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Mikrobiologie

Bakterien: Shampoo als Leibgericht

Wie Pseudomonas Hygiene-Attacken überstehen

Die Raum-Struktur des SDS-abbauenden Enzyms SdsA des Krankheitserregers Pseudomonas aeruginosa. Die Darstellung ist als Bändermodell wiedergegeben. Im Hintergrund ist die Verteilung einzelner Atome im Kristall zu erkennen. © GBF

Pseudomonas-Bakterien setzen sich häufig in den Atemwegen des Menschen oder in Wunden fest und lösen dort schwere Entzündungen aus. Warum der Erreger ausgesprochen widerstandsfähig ist und oft sogar in Shampoos und Seifen überlebt, haben jetzt Wissenschaftler entdeckt: Pseudomonas aeruginosa gibt ein Enzym ab, das die Wirkstoffe der Hygieneartikel unschädlich macht und dann zur Verdauung „freigibt“.

SDS – kurz für Sodiumdodecylsulfat – ist ein Grundbestandteil vieler schäumender Pflege- und Hygieneartikel wie Zahnpasten, Shampoos und Duschgels. SDS ist für viele Bakterien tödlich.

Aufgrund seiner seifenähnlichen Eigenschaften löst es ihre Zellmembran auf – wenn sie es nicht wie Pseudomonas durch das Verdauungsenzym SdsA unschädlich machen können.

Mittels Röntgenstrukturanalyse hat das Forscher-Team, dem Wissenschaftler der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) in Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie Kollegen aus Göttingen und Darmstadt angehörten, den räumlichen Aufbau von SdsA mit atomarer Genauigkeit untersucht und konnten dem Enzym jetzt bei der Arbeit regelrecht zusehen. Die Forscher fanden heraus, dass die Bakterien die molekularen Bruchstücke des von SdsA gespaltenen SDS aufnehmen und als Nährstoffe nutzen.

Erreger überleben in Shampoos

Die Widerstandsfähigkeit gegen SDS und die Fähigkeit, es sogar als Nahrung verwerten zu können, ist ein Grund dafür, dass sich der Erreger auch dort ansiedelt, wo er eigentlich gar nicht gern gesehen ist: Man findet Pseudomonas aeruginosa zum Beispiel in Waschbecken, Spülmaschinen und sogar Shampooflaschen.

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"Neben der damit einhergehenden Gesundheitsgefährdung ist auch der entstehende wirtschaftliche Schaden nicht zu unterschätzen", sagt GBF-Forscher Wolf-Dieter Schubert in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences USA (PNAS). "Rückrufaktionen sind nicht nur teuer, sondern beschädigen auch das Image der betroffenen Unternehmen."

(idw – Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF), 22.05.2006 – DLO)

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