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Medizin

Smog als Dickmacher?

Luftverschmutzung könnte das Risiko für Übergewicht erhöhen

Dicke Luft in Peking © Berserkerus / CC-by-sa 4.0

Schlechte Nachrichten für Großstädter: Dreckige Luft durch Feinstaub und Co lässt uns nicht nur schwerer atmen. Sie könnte uns auch krankhaft dick machen. Im Experiment entwickelten zumindest Ratten, die Pekinger Stadtluft atmen mussten, Stoffwechselstörungen und nahmen deutlich an Gewicht zu. Gilt dieser Zusammenhang auch für Menschen, gesellt sich ein weiterer Punkt in die lange Liste der möglichen Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung.

Luftschadstoffe gehören zu den größten Umweltrisiken für unsere Gesundheit. Insbesondere der sogenannte Feinstaub ist heute in vielen Großstädten allgegenwärtig. Die verschwindend kleinen Partikel in der Luft entstammen zum Beispiel den Auspuffen von Dieselmotoren, dem Reifenabrieb auf dem Asphalt, Baustellen oder der Intensivlandwirtschaft – und sie können nachweislich krank machen.

Krank durch Feinstaub

Wie Studien belegen, schadet die Feinstaub-Belastung unter anderem dem Gehirn, erhöht das Risiko für Lungenkrebs sowie Allergien und fördert sogar Frühgeburten.

Zudem gibt es Hinweise dafür, dass Luftverschmutzung auch die Entwicklung von Übergewicht in der Kindheit begünstigen kann – belastbare Belege fehlten allerdings bislang. Wissenschaftler um Yongjie Wei von der Duke University im US-amerikanischen Durham haben diesen Zusammenhang nun genauer untersucht.

Gestörter Stoffwechsel

Die Forscher testeten, wie Ratten reagieren, wenn sie Pekinger Stadtluft ausgesetzt sind – die chinesische Hauptstadt ist regelmäßig wegen schweren Smogs völlig vernebelt. Für die Studie setzten die Wissenschaftler eine Gruppe schwangerer Rattenweibchen sowie ihren Nachwuchs in eine Kammer mit Pekinger Luft. Eine Vergleichsgruppe atmete Luft, aus der ein Großteil der schädlichen Partikel zuvor herausgefiltert worden war. Beide Gruppen bekamen die gleiche Nahrung zu fressen.

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Die unterschiedliche Qualität der Luft wirkte sich deutlich auf den körperlichen Zustand der schwangeren Ratten aus: Nager, die der verschmutzten Luft ausgesetzt waren, waren am Ende der Schwangerschaft deutlich schwerer als ihre Artgenossen in der Vergleichsgruppe. Außerdem zeigte ihr Lungen- und Lebergewebe nach nur 19 Tagen deutliche Anzeichen einer Entzündung.

Die Ratten hatten zudem ein 50 Prozent höheres Level des „bösen“ LDL-Cholesterins in ihrem Blut sowie erhöhte Triglyzerid-Werte – beides sind Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen. Die Forscher fanden zudem Hinweise auf eine gesteigerte Insulinresistenz – ein Anzeichen für eine Diabetes-Typ-2-Erkrankung. „Solche Stoffwechselstörungen und chronische Entzündungen gelten als wichtige Verursacher von Übergewicht und Fettleibigkeit“, schreiben die Forscher.

Luftverschmutzung reduzieren

Ähnliche Symptome stellten die Wissenschaftler auch bei dem Nachwuchs der Ratten fest. Nach acht Wochen waren die männlichen Jungtiere 18 Prozent und die weiblichen zehn Prozent schwerer als der gleichaltrige Nachwuchs in der Kammer mit der sauberen Luft. Die negativen Effekte durch den Smog zeigten sich den Forschern zufolge nach drei Wochen noch nicht so deutlich wie nach acht. Erst eine Langzeit-Belastung führe demnach zu den körperlichen Veränderungen, die schließlich zu Übergewicht führen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Luftverschmutzung das Risiko für Fettleibigkeit erhöhen kann“, schließen die Forscher. In einem nächsten Schritt wollen sie versuchen, ihre Resultate auch am Menschen zu bestätigen. „Gelingt uns das, ist eins klar: Wir müssen die Belastung durch Smog unbedingt reduzieren“, konstatieren sie. (Journal of the Federation of American Societies for Experimental Biology, 2016; doi: 10.1096/fj.201500142)

(Duke University, Journal of the Federation of American Societies for Experimental Biology, 22.02.2016 – DAL)

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