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Zoologie

Hilfe für Katzen mit Epilepsie

Ein überaktives Immunsytem löst die Krampfanfälle der Stubentiger aus

Auch Hauskatzen leiden unter Epilepsie. © Usien / CC-by-sa 3.0

Ein internationales Forscherteam hat die Ursache für eine bestimmte Art der Epilepsie bei Katzen entdeckt: Das Immunsystem greift die eigenen Nervenzellen an. Damit ist diese Art der Epilepsie einer durch Hirnentzündung beim Menschen hervorgerufenen sehr ähnlich. Eine Immuntherapie, die heute schon für diese Epilepsieform beim Menschen eingesetzt wird, könne daher künftig auch den Katzen helfen, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Journal of Veterinary Internal Medicine“.

Bei Epilepsie schäumen vorübergehend die Signale der Nervenzellen im Gehirn unkoordiniert über. Dies löst krampfartige Anfälle aus, die den ganzen Körper oder auch nur Teile davon betreffen können. Auch Bewusstseinstrübungen und Gedächtnisausfälle sind möglich. Die Ursachen dieser Erkrankung sind heute nur zum Teil bekannt. Dazu gehören Hirntumore, bestimmte Infektionen, Hirnentzündungen (Enzephalitis) oder Stoffwechselkrankheiten. Doch die Erkrankung ist nicht auf den Menschen begrenzt: Auch Katzen können an Epilepsie erkranken.

Akos Pakozdy und seine Kollegen von der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben nun eine der bei Katzen vorkommenden Epilepsiearten genauer untersucht. Sie fanden heraus, dass die Erkrankung einer bestimmten beim Menschen vorkommenden Epilepsie stark ähnelt. Dort führt eine als Limbische Enzephalitis bekannte Hirnentzündung zu epileptischen Krämpfen, die meist die Gesichtsmuskeln und Arme nur einer Körperhälfte betreffen. Bei Katzen äußert sich ein Anfall etwa in zuckende Gesichtsmuskeln, einem starren Blick, Kaubewegungen sowie triefendem Speichel. Die Forschenden vermuten anhand ihrer klinischen Erfahrungen, dass diese Epilepsieform bei Katzen häufig auftritt.

EEG vor und während eines Anfalls © CC 2.0

Falsche Immunantwort

Wie Pakozdy und seine Kollegen herausfanden, entsteht die durch eine fehlgeleitete Immunantwort. Durch sie greift die körpereigene Immunabwehr bestimmte Proteine in der Zellmembran von Nervenzellen an. Indikator für diesen Prozess waren Antikörper im Blut der untersuchten Katzen, die gegen bestimmte Proteine in der Zellmembran von Nervenzellen gerichtet waren. Diese Proteine sind als Bausteine eines sogenannten Ionenkanals maßgeblich für die Weiterleitung und das Zustandekommen eines Signals verantwortlich.

Der betroffene Ionenkanal steuert die Durchlässigkeit der Zellmembran für positiv geladene Kaliumionen, je nachdem, welche elektrische Spannung an der Membran gerade herrscht. Er ist damit am Zustandekommen der schnellen Nervensignale, der sogenannten Aktionspotenziale, beteiligt. Greift das körpereigene Immunsystem nun die Bausteine dieser Ionenkanäle an, wird die Entstehung der Nervensignale gestört. Es kommt zu einer verstärkten Ausschüttung von Neurotransmittern und führt so zu Epilepsiesymptomen.

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Immuntherapie für Katzen?

Die Ergebnisse lassen die Forscher somit auf einen neuen Therapieansatz bei Katzen hoffen: Untersuchungen beim Menschen hatten ergeben, dass übliche Medikamente gegen Epilepsie bei dieser Krankheitsform kaum wirken. Immuntherapien stellten sich aber als sehr wirksam heraus. Da sich die Erkrankung bei Mensch und Katze ähneln, könnte eine Immuntherapie auch den Katzen helfen. Pakozdy betont: „Bei der Katzenepilepsie ist eine frühe Diagnose besonders wichtig, damit die richtige Therapie möglichst früh beginnen kann. Wir vermuten, dass sich dadurch die Aussichten auf Heilung deutlich verbessern.“ So könnten bald auch epileptische Katzen von einer Behandlung mit Immunpräparaten profitieren, sind die Forscher überzeugt.

(Journal of Veterinary Internal Medicine, 01.02.2013 – KBE)

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