Dronning Maud Land in der Antarktis verantwortlich. Am Institut in Bremerhaven wird eine Vielzahl der Analysen am Dronning Maud Land-Eiskern und die Fließmodellierung des Eises durchgeführt. Koordiniert unter dem Dach der European Science Foundation (ESF) wird EPICA durch Beiträge der beteiligten Länder und der europäischen Union finanziert. EPICA ist eines der zentralen Forschungsprojekte des Alfred-Wegener-Instituts im Forschungsprogramm "Meeres-, Küsten- und Polarsysteme" im Bereich "Erde und Umwelt" der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

(idw – Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 09.11.2006 – DLO)

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