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Neurobiologie

Ablagerungen in der Nase enthüllen Alzheimer

Diagnose bereits Jahre vor ersten Demenz-Symptomen möglich

Eiweiß-Ablagerungen in der Nasenschleimhaut verraten bereits lange vor den ersten Gedächtnisstörungen, ob ein Mensch an Alzheimer erkrankt ist. Das haben Forscher der Technischen Universität Darmstadt herausgefunden. Der Nachweis solcher Ablagerungen könne daher eine frühe Diagnose von Alzheimer erleichtern, sagen die Wissenschaftler. Bei den jetzt erstmals in der Nase entdeckten Ablagerungen handele es sich um das Tau-Protein, ein fehlgebildetes Eiweiß, das im Gehirn zum Absterben von Gehirnzellen und damit zur Alzheimer-Demenz führe.

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„Bisher war lediglich bekannt, dass sich die schädlichen Ablagerungen nicht nur in Hirnzellen, sondern auch in den Nervenzellen der Augen zeigen“, sagt Studienleiter Boris Schmidt von der TU Darmstadt. Daher habe man an neuen Farbstoffen gearbeitet, die diese Ablagerungen im Auge besser sichtbar machen sollten.

Frühe Alzheimer-Diagnose

Dabei entdeckten die Forscher, dass die neu entwickelten Farbstoffe nicht nur Eiweiße im Auge anfärbten, sondern auch Ablagerungen in der Nasenschleimhaut. Nach Angaben der Forscher zeigen sich die Ablagerungen bereits lange vor Ausbruch der ersten Demenzsymptome. Das ermögliche eine sehr viel frühere Diagnose der Alzheimer-Krankheit als mit Gedächtnistests oder den bisher üblichen bildgebenden Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie.

Eine frühe Diagnose sei wichtig für die Behandlung, sagen die Forscher. Da Alzheimer bis heute nicht heilbar ist, liegt die Hoffnung in Therapien, die ein Fortschreiten der Krankheit verzögern oder aufhalten. Wenn erste Symptome im Kurzzeitgedächtnis auftreten, seien aber schon erhebliche Schädigungen des Gehirns vorhanden, die mit bisherigen Mitteln nicht rückgängig gemacht werden können, meinen die Forscher. Als unabdingbar für eine wirkungsvolle Therapie gelte daher eine möglichst frühzeitige Diagnose der Erkrankung.

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Genauere Aussagen über Krankheitsstadium möglich

Wie die Forscher feststellen, ist die Menge der Ablagerungen in der Nasenschleimhaut sehr stark mit der Tau-Proteinmenge im Gehirn verknüpft. Daher erlaube die Untersuchung der Nasenschleimhaut bislang genauere Aussagen über das Krankheitsstadium als ein Scan des Auges.

„Je mehr Tau-Ablagerungen wir in den Nasen der Patienten gefunden haben, desto stärker waren auch die Hirnstrukturen befallen – ein solcher Zusammenhang konnte bei den Ablagerungen im Auge bislang nicht sicher festgestellt werden“, sagt Schmidt.

Früherkennung per Nasenspray und Endoskop

Konkret könnte eine Früherkennung per Nasenuntersuchung nach Angaben von Schmidt so aussehen, dass der Patient die Farbsubstanz in Tablettenform oder per Nasenspray bekommt. Der Mediziner müsse dann mit Licht-Endoskop untersuchen, ob angefärbte Eiweiße in der Schleim haut vorhanden sind.

Als nächstes wollen die Darmstädter Forscher herausfinden, wann im Krankheitsverlauf der früheste Zeitpunkt ist, an dem die Eiweiß-Ablagerungen in der Nase nachweisbar sind. Parallel dazu wird an der Ludwig-Maximilians-Universität in München bereits die endoskopische Diagnostik an Alzheimer-Patienten erprobt.

(Technische Universität Darmstadt / dapd, 16.11.2011 – NPO)

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