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Medizin

Akupunktur hilft bei Säuglings-Koliken

Nadeltherapie reduziert Schreiattacken betroffener Babys deutlich

Akupunktur hat in der chinesischen Heilkunst eine lange Tradition. © Andrey Popov/ iStock.com

Nadeln gegen das Bauchweh: Sanfte Akupunktur kann offenbar Säuglingen mit schmerzhaften Koliken helfen. Wurden die kleinen Patienten mit den Nadeln behandelt, schrien sie viel seltener als ihre standardmäßig versorgten Leidensgenossen. Außerdem heilte die Kolik bei diesen Kindern auch schneller aus. Gerade bei Babys, die besonders starke Schmerzen zu haben scheinen, könne die Akupunktur daher eine sinnvolle Option sein, so die Forscher.

In China ist die Akupunktur schon seit mehr als 2.000 Jahren Teil der traditionellen Heilkunst. Doch auch bei uns kommt die Therapie mit den Nadeln inzwischen immer häufiger ergänzend zur Schulmedizin zum Einsatz. So konnten Studien in den letzten Jahren zeigen, dass die Methode tatsächlich die Schmerzwahrnehmung verändert, Stress mildert und unter anderem bei Magen-Darm-Beschwerden hilft.

Kajsa Landgren und Inger Hallström von der Universität Lund haben nun untersucht, ob die alternative Methode auch Säuglingen Linderung verschaffen kann, die unter den sogenannten Drei-Monats-Koliken leiden. Viele Babys haben gerade in den ersten Lebensmonaten mit diesen starken Bauchschmerzen zu kämpfen – bemerkbar macht sich das oft durch ungewöhnlich häufige und heftige Schreiattacken.

Nadeltherapie für kleine Patienten

Für ihre Studie verglichen die Medizinerinnen zwei Formen der Akupunktur mit einer normalen Standardversorgung ohne ergänzende Maßnahmen. Dafür teilten sie 147 mit Koliken diagnostizierte Säuglinge im Alter zwischen zwei und acht Wochen zufällig auf drei Behandlungsgruppen auf. Über einen Zeitraum von vierzehn Tagen wurde den Babys dann zweimal pro Woche die entsprechende Therapie zuteil.

Dabei bekamen die kleinen Patienten aus der ersten Akupunktur-Gruppe zusätzlich zu der herkömmlichen Behandlung jeweils eine Nadel an einen Akupunkturpunkt gesetzt, für eine Dauer von zwei bis fünf Sekunden. In der zweiten Gruppe wurden bis zu fünf Punkte stimuliert und die Nadeln blieben bis zu dreißig Sekunden lang in der Haut. Während des gesamten Studienverlaufs führten alle Eltern ein detailliertes Schrei-Tagebuch – ohne zu wissen, wie ihr Kind behandelt wurde.

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Die Therapie mit den Nadeln schien die Schreiattacken der Babys zu mildern. © Nikolay K/ iStock.com

Schreien lässt nach

Das Ergebnis: Im Laufe der Zeit schrien die Babys aus allen drei Gruppen immer weniger. Das ist typisch, weil Koliken in der Regel von selbst ausheilen und die Symptome im Krankheitsverlauf weniger werden. Allerdings gab es einen entscheidenden Unterschied: In beiden Akupunktur-Gruppen nahmen die Schreiattacken stärker und schneller ab. Noch sechs Tage nach der letzten Behandlung seien diese Effekte deutlich gewesen, berichten die Forscherinnen.

Hinzu kommt: Nach der zweiwöchigen Intervention erfüllten die mit Akupunktur behandelten Säuglinge signifikant seltener die Kriterien für eine Kolikdiagnose. In der ersten Akupunkturgruppe hatten demnach nur noch sechzehn Babys eine Kolik und in der zweiten Akupunkturgruppe 21. Bei der Standardgruppe waren es dagegen 31.

Die Wissenschaftlerinnen betonen, das Schreien bei Säuglingen eine ganz normale Form der Kommunikation ist. „Wenn Babys jedoch mehr als drei Stunden am Tag weinen, könnte eine Kolik dahinter stecken – und Akupunktur eine wirkungsvolle Behandlungsoption sein“, schließen sie. (Acupuncture in Medicine, 2016; doi: 10.1136/acupmed-2016-011208)

(BMJ, 17.01.2017 – DAL)

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