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Energie

Umweltschutz: Ostseepipeline wird nachgebessert

Betreiber willigt in zusätzliche Naturschutzmaßnahmen in Höhe von zehn Millionen Euro ein

Ostsee © WWF

Die Ostseepipeline wird wesentlich umweltverträglicher gebaut als ursprünglich geplant. Die Umweltorganisationen BUND und WWF haben beim Betreiber eine Reihe von zusätzlichen Naturschutzmaßnahmen beim Bau der Erdgasleitung durchgesetzt. Zudem werden die Gelder für Kompensationsmaßnahmen um mehr als zehn Millionen Euro aufgestockt. Im Gegenzug stellen BUND und WWF die Rechtsverfahren gegen den Planfeststellungsbeschluss ein und verzichten damit auf einen möglichen Baustopp.

Die Nord-Stream-Pipeline, auch Ostseepipeline genannt, soll ab 2012 russisches Erdgas vom Erdgasfeld Juschno-Russkoje durch die Ostsee nach Deutschland transportieren. Die Pipeline wird in weiten Teilen frei auf ebenen Stellen des Meeresgrunds verlaufen, im Bereich von Schifffahrtsrouten oder nahe Landungsstellen jedoch in einen mit Sand gefüllten Graben versenkt, um vor Beschädigungen durch Schiffsanker zu schützen. Baubeginnder Pipeline war der 6. April 2010. Umweltverbände in den Anrainerstaaten werfen den Betreibern vor, die Umweltrisiken des Baus zu verharmlosen und forderten Nachbesserungen.

Finanzielle Hilfen und mehr Rücksicht beim Bau

Nach erneuten Verhandlungen konnten die Umweltverbände Nord Stream nun dazu verpflichten, die Eingriffe in den Greifswalder Bodden beim Bau der Pipeline erheblich zu mindern. So wird der schlickreiche Mergelboden nun nicht mehr ins Meer gekippt, sondern an Land gebracht oder als Baumaterial verwendet. Dadurch wird eine unnötige Wasserverschmutzung vermieden, die ein Absterben von Meereslebewesen zur Folge gehabt hätte. Dies kommt unter anderem dem Heringslaich zugute. Zudem schloss das Unternehmen einen Vertrag mit den Fischern ab: Die Fangzeit für Heringe im Greifswalder Bodden wird im kommenden Jahr in der Laichzeit um zehn Tage verkürzt.

Verlauf der Pipeline © Samuel Bailey / CC-by-sa

Nord Stream wird außer den von den Behörden geforderten Auflagen zusätzliche Naturschutzmaßnahmen in der Ostsee in Höhe von zehn Millionen Euro realisieren. Darüber hinaus wird das Unternehmen finanzielle Mittel zur Behebung von bisher nicht vorhersehbaren Umweltfolgen der Pipeline als Garantieleistung bereitstellen. Es sollen bis zu 1.000 Hektar Naturschutzflächen geschaffen werden, um die durch den Bau entstandenen Schäden auszugleichen. Nord Stream übernimmt für 35 Jahre die Unterhaltungskosten für diese Fläche.

Mehr Geld für Schutz- und Ausgleichsmaßnahmen

„Die Einigung ist ein bahnbrechender Erfolg für den Schutz der Ostsee“, freut sich Jochen Lamp, Leiter des Ostseebüros des WWF Deutschland. Mit Hilfe der zusätzlichen Finanzmittel können nun ohne Zeitdruck Naturschutzprojekte in den Ostsee-Lebensräumen entwickelt und umgesetzt werden. Das betrifft unter anderem Maßnahmen, um die Sauerstoffknappheit in dem ohnehin belasteten Meer zu verbessern. Ins Auge gefasst ist zum Beispiel die Schaffung großer Feuchtgebiete in Küstennähe. In Frage kommt auch die Verlegung von Deichen, um Platz für überflutete Salzwiesen zu schaffen.

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WWF und BUND sind insgesamt mit den Nachbesserungen zufrieden, Corinna Cwielag, Geschäftsführerin des BUND Mecklenburg-Vorpommern sagte: „Wir haben ein Vielfaches von dem für den Ostseeschutz erreicht, was die Behörden durchsetzen konnten oder wollten. Wir haben die Genehmigung des Bergamtes, die nur einen 40prozentigen Ausgleich der Schäden vorsah, revidiert

– damit haben wir das Hauptziel unserer Klage erreicht.“ Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland sprach von einem, „historischen Ergebnis“. Man habe der Natur am Meeresgrund erstmals einen für Investoren spürbaren materiellen Wert gegeben und die Eingriffe in die Meeresnatur mit Kosten belegt. Das werde weltweit Maßstäbe für die Zukunft setzen.

(WWF, 23.04.2010 – NPO)

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