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Medizin

Aloe: Gift statt Wundermedizin?

EFSA stuft Inhaltsstoffe aus Aloe-Blättern als krebserregend ein

Extrakte aus Blättern von Aloe-Pflanzen sollen unter anderem die Verdauung fördern. © Mashuk/ iStock.com

Von wegen Heilpflanze: Bestimmte Inhaltsstoffe aus den Blättern von Aloe-Pflanzen können Krebs auslösen und die DNA schädigen. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Problematisch sind demnach sogenannte Hydroxyanthracen-Derivate. Diese Substanzen kommen in den äußeren Blattschichten der Pflanzen vor und sind oft in Nahrungsergänzungsmitteln mit Aloe enthalten. Solche Produkte seien daher als gesundheitlich bedenklich zu bewerten, schreibt die Behörde.

Schönheitsexperten und Naturheilkundler sagen Aloe-Pflanzen wahre Wunderwirkungen nach. Das Gel in den Blättern der Wüstenbewohner speichert enorm viel Wasser. In Cremes und Salben soll es daher Feuchtigkeit spenden und geschundene Haut bei der Regeneration unterstützen – zum Beispiel nach einem Sonnenbrand. Auch bei Ekzemen und Dermatosen gilt die Aloe als hilfreich.

Die Kraft der Heilpflanzen soll sich auch bei innerer Anwendung zeigen. So regen Aloe-Extrakte als Inhaltsstoff in Kapseln, Säften und Joghurt beispielsweise die Verdauung an und wirken abführend. Dieser Effekt ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Das Problem: Nahrungsergänzungsmittel mit Aloe enthalten oft sogenannte Hydroxyanthracen-Derivate. Diese pflanzlichen Anthranoide kommen in der obersten Schicht der Blätter der Pflanzen vor und stehen schon länger im Verdacht, möglicherweise krebserregend zu sein.

Erhöhtes Krebsrisiko

Doch geht von anthranoidhaltigen Aloe-Zubereitungen wirklich ein gesundheitliches Risiko aus? Dieser Frage hat sich nun die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gewidmet. Dafür wertete sie alle verfügbaren wissenschaftlichen Studien aus, die sich mit einem potenziellen Zusammenhang zwischen Hydroxyanthracen-Derivaten und Gesundheitsschäden beschäftigen.

Das Ergebnis: Zumindest einige Substanzen aus dieser Gruppe scheinen tatsächlich gesundheitsgefährdend zu sein. So gibt es den Experten zufolge Belege dafür, dass die in vielen Aloe-Arten vorkommenden Verbindungen Emodin, Aloeemodin und Danthron die DNA schädigen können. In Tierversuchen lösten diese Stoffe Krebs aus. Zudem bringen epidemiologische Untersuchungen die regelmäßige Verwendung von Abführmitteln mit einem erhöhten Dickdarmkrebs-Risiko in Verbindung, wie das Team berichtet – viele dieser Mittel enthalten Hydroxyanthracen-Derivate.

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„Gesundheitlich bedenklich“

Insgesamt kommt die EFSA zu dem Schluss, dass alle Hydroxyanthracen-Derivate als genschädigend und krebserregend betrachtet werden sollten – solange es keine eindeutigen Gegenbeweise gibt. Obwohl gewisse Unsicherheiten blieben, seien Aloe-Extrakte mit solchen Inhaltsstoffen als gesundheitlich bedenklich zu bewerten. „Wir können derzeit keine tägliche Aufnahmemenge definieren, die wahrscheinlich noch unbedenklich ist“, schreibt die Behörde.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt angesichts der Datenlage zu einer ähnlichen Bewertung und hält die Anthranoide grundsätzlich für nicht geeignet, um in Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln verwendet zu werden. „Bei der Herstellung von Lebensmitteln mit Blättern von Pflanzen der Gattung Aloe sollten die anthranoidhaltigen äußeren Blattschichten sorgfältig entfernt werden, um Verunreinigungen mit Anthranoiden so gering wie möglich zu halten“, schreibt das BfR in einer Stellungnahme.

(EFSA/ BfR, 24.01.2018 – DAL)

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