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Medizin

Luftverschmutzung macht die Lunge alt

Feinstaub und Co schaden der Lungenfunktion und erhöhen das Risiko für COPD

Luftverschmutzung
In vielen Metropolen der Welt herrscht dicke Luft durch Feinstaub und Co. © bo1982/ iStock.com

Dicke Luft: Die Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden erhöht nicht nur das Asthmarisiko, sondern lässt die Lunge auch vorzeitig altern. Wie eine Studie offenbart, nimmt die Lungenfunktion durch verpestete Luft deutlich ab – ähnlich wie durch natürliche Alterungsprozesse. Darüber hinaus steigt durch die Belastung das Risiko für die schwere Lungenerkrankung COPD. Einmal mehr wird damit deutlich, wie schädlich die weltweite Luftverschmutzung für unsere Gesundheit ist.

Ob Feinstaub, Stickoxide oder andere Schadstoffe: Die weltweite Luftverschmutzung schadet bekanntermaßen unserer Gesundheit. Studien deuten darauf hin, dass die chronische Belastung mit „dicker Luft“ Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs und sogar kognitive Defizite fördert. Auch das Risiko für Atemwegserkrankungen wie Asthma kann dadurch nachweislich steigen. „Der Einfluss der Luftverschmutzung auf die allgemeine Lungenfunktion und das Risiko für COPD ist dagegen weniger gut erforscht“, erklären Wissenschaftler um Dany Doiron von der McGill University in Montreal.

Um dies zu ändern, hat das Forscherteam nun Daten der „UK Biobank Study“ ausgewertet. Für diese britische Langzeitstudie hatten 303.887 Erwachsene im Alter zwischen 40 und 69 Jahren zwischen 2006 und 2010 an einer Reihe von Lungenfunktionstests teilgenommen. Außerdem wurden mithilfe von Fragebögen Informationen zu ihren Lebensumständen und ihrer sonstigen Gesundheit erhoben. Würde sich ein Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung am Wohnort der Teilnehmer und ihrer Lungengesundheit zeigen?

Ältere Lunge durch Feinstaub

Die Wissenschaftler nutzten ein gängiges Modell, um die Belastung der Probanden mit unterschiedlichen Luftschadstoffen zum Zeitpunkt der Studie abzuschätzen. Dabei konzentrierten sie sich vor allem auf Stickstoffdioxid (NO2) sowie den gröberen PM10- und den feinen PM2,5-Feinstaub mit Partikeln von weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser. Einflussfaktoren wie Alter, Körpergewicht oder das Rauchen rechnete das Team bei seinen Auswertungen heraus.

Die Ergebnisse enthüllten: „Eine höhere Belastung war bei jedem Schadstoff signifikant mit einer geringeren Lungenfunktion assoziiert“, berichten die Forscher. So nimmt die Lungenfunktion mit zunehmendem Alter zwar natürlicherweise ab – die Luftverschmutzung scheint diesen Prozess jedoch zu beschleunigen. Konkret zeigte sich zum Beispiel beim PM2,5-Feinstaub: Pro fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, denen die Probanden im jährlichen Durchschnitt mehr ausgesetzt waren, reduzierte sich die Lungenfunktion ähnlich stark wie durch zwei zusätzliche Lebensjahre.

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Erhöhtes Risiko für schwere Lungenkrankheit

Auch das Risiko für die schwere Lungenkrankheit COPD steigt durch verschmutzte Luft offenbar. Wer in Gegenden mit PM2,5-Konzentrationen über der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen durchschnittlichen Höchstbelastung von zehn Mikrogramm pro Kubikmeter lebte, war demnach sogar viermal anfälliger für COPD als Personen, die Zuhause passiv rauchten. „Dieses Ergebnis stimmt mit einer kürzlich veröffentlichten Studie aus Taiwan überein, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen PM2,5-Feinstaub und dem COPD-Risiko festgestellt hat“, erklärt das Team.

Wie die Wissenschaftler berichten, schienen Studienteilnehmer aus Haushalten mit geringerem Einkommen besonders stark unter den negativen Effekten der Luftverschmutzung zu leiden. Dies könnte ihnen zufolge unter anderem mit einem schlechteren Zugang zu Einrichtungen der Gesundheitsversorgung zusammenhängen oder mit armutsbedingten Einflüssen auf die Lungenentwicklung in der Kindheit. Die genauen Mechanismen, die diesem Phänomen zugrunde liegen, seien jedoch noch unbekannt.

Recht auf saubere Luft

„Insgesamt bestätigt diese große Studie, dass die Belastung mit verschmutzter Luft der menschlichen Gesundheit ernsthaft schaden kann“, konstatiert der nicht an der Untersuchung beteiligte Präsident der European Respiratory Society Tobias Welte. „Der Zugang zu sauberer Luft ist ein fundamentales Bedürfnis und Recht aller Bürger Europas. Regierungen haben eine Verantwortung, dieses Recht zu schützen, indem sie dafür Sorge tragen, dass die Belastung in den Städten die geltenden Grenzwerte nicht überschreitet“, so seine Forderung.

Die derzeit in der Europäischen Union geltenden Grenzwerte für PM2,5-Feinstaub sind übrigens deutlich höher als die der WHO. Sie liegen mit 25 Mikrogramm pro Kubikmeter über den Konzentrationen, die in der Studie bereits die Lungenfunktion beeinträchtigten, wie die Wissenschaftler abschließend betonen. (European Respiratory Journal, 2019; doi: 10.1183/13993003.02140-2018)

Quelle: European Lung Foundation

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