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Astronomie

Lawinen auf dem Mars

Überraschende Entdeckung einer neuen Naturkatstrophe auf dem Roten Planeten

Staub- und Eiswolke der Lawine auf dem Mars. Sie löste sich vom Absatz links im Bild. © NASA

Auch auf dem Mars herrscht Lawinengefahr: Zum allerersten Mal gelang es einer Raumsonde, einen gewaltigen Rutsch von Eis und Staub am Nordpol des Roten Planeten zu fotografieren. Noch wissen die überraschten Wissenschaftler allerdings nicht, was die Lawinen auslöste und ob sie nur im Frühjahr oder das ganze Jahr hindurch auftreten können.

Am 19 Februar schoss die Kamera des High Resolution Imaging Experiment (HiRISE) an Bord des Mars Reconnaissance Orbiter der NASA eine Aufnahme, die bei den Planetenforschern großes Erstaunen auslöste: „Ich war wirklich überrascht“, beschreibt Ingrid Daubar Spitale von der Universität von Arizona ihre erste Reaktion beim Anblick der Lawine. „Es ist großartig, etwas so Dynamisches auf dem Mars zu beobachten. Ein Großteil dessen, was wir dort sehen hat sich ja seit Millionen von Jahren nicht verändert.“

Große Wolke aus Staub und Eis

Das Bild zeigt einen Ausschnitt eines steilen, mehr als 700 Meter hohen Abhangs nahe dem marsianischen Nordpol, auf 84 Grad nördlicher Breite. Der rötliche Untergrund enthält hier sehr viel Wassereis, das war bereits zuvor bekannt. Von einem Absatz im oberen Hangbereich hat sich offenbar gerade eine Lawine gelöst: Eine rund 180 Meter breite und 190 Meter lange Wolke aus Staub und möglicherweise Eiskristallen oder Dampf hängt in der Luft über dem Untergrund. Auch an anderen Stellen des Abhangs entdeckten die Forscher wenig später ähnliche Phänomene.

„Wir wissen nicht, was diese Lawinen ausgelöst hat“, erklärt Patrick Russell von der Universität Bern, Mitarbeiter im HiRISE-Team. „Wir wollen jetzt noch mehr Aufnahmen der Stelle während der verschiedenen Jahreszeiten machen um zu sehen, ob diese Art der Rutschung das ganze Jahr hindurch auftritt oder auf den frühen Frühjahr begrenzt ist.“

Frühjahrsphänomen oder ganzjährig?

Nach Ansicht der Forscher besteht das Material, dass sich von den Absatz im Hang gelöst hat, mehr aus Eis als aus Staub. Aufnahmen vom Fuß des Hangs in den nächsten Monaten sollen helfen, den genauen Eisanteil herauszufinden. „Wenn sich ganze Eisblöcke gelöst haben und heruntergefallen sind, dann erwarten wir, dass sich das Wasser in ihnen von Eis direkt in Dampf umwandelt“, erklärt Russell. „Wir werden beobachten, ob wir Blöcke und andere Geröllteile entdecken, die im Laufe der Zeit schrumpfen.“

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Die Entdeckung der Lawine war reiner Zufall, denn eigentlich sollten die Aufnahmen des Reconnaissance Orbiter die jahreszeitlichen Veränderungen in einem benachbarten Dünenfeld dokumentieren. Die neuen Aufnahmen geben nun jedoch einen weiteren, wertvollen Einblick in den Wasserkreislauf auf dem Roten Planeten.

(NASA, 04.03.2008 – NPO)

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