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Raumfahrt

Jules Verne dockt an ISS an

Premiere für europäische Raumfahrt

Schematischer Schnitt durch das ATV angedockt an die ISS. Der 8,5 Meter lange Raumfrachter hat ein Nutzlastsegment, in dem so genante "Trockenfracht", wie beispielsweise Instrumente für die Wissenschaft, befördert wird. Diese ist in so genannten ISPRs (International Standard Payload Racks) untergebracht, so dass sie auch auf der ISS problemlos verstaut werden kann. In diesem Segment herrscht Druck, ähnlich dem auf der Erdoberfläche. Es wird von den Astronauten beim Ent- und Beladen von der Station aus betreten. © ESA

Der europäische Raumtransporter ATV „Jules Verne“ hat gestern um 16.45 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ), erfolgreich an der Internationalen Raumstation ISS angedockt. Dies teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit.

„Jules Verne“ war in der Nacht zum 9. März 2008 mit Versorgungsgütern, Ersatzteilen und Experimenten an Bord einer Ariane 5 ES-Rakete gestartet und wurde 26 Tage in der Erdumlaufbahn getestet. Mit ATV hat Europa jetzt seinen eigenen autonomen Zugang zur ISS.

„Mit diesem Flug hat die Jahrzehnte lange Arbeit europäischer Ingenieure, Techniker und Wissenschaftler einen weiteren Höhepunkt erreicht. Allein die Technologie zur vollautomatischen Kopplung eines Raumschiffes ist für die Raumfahrt eine Investition in die Zukunft.“, sagte Professor Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR. „Der aktuelle erfolgreiche ATV-Flug und die folgenden geplanten Einsätze eröffnen neue Möglichkeiten, über die Zukunft auch der bemannten Raumfahrt in Europa nachzudenken.“

Raumfahrernation Deutschland

Und auch der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos, zeigte sich hoch erfreut über das geglückte Ankopplungsmanöver: „Die europäischen Raumfahrtingenieure haben damit ein weiteres Mal ihre Exzellenz bewiesen. Ich bin besonders stolz, dass deutsche Firmen und deutsches Fachwissen – wie schon beim Raumlabor Columbus – einen ganz wesentlichen Anteil daran haben. Deutschland hat damit erneut seine Stellung unter den weltweit führenden Raumfahrtnationen behauptet.“

Das ATV (Automated Transfer Vehicle, Automatischer Raumtransporter) befand sich zu Beginn des Andockmanövers an einem Punkt 39 Kilometer hinter und fünf Kilometer unterhalb der ISS. Begonnen hatte der Anflug zur Raumstation gegen 12.33 Uhr MESZ. Nach dem Abfliegen der bereits bei den Demonstrationsmanövern absolvierten Wegpunkte erreichte der Raumtransporter um zirka 15.17 Uhr MESZ den Sicherheitssektor hinter der ISS.

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Russisches Servicemodul Svesda als Ziel

Bereits vorher, bei einer Entfernung von 3.500 Metern zum Kopplungspunkt, dem russischen Servicemodul Svesda, wurde das KURS-Radar aktiviert. Die letzte Phase des Anfluges navigierten das Videometer, die Telegoniometer und das relative GPS zentimetergenau. Dabei durfte die Abweichung der von der ISS reflektierten Messsignale nicht mehr als drei Zentimeter betragen.

Um 16.45 Uhr MESZ war es dann soweit: Überwacht durch die Kontrollzentren und durch die Astronauten der ISS-Stammbesatzung dockte das ATV selbstständig an die ISS an. Das erste Betreten des Raumtransporters ist für den 4. April gegen 10.15 MESZ geplant.

Mit dem Flug des ATV „Jules Verne“ sind noch weitere Premieren für die europäische Raumfahrt verbunden: Die Trägerrakete Ariane 5 ES wurde speziell auf den Transport des Raumtransporters angepasst. Zum ersten Mal transportierte sie 20 Tonnen Nutzlast ins All und hatte die Internationale Raumstation zum Ziel.

Ebenso gab es erstmalig eine orbitale Wiederzündung der Oberstufe der Ariane-Rakete, die nicht bei einem Textflug, sondern innerhalb einer Mission, bei einem so genannten operationellen Flug stattfindet.

Vier weitere Flüge bis 2013?

Bis 2013 sind vier weitere Flüge geplant, die wesentlich zur Versorgung der ISS beitragen werden. Glos: „Das erfolgreiche Andockmanöver hat nun den Weg zur Produktion der für diese Versorgungsflüge benötigten vier ATV geebnet. Der entsprechende Vertrag zwischen ESA und EADS-Astrium mit einem Wert von 870 Millionen Euro wird in Kürze gezeichnet. Der Anteil deutscher Unternehmen an der Produktion der ATV-Raumtransporter liegt bei rund 46 Prozent oder 400 Millionen Euro und belegt einmal mehr Bedeutung und Leistungsfähigkeit des Hochtechnologie- und Raumfahrtstandortes Deutschland.“

(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)/Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, 04.04.2008 – DLO)

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