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Geowissen

Krill „grast“ Eisschollen ab

22. Antarktisexpedition des Forschungseisbrechers Polarstern geht zu Ende

Polarstern: Haltestelle Eisscholle © AWI

Krillschwärme weiden Eisschollen von unten ab und südlich von Afrika schlummert ein bisher unbekannter unterseeischer Vulkan im Meer: Dies sind einige der wichtigsten Ergebnisse der 22. Antarktisexpedition des Forschungseisbrechers Polarstern, die jetzt langsam zu Ende geht. Am 21. Juni 2005 kehrt das Schiff des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung voraussichtlich nach Bremerhaven zurück.

Während der Fahrt von Bremerhaven in die Antarktis im Oktober 2004 entdeckten die Wissenschaftler mithilfe des Sedimentecholotes südlich von Afrika im Agulhas-Becken eine etwa tausend Meter hohe Erhebung, die einen unterseeischen Vulkan vermuten lässt. Die gewonnenen Daten wurden an die Internationale Hydrographische Organisation übermittelt, um internationale Seekarten zu verbessern.

Wimmelndes Leben unter der Eisscholle

Im Mittelpunkt der insgesamt achtmonatigen Expedition stand die Erforschung einer sechzehn Quadratkilometer großen Eisscholle im Weddellmeer. Im Rahmen des vom Alfred-Wegener-Institut organisierten Forschungsvorhabens ISPOL (Ice Station POLarstern), ankerte die Polarstern von Dezember 2004 bis Januar 2005 an der driftenden Eisscholle. Insgesamt 55 Wissenschaftler aus unterschiedlichsten Bereichen untersuchten die Veränderung des Meereises und der Lebewesen während des Frühjahrs auf der Südhemisphäre, wenn die Eisdecke auf ihrer Drift nach Norden langsam aufbricht und zerfällt.

Die Forscher entdeckten einen überraschend hohen Austausch zwischen Scholle und Atmosphäre, der auch auf die unerwartet hohe biologische Aktivität unter und im Eis zurückzuführen sein dürfte. Der Einsatz der wissenschaftlichen Tauchgruppe des Alfred-Wegener-Instituts und eines kleinen Unterwasser Roboters ergab einen faszinierenden Blick unter das Eis. Die Forscher entdeckten, dass die Unterseite der Eisscholle von großen Krillschwärmen abgeweidet wird.

Rolle des antarktischen Ozeans im globalen Klimageschehen untersucht

Ende Januar führte die Reise dann von Kapstadt ins Weddellmeer, wo ozeanographische Untersuchungen zur Erforschung der Rolle des antarktischen Ozeans im globalen Klimageschehen stattfanden. Im Weddellmeer erfolgt die Bildung von Tiefenwasser, das sich in die Becken des Weltmeeres ausbreitet und das tiefste Stockwerk der globalen Meereszirkulation darstellt. Das auf Polarstern durchgeführte Projekt ANDEEP-III (ANtarctic benthic DEEP-sea biodiversity) diente der Charakterisierung des Ökosystems Tiefsee im südlichen Ozean. Die Wissenschaftler untersuchten die biologische Vielfalt am Meeresbodens und ob das Weddellmeer ein Ursprungsgebiet für die Tierwelt angrenzender Tiefseegebiete darstellt.

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Auf der Rückreise der Polarstern aus der Antarktis wurde vom Kieler Institut IFM-GEOMAR bei etwa 30°S ein Forschungsprogramm durchgeführt und längerfristige Veränderungen der Wassermasseneigenschaften gemessen. Die Verfügbarkeit langfristiger Messreihen ist eine wesentliche Grundlage für Modelle, die Prognosen zu den Auswirkungen von Klimaänderungen erlauben.

Mehr als 30 Institute waren an dem in fünf Abschnitte unterteilten Forschungsprogramm im Südatlantik, Weddellmeer und der Scotiasee beteiligt.

(idw – Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 20.06.2005 – DLO)

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