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Ökologie

Ameisen als Gärtner

Pilzkulturen unter der Erde

Schwer trägt die Blattschneiderameise an dem Stück Blatt, das sie eben mithilfe ihrer scharfen Mundwerkzeuge von einem fast einen Kilometer entfernten Baum geschnitten hat. Über einen der Eingänge des sich über mehr als 100 Meter erstreckenden Nestes transportiert sie es in eine der zahlreichen Kammern. Aber wozu?

Sorgfältige Arbeiterinnen

Blattschneiderameisen kultivieren Pilze. Die gesammelten Blätter werden von den Arbeiterinnen zerkaut, der dabei entstehende Brei wird in speziellen Pilzkammern ausgelegt. Darauf wachsen dann die Pilzfäden, die unserem Brotschimmel ähneln. Nach einiger Zeit bilden sich nährstoffreiche Verdickungen (Ambrosia-Körperchen), die sogenannten „Kohlrabiköpfchen“, die von den Ameisen abgeerntet werden.

Mit der Pflege der Kulturen verbringen die Arbeiterinnen viel Zeit: Die Pilzhyphen werden ständig mit den Mundwerkzeugen bearbeitet – diese „Beschneidung“ der Ernte führt zu einer Ertragssteigerung. Die Ameisen verhindern auch ein Ausbreiten fremder Pilze, deren Sporen unweigerlich mit den abgeschnittenen Blattstücken in das Nest eingetragen werden. Zu diesem Zweck sind die Tiere noch eine weitere Symbiose zu Bakterien eingegangen, die ein Antibiotikum produzieren. Dieses Antibiotikum schützt nun den anderen Symbiosepartner, den kultivierten Pilz, vor der Ausbreitung seiner Konkurrenten.

Wettlauf zwischen Verhungern und Aufzucht

Diese Methode der Kultivierung scheint den Blattschneiderameisen große Erfolge zu bescheren. Immerhin erreichen ihre Kolonien eine gewaltige Größe von mehreren Millionen Arbeiterinnen. Der angebaute Pilz ist dabei völlig domestiziert. Ohne die Symbiose zu den Ameisen ist er nicht in der Lage, sich selbstständig über Sporenbildung zu vermehren.

Wird eine neue Kolonie gegründet, so nimmt die Königin vor ihrem Hochzeitsflug einige der Pilzfäden in ihrer Mundtasche auf. Nach der Begattung bilden diese Fäden dann den Grundstock für eine neue Zucht. Die Königin bringt beträchtliche Opfer auf, um dem Pilz zu raschem Wachstum zu verhelfen. Bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, düngt die Königin den Pilz mit ihrem Kot. Sie selber ernährt sich von ihren eigenen Eiern, auch die Larven werden mit Eiern gefüttert. Dabei verliert sie ständig an Gewicht. Sie steht sozusagen in einem Wettlauf zwischen dem Verhungern und der Aufzucht einer genügend großen Gruppe von Arbeiterinnen, die ihr Überleben sichert.

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Stand: 22.04.2000

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Symbiosen
Eine Hand wäscht die andere

Miteinander - Gegeneinander
Interaktionen verschiedener Arten

Wichtiger als man denkt
Symbiotische Beziehungen sind mehr als Lehrbuchbeispiele

Raus aus der Ursuppe
Endosymbiose stand am Anfang höheren Lebens

Biene Maja und Co.
Auch bei der Bestäubung profitieren beide Partner

Höher als das Empire State Building
Riffwachstum mithilfe von Symbionten

Evolution
Kein Fortschritt ohne Symbiose

Ameisen als Gärtner
Pilzkulturen unter der Erde

Algen als Sklaven von Pilzen?
Flechten - immer als erste da

Freispruch für die Termiten
Eine Symbiose mit drei Partnern

Ein ungleiches Paar
Die Grundel als Alarmanlage

Mitfahrgelegenheit gegen Schutz
Eine Abmachung zwischen Einsiedlerkrebsen und Anemonen

Wie eine Festung verteidigt
Von Ameisen die auf Akazien leben

Bakterien überall
Ohne Bakterien geht es nicht

Pflanzenfressen will gelernt sein
Was Kühe und Koalas gemeinsam haben

Wie im Paradies
Bakterien als Symbionten des Menschen

Licht an
Leuchtkraft dank Bakterien

Nahrungsergänzung bei Leguminosen
Stickstoff-Fixierung in den Wurzelknöllchen

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