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Medizin

Covid-19: Organ-Schäden auch nach mildem Verlauf

Funktionsdefizite an Lunge, Herz und Nieren auch nach neun Monaten feststellbar

Covid-19
Selbst nach milden Verläufen von Covid-19 bleiben subtile Schäden an Lunge, Herz und Nieren zurück. © wildpixel/ iStock.com

Subtile Folgen: Auch wenn eine Coronavirus-Infektion mild oder symptomlos verläuft, hinterlässt sie Spuren an den Organen, wie eine Studie in Hamburg zeigt. Demnach sind die Funktionen von Lunge, Herz und Nieren um bis zu drei Prozent eingeschränkt – und dies selbst mehrere Monate nach der Infektion. Außerdem gibt es Hinweise auf vermehrte Thrombosen in den tiefen Beinvenen, wie die Forscher berichten. Im Gehirn fanden sie hingegen keine anhaltenden Veränderungen.

Schon länger ist klar, dass eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anhaltende Spuren hinterlassen kann: Vor allem nach schwereren Verläufen von Covid-19 bleiben häufig messbare Schäden an Organen wie Herz, Lunge oder Nieren zurück, viele Patienten leiden auch Monate nach ihrer Erkrankung noch an Erschöpfung, Schmerzen oder körperlichen Defiziten, auch neurologische Spätfolgen sind nicht selten.

Untersuchung neun Monate nach einer milden Infektion

Doch wie sieht es bei Patienten mit einem asymptomatischen oder milden Verlauf von Covid-19 aus? Bleiben auch bei ihnen Spätfolgen zurück? Diese Frage haben Elina Larissa Petersen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und ihre Kollegen erforscht. Sie führten eine umfassende medizinische Untersuchung bei 443 Menschen durch, die gut neun Monate zuvor eine Coronavirus-Infektion durchlebt hatten. Keiner von ihnen hatte damals stärkere Symptome oder musste stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Die Daten der zwischen 45 und 74 Jahre alten Testpersonen glich das Forschungsteam mit einer Kontrollgruppe ohne Coronavirus-Infektion aber ansonsten ähnlichen Gesundheitsdaten ab. „Die umfassenden Datensätze inklusive der Magnetresonanz-Tomographie des Herzens und des Gehirns sowohl bei SARS-CoV-2-Betroffenen wie auch in der Kontrollgruppe erlaubte eine organübergreifende Analyse“, erklärt Petersens Kollege Raphael Twerenbold.

Defizite bei Herz, Lunge und Nieren

Die Untersuchungen ergaben: Obwohl keine der Testpersonen schwer an Covid-19 erkrankt war, fanden die Wissenschaftler Anzeichen für mittelfristige Organschädigungen. So war die Lungenfunktion auch nach neun Monaten noch um ein bis drei Prozent verringert und der Atemwegswiderstand leicht erhöht. Beim Herzen hatte die Pumpkraft um ein bis zwei Prozent abgenommen, außerdem deutete ein im Schnitt 41-prozentiger Anstieg eines Markerproteins im Blut auf eine erhöhte Herzbelastung hin.

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Auch die Nierenfunktion war bei den Genesenen um rund zwei Prozent herabgesetzt, wie das Team berichtet. „Am wichtigsten aber: Unsere Daten deuten auf eine signifikant höhere Häufigkeit von tiefen Beinvenen-Thrombosen während der SARS-CoV-2-Infektion hin“, so Petersen und ihre Kollegen. Im Ultraschall zeigte sich dies an einer Verhärtung der tiefliegenden Venen, wie sie oft nach einer Thrombose zurückbleibt.

Am Gehirn konnte das Forschungsteam dagegen keine bleibenden Schäden feststellen. Auch kognitive Ausfälle oder Defizite zeigten sich bei den von mildem Covid-19 Genesenen nicht.

Schädigungen subklinisch, aber Folgeerkrankungen möglich

Die Ergebnisse legen nahe, dass Covid-19 selbst bei einem milden Verlauf Schäden in verschiedenen Organen verursacht. Diese sind auch neun Monate nach der akuten Infektion noch nachweisbar. „Die Erkenntnis, dass selbst ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser Organe führen kann, hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einherzugehen scheint“, sagt Twerenbold.

Beruhigend immerhin: Die Organschädigungen bleiben in der Regel subklinisch, wie die Wissenschaftler erklären: Für die Betroffenen sind die Einschränkungen meist nicht spürbar. Dennoch kann es nach Angaben der Forschenden sinnvoll sein, Covid-19-Patienten auch nach ihrer Infektion zu überwachen, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. „Die Ergebnisse ermöglichen es uns dann, frühzeitig mögliche organische Folgeerkrankungen zu erkennen und die entsprechenden therapeutischen Maßnahmen einzuleiten“, erklärt Koautor Stefan Blankenberg vom UKE. (European Heart Journal, 2022; doi: 10.1093/eurheartj/ehab914)

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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