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Astronomie

Südliche Milchstraße im Submillimeter-Licht

ATLASGAL-Durchmusterung enthüllt das "kalte" Universum in unserer Galaxie

Die komplette Milchstraße im Submillimeter-Licht von ATLASGAL (rot)und im Infrarot (blau) © ESO/APEX/ATLASGAL consortium/ NASA/GLIMPSE consortium/ ESA/Planck

Neue Sicht auf unsere Galaxie: Astronomen haben erstmals den südlichen Teil der Milchstraße im Submillimeter-Bereich kartiert. Die Durchmusterung mit dem Atacama-Pathfinder-Experiment (APEX) in Chile liefert eindrucksvolle, hochauflösende Bilder von Sternenwiegen und dem dichten kalten Gas in unserer Galaxie. Die Submillimeter-Strahlung eröffnet zudem einen neuen Blick in das „kalte“ Universum – Materie nur knapp über dem absoluten Nullpunkt.

Unsere Heimatgalaxie ist noch lange nicht vollständig erforscht. Zwar haben Astronomen die Altersverteilung und auch den Wasserstoff in der Milchstraße schon ausgiebig kartiert. Dennoch entdecken sie in unserer Galaxie noch neue Sterne, Anomalien im interstellaren Gas und sogar ein zuvor verborgenes riesiges Schwarzes Loch.

„Kaltes“ Universum sichtbar gemacht

Das Projekt „APEX Telescope Large Area Surveys of the Galaxy“ (ATLASGAL) trägt nun dazu bei, unser Wissen noch ein Stück zu erweitern. Im Rahmen dieser Durchmusterung tasten Astronomen die Milchstraße im Submillimeter-Bereich ab, in einer Strahlung, die mit einer Wellenlänge von 0.87 Millimetern zwischen infrarotem Licht und Radiowellen liegt. Dies geschieht mit Hilfe des Atacama-Pathfinder-Experiment (APEX) in Chile.

Der große Vorteil: Das Submillimeter-Teleskop macht sozusagen das „kalte Universum“ sichtbar, denn es zeigt Gas und Staub, deren Temperatur nur ein paar Dutzend Grad über dem absoluten Nullpunkt liegt. Dadurch können Astronomen beispielsweise einen detailreichen Blick auf die Verteilung dichten, kalten Gases entlang der Ebene der Milchstraße gewinnen. Auch Sternenwiegen lassen sich damit in neuem Licht betrachten.

ATLASGAL-Abbildungen von drei unterschiedlichen Bereichen der Milchstraße: am Sternbild Schütze, am Skorpion und im Sternbild Schild. © ATLASGAL-Konsortium/Csengeri et al.

Neuer Blick auf die Milchstraße

Als Abschluss der ATLASGAL-Durchmusterung haben die Astronomen nun den Teil der Milchstraße kartiert, der von der Südhalbkugel der Erde aus sichtbar ist. Er ist besonders wichtig, weil er das Galaktische Zentrum beinhaltet. Die neue Karte deckt am Himmel eine Fläche von 140 Grad in der Länge und drei Grad in der Breite ab und ist damit viermal so umfassend wie frühere Ansätze. Zudem haben die neuen Aufnahmen eine höhere Auflösung.

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„ATLASGAL ermöglicht uns einen neuen und geänderten Blick in das dichte interstellare Medium in unserer Milchstraße“, sagt Leonardo Testi von der Europäischen Südsternwarte ESO. „Die jetzt erfolgte Veröffentlichung des kompletten Datensatzes eröffnet eine exzellente Möglichkeit für neue Entdeckungen.“

Riesige Molekülwolken und kaltes Gas

Mit Hilfe der neuen Aufnahmen und Daten können die Astronomen beispielsweise die riesigen Molekülwolken näher untersuchen, in denen neue Himmelskörper entstehen. „ATLASGAL bringt uns aufregende neue Erkenntnisse darüber, wo sich die nächste Generation von massereichen Sternen und Sternhaufen bildet“, erklärt Timea Csengeri vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie.

Durch Kombination mit Daten des Planck-Satelliten der ESA können Forscher zudem Submillimeter-Strahlung nachweisen, die über einen großen Himmelsbereich verteilt ist und daraus den Anteil dichten Gases im Inneren der Galaxis abschätzen. Auch eine vollständige Liste kalter und massereicher Wolken wurde auf Basis dieser Daten bereits erstellt. „Die moderne Astronomie geht immer von einem Multiwellenlängen-Ansatz aus“, schließt APEX-Leiter Karl Menten vom Max-Planck-Institut. „ATLASGAL fügt einen Blick aufs kalte Universum hinzu, und damit direkt hinein in die Wiegen junger Sterne.“

(ESO/ Max-Planck-Institut für Radioastronomie, 26.02.2016 – NPO)

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