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Umwelt

Internethandel mit geschützten Wildtieren blüht

Tests enthüllen massenhaft illegale Angebote

Junger Gorilla gewünscht? Zwei Jahre alte Giraffe für Ihren Privatzoo? Appetit auf Krokodilfilet? Elefantenfuß als Barhocker? Kein Problem, gibt es im Internet. Das Internet wird immer mehr zu einem Umschlagplatz für den illegalen Handel mit lebenden Tieren und mit Tierprodukten. In ausgewählten Ländern, darunter auch Großbritannien, USA, Kanada und Deutschland hat jetzt der Internationale Tierschutz-Fonds IFAW die gängigen Angebote überprüft. Die Bilanz ist erschreckend.

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Das Ergebnis: Allein in einer Woche wurden in Großbritannien 9.000 lebende Wildtiere oder Wildtierprodukte ausfindig gemacht. Wenigstens 70 Prozent gehörten solchen Arten an, die nach internationalem Recht geschützt sind. Dabei hatte sich der IFAW bei seinen Recherchen auf fünf Kategorien beschränkt: lebende Primaten, Elfenbein, Schildkrötenprodukte und solche anderer Reptilien sowie auf Wildkatzen. Aufgrund dieser Einschränkung wurde nur die Spitze des Eisbergs sichtbar.

Ende Juli hat der IFAW auch Deutschland abgesucht. Trotz der auch hier praktizierten Einschränkung auf wenige Kategorien kamen in nur 48 Stunden 353 Wildtiere und Wildtierprodukte zusammen. Die meisten Angebote illegal. 279 Objekte stammten von Elefanten. 42mal handelte es sich um lebende Affen. 12 Wildkatzenprodukte wurden gefunden, darunter ein Löwenfell, ein Tigerfell, mehrere Pranken und ein Schwanz vom selben Löwen. Auch das Krokodilfilet stand auf einer deutschen Webseite – möglicherweise legal, aber doch dubios.

Internet als optimale Plattform

Das Internet fördert die bereits bestehende Bedrohung vieler Arten, so die Bilanz des FAW. Der durch den Cybermarkt verstärkte massenhafte Handel könne Arten sogar endgültig an den Rand der Ausrottung bringen. In seinem Umfang gar nicht abzuschätzen sei das millionenfache Leiden der Tiere, das hinter diesem Handel stehe. Schon Einfangen und Transport von Wildtieren weisen eine hohe Todesrate auf. Viele Tiere sterben in Gefangenschaft einen frühen Tod.

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Das Internet bewirke, dass sich der legale als auch der illegale Markt für den Handel mit Tieren und Tierprodukten erheblich erweitert und dass sich neue Märkte auftun, wobei sich das tatsächliche Ausmaß des Handels allerdings nicht ermitteln lasse. Eine große Rolle spielen bestimmte Vorzüge: Der Internet-Handel ist leicht zu handhaben, er ist preiswert und anonym. Das Internet macht die Jagd, das Fallenstellen und den Handel immer profitabler. Die Kehrseite: noch mehr Raubbau an Tieren, noch mehr Leiden. Dies schließt natürlich auch den legalen Handel ein.

Maßnahmen nicht ausreichend

Wirksame Kontrollen sind nur bedingt möglich. Beim Internet-Handel reichen alle Maßnahmen bisher nicht aus, um mit den neuen Problemen fertig zu werden. Zwar haben sich mehrere Internet-Plattformen wie etwa Ebay – 80 Prozent der deutschen Angebote wurden dort gefunden – Regeln gegeben, nach denen ein illegaler Handel auf ihren Seiten nicht stattfinden darf. Aber auf die Einhaltung der Regeln wird dann kaum geachtet.

Lediglich einige professionelle Händler erklären ihre Übereinstimmung mit den internationalen Artenschutz-Abkommen und versichern, dem Angebot die erforderlichen Papiere beizulegen. Vielen Händlern mag überhaupt nicht klar sein, ob und inwiefern sie gegen Gesetze handeln. Manche benutzen das Internet dazu, gesetzliche Hürden zu umgehen. Ein deutscher Händler bietet zum Fell einer Großkatze zwar auf Wunsch das CITES-Zertifikat an, wünscht aber, dass der Käufer dafür zusätzlich 70 Euro ezahlt. Somit stellt er den Kunden vor die Entscheidung, nur mit viel Geld möglicherweise einen Legalitätsnachweis zu erwerben oder nicht.

Mit einer jetzt in mehreren Ländern anlaufenden Kampagne will der IFAW die internationale Öffentlichkeit auf das sich auftuende weite Feld der ungelösten Probleme des Tierhandels im Internet aufmerksam machen. Der IFAW fordert, daß die Regierungen aller Länder diesen Sektor mit mehr Aufmerksamkeit überwachen, die Lücken in den Rechtssystemen und im Vollzug ausfindig machen, die Gesetze verbessern und den Betreibern von Internet-Plattformen mehr Verpflichtungen auferlegen. Aber auch jeder Verkäufer und jeder einzelne Kaufinteressent sollte seine Verantwortung erkennen und danach handeln. Wünschenswert wäre es, in jedem Land eine Hotline einzurichten, bei der sich Käufer und Verkäufer kundig machen können.

(International Fund for Animal Welfare, 17.08.2005 – NPO)

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