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Geowissen

Nie wieder Schmalkalden?

BDG fordert Programm zur Erkundung des geologischen Untergrunds in Deutschland

GPS-Messungen © G. McGimsey / AVO / USGS

Schmalkalden in Thüringen am 1. November: Mit lautem Getöse tut sich um drei Uhr nachts urplötzlich ein riesiges „Loch“ im Boden auf. Mindestens zwölf Meter tief ist der Krater inmitten eines Wohngebietes am Ende, sein Durchmesser beträgt sogar rund 35 Meter. Wie durch ein Wunder gibt es weder Opfer noch größere Sachschäden zu beklagen. Dennoch zeigt dieses Beispiel nach Ansicht des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler (BDG): Der geologische Untergrund ist in Deutschland bei weitem nicht so gut und intensiv untersucht, wie es notwendig wäre.

„Das Unglück hat wahrscheinlich natürliche Ursachen, aber das muss erst noch genau analysiert werden“, erklärt Dr. Hans-Jürgen Weyer, der Geschäftsführer des BDG. Schmalkalden ist jedoch kein Einzelfall: Immer wieder kommt es in Deutschland zu Unglücksfällen und Havarien, die auf den geologischen Untergrund zurückzuführen sind.

Hangrutschungen, Bohrunfälle und einstürzende Schächte

So sind etwa Hangrutschungen wie am Concordiasee bei Nachterstedt in Sachsen-Anhalt im Juli 2009 oder der Einsturz alter Bergwerksschächte im Ruhrgebiet bei Vielen noch in guter Erinnerung. Und vor kurzem gab es in Wiesbaden einen Störfall bei einer Bohrung.

„Insbesondere große Bauvorhaben wie der U-Bahnbau in Köln oder die Erschließung oberflächennaher geothermischer Energie verlangen dringend spezielle geologische Untersuchungen, sonst kann es schnell gefährlich werden“, erklärt Weyer.

Kaum Personal, zu wenig Geld

Zuständig für solche Arbeiten sind bei uns neben einigen Unternehmen aus der Geobranche vor allem die Staatlichen Geologischen Dienste und verschiedene geowissenschaftliche Hochschulinstitute. Die Crux an der Sache: Letztere haben seit einigen Jahren mit drastischen Sparzwängen zu kämpfen. „Es fehlt fast überall sowohl an qualifiziertem Personal als auch an den nötigen Sachmitteln, um die zahlreichen anfallenden Aufgaben erledigen zu können“, sagt Weyer.

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Der BDG fordert deshalb eine bessere finanzielle Ausstattung der Staatlichen Geologischen Dienste und der geowissenschaftlichen Hochschulinstitute in Deutschland – und ein nationales Programm zur Erkundung des Untergrundes. Denn nur so können die vielen geologischen Wissenslücken so schnell wie möglich geschlossen werden.

Gefahren erkennen und Lagerstätten identifizieren

Bessere Kenntnisse über den Untergrund in Deutschland tragen nicht nur dazu bei, drohende Gefahren frühzeitig zu erkennen, sie haben auch noch einen weiteren wichtigen Effekt: Sie ermöglichen es Geowissenschaftlern, wichtige Rohstoff-Lagerstätten in Deutschland zu identifizieren.

„Angesichts der immer weiter steigenden Rohstoffknappheit wäre dies wohl fast genauso wichtig, wie die Vermeidung von geologisch bedingten Unfällen wie im thüringischen Schmalkalden“, meint Weyer.

(Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG), 04.11.2010 – DLO)

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