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Physik

Wofür Beamte neben der Arbeit noch Zeit haben

Den Nobelpreis gab es nicht für E = mc²

Band 17 der renommierten Fachzeitschrift „Annalen der Physik“ im Jahre 1905 war kein gewöhnlicher Band. Vielmehr enthielt die Ausgabe einen Artikel mit dem zunächst wenig Aufmerksamkeit erzeugenden Titel: „Über einen die Erzeugung und Verwandlung von Licht betreffenden heuristischen Gesichtspunkt“. Noch ahnte niemand, dass der Verfasser – ein Beamter im Patentamt – für diesen Artikel 16 Jahre später den Nobelpreis erhalten würde.

1905 war überhaupt ein äußerst produktives Jahr für Einstein. Innerhalb kürzester Zeit verfasste er mehrere Arbeiten, von denen jede einzelne einem Wissenschaftler zu Weltruhm hätten verhelfen können. Trotzdem treten hinter der populären Relativitätstheorie Einsteins übrige Werke oft genug in den Hintergrund.

Was Einstein noch so machte

Die „Theorie der Brownschen Bewegung“ umfasst eine Erklärung für die Bewegung kleinster Teilchen in einer Flüssigkeit. Einstein erkannte, dass diese Molekularbewegung durch Stöße der sie umgebenen Atome und Moleküle verursacht wird. Sein zweiter Artikel „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“ beinhaltet die Spezielle Relativitätstheorie, die er später zu der bekannten sogenannten Allgemeinen Relativitätstheorie erweiterte.

Die dritte Arbeit befasst sich mit Lichtquanten. Einstein erweiterte hier die Quantenhypothese von Max Planck, welche besagt, dass Wellen wie Licht und Röntgenstrahlen nur in bestimmten Paketen, den sogenannten Quanten, abgegeben werden können. Einstein dehnte diese Idee auf die Hypothese von Lichtquanten aus, indem er vermutete, dass bei niedrigen Temperaturen und kleiner Wellenlänge die Vorstellung von unabhängigen Lichteinheiten (Photonen) angemessen sei. Bis dahin wurde Licht allgemein als Welle betrachtet und nun sollte es sich unter bestimmten Umständen verhalten, als ob es aus Teilchen bestehe? Kein Wunder, dass diese gewagte Hypothese zunächst auf Ablehnung stieß.

Übers Ziel hinausgeschossen?

Max Planck lehnte diese Vorstellung noch acht Jahre später ab. Dennoch bemühte er sich, Einstein zum Mitglied in der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu gewinnen und setzte sich für ihn ein. Als Entschuldigung für die seiner Meinung nach falsche Hypothese sagt Planck: „Daß er in seinen Spekulationen gelegentlich auch einmal über das Ziel hinausgeschossen haben mag, wie z. B. in seiner Hypothese der Lichtquanten, wird man ihm nicht allzu sehr anrechnen dürfen. Denn ohne einmal ein Risiko zu wagen, läßt sich auch in der exaktesten Wissenschaft keine wirkliche Neuerung einführen.“

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Erst 1914 kam mit den Arbeiten von Nils Bohr und der Möglichkeit, die Frequenzen der Spektrallinien genau zu berechnen, die allgemeine Anerkennung von Einsteins Lichtquantenhypothese. 1921 griff dann das Nobelkomitee auf diese Arbeit zurück und verlieh Albert Einstein den Nobelpreis für Physik für seinen Beitrag zur Quantentheorie – und nicht für das E = mc², das auf jedem zweiten Einstein-Poster verewigt ist.

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Stand: 22.03.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Albert Einstein
Wie die Zeit relativ wurde und die vierte Dimension entstand

War Einstein ein schlechter Schüler?
Vom hässlichen Entlein zum strahlenden Schwan

Ehrwürdiger eidgenössischer Tintenscheisser
Einstein als kleiner Angestellter

Als das Universum noch vorstellbar war
Zeit und Raum vor Einstein

Jedem eine eigene Uhrzeit
Das Ende der absoluten Zeit

Raum und Zeit wurden zu Kaugummi
Was folgt aus der Relativitätstheorie?

Relativitätsrummel
Eine Sonnenfinsternis bringt den Beweis

Wofür Beamte neben der Arbeit noch Zeit haben
Den Nobelpreis gab es nicht für E = mc²

Im Kampf mit der blonden Bestie
Politik, Barbarien und Aufrufe zum Mord

Als 330.000 Menschen starben
Eine Gleichung mit Konsequenzen

Das gute Gewissen eines Handwerkers
Welche Schuld trifft Einstein am Bau der Atombombe?

Mythos Einstein
Was ist geblieben?

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