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Biologie

Termiten als Urzeit-Bauern

Insekten begannen schon vor rund 30 Millionen Jahren mit der Pilzzucht

Einige Termitenarten sind echte Bauern - und legen solche Pilzgärten an © Judith Korb

Ältester Beleg tierischer Landwirtschaft: Forscher haben in Tanzania einen fossilen Pilzgarten entdeckt – angelegt von Termiten. Der Fund belegt erstmals, dass die Insekten bereits vor rund 30 Millionen Jahren als Bauern tätig waren. Dank der einzigartigen Symbiose mit der von ihnen domestizierten Pilzart konnten sich die Termiten neue Lebensräume erschließen und landschaftlichen Veränderungen trotzen.

Der Mensch ist nicht das einzige Lebewesen auf diesem Planeten, das Landwirtschaft betreibt. Auch einige Ameisen, Borkenkäfer und Termiten sind echte Bauern. Sie pflanzen aber weder Getreide noch Kartoffeln an, sondern züchten Pilze. So kultivieren Termiten der Unterfamilie Macrotermitinae etwa sogenannte Termitenpilze, die ihnen einen äußerst nützlichen Dienst erweisen: Sie zersetzen Pflanzenmaterial und produzieren daraus leichter verdauliche, proteinreiche Nahrung. Kurzum: Sie übernehmen eine Aufgabe, die bei anderen Insekten Darmbakterien erfüllen.

„Molekulare Vergleiche lassen den Schluss zu, dass diese hoch spezialisierte Beziehung vor 19 bis 49 Millionen Jahren begann und im Laufe der Evolution dieser Arten stets erhalten blieb“, sagen Wissenschaftler um Eric Roberts von der James Cook University im australischen Townsville. Bislang fehlten allerdings fossile Funde, die eine Domestizierung des Pilzes durch die Vorfahren der Macrotermitinae belegen. Ein Fund aus Tanzania ändert dies nun jedoch.

Ältester Beleg tierischer Landwirtschaft

In diesem 25 Millionen Jahre alten Termitennest stießen die Forscher auf die konservierten Gärten © H. Hilbert-Worf/ James Cook University

Im Südwesten des ostafrikanischen Landes stießen Roberts und seine Kollegen auf konservierte Pilzgärten, versteckt in einem 25 Millionen Jahre alten Termitenbau. Damit ist das Fossil der älteste Beleg tierischer Landwirtschaft – und bekräftigt die gängige Hypothese einer frühen Symbiose zwischen Pilz und Termiten.

Dank der exakt datierbaren Gärten können die Forscher nun auch den Ursprung dieser Beziehung genauer bestimmen. „Mithilfe der Funde haben wir neue molekulare Vergleiche angestellt und datieren den Ursprung der Symbiose zwischen Macrotermitinae und Termitenpilz auf etwa 31 Millionen Jahre“, schreiben die Wissenschaftler.

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Symbiose als Überlebensstrategie

Im afrikanischen Regenwald liegt demnach wahrscheinlich die Wiege der Termiten-Pilzzucht. Doch was löste diese einzigartige Symbiose aus? Vermutlich, so die Theorie der Forscher, hängt das Phänomen mit einem geologischen Umbruch zusammen, der sich zu der Zeit ereignete: „Damals entstand der Große Afrikanische Grabenbruch und die Landschaft änderte sich nachhaltig“, sagt Roberts.

Die Pilzzucht könnte den Termiten geholfen haben, auch in weniger lebensfreundlichen Umgebungen wie trockenen Savannen zu überleben, die sich damals auf dem afrikanischen Kontinent ausbreiteten. „Landwirtschaft zu betreiben, vergrößerte sowohl für die Termiten als auch für ihre Pilze das Spektrum möglicher Lebensräume – ähnlich wie Millionen Jahre später beim Menschen und den von ihm domestizierten Pflanzen und Nutztieren“, sagen die Wissenschaftler.

Umgekehrt hatte der Beginn dieser außergewöhnlichen Beziehung auch nachhaltige Auswirkungen auf die Ökosysteme Afrikas. Denn die von den Termiten angelegten Gärten beeinflussten die Konzentration von Nährstoffen im Boden – und formten die Entwicklung der Umgebung um diese unterirdischen „Felder“ damit wohl nicht unwesentlich mit. (PLOS ONE, 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0156847)

(National Science Foundation/ PLOS ONE, 27.06.2016 – DAL)

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