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Raumfahrt

Feuriges Ende für Mond-Landesonde „Peregrine“

Defekte Astrobotics-Landefähre soll am Donnerstag in der Erdatmosphäre verglühen

Peregrine-Selfie
Diese Aufnahme ist ein "Selfie" der Peregrine-Mondlandesonde. Es zeigt im Vordergrund die Schutzabdeckung der Nutzlastplattform. © Astrobotics

Mission gescheitert: Die vom US-Unternehmen Astrobotics gebaute Raumkapsel „Peregrine“ sollte eigentlich die erste kommerzielle Mondlandung absolvieren. Doch nachdem die Mission wegen eines Treibstofflecks und weiterer technischer Probleme abgebrochen werden musste, ist die unbemannte Landesonde nun zurück auf dem Weg zur Erde. Am Donnerstag soll die Kapsel über dem Pazifik in die Atmosphäre eintreten und verglühen. Mit an Bord war auch ein deutsches Messinstrument.

Obwohl es unbemannte Raumsonden und die Apollo-Missionen schon vor mehr als 50 Jahren schafften, sind Mondmissionen noch immer kein leichtes Unterfangen: Trotz neuester Technik sind in den letzten Jahren mehrere unbemannte Mondlandungen gescheitert, darunter eine israelische, eine japanische und die russische Sonde Luna-25. Auch Indien scheiterte im ersten Anlauf, schaffte dann aber 2023 mit Chandrayaan-3 die Landung.

Peregrine auf dem Mond
So war es geplant: Die Landesonde Peregrine sollte im Februar auf der Mondoberfläche aufsetzen. © Astrobotics

„Peregrine“ und seine Mission

Im Februar 2024 sollte erstmals seit Apollo auch wieder eine US-Raumsonde auf dem Erdtrabanten landen. Konstruiert wurde „Peregrine“ jedoch nicht von der NASA, sondern von dem kommerziellen US-Unternehmen Astrobotics, wenn auch in Teilen von der NASA finanziert. Die rund 1,90 Meter hohe und 2,50 Meter breite Landefähre sollte die Gruithuisen-Vulkankuppeln am Rand des lunaren Ozeans der Stürme ansteuern und dort landen. Die Landesonde startete am 8. Januar von Cape Canaveral aus.

An Bord hatte die Peregrine-Landefähre wissenschaftliche Instrumente von mehreren Forschungseinrichtungen. Darunter einen kleinen Rover, fünf Miniroboter, zwei Spektrometer und einen Laserreflektor, den die Mission auf der Mondoberfläche absetzen sollte. Auch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war ein Strahlungsmessgerät an Bord, das die Strahlungsbelastung auf dem Flug und auf dem Mond messen sollte. „Es gibt bislang nicht viele Messdaten zur galaktischen kosmischen Strahlung, die direkt von der Mondoberfläche stammen“, erklärte Projektleiter Thomas Berger vom DLR.

Schon im Vorfeld stark umstritten war allerdings eine kommerzielle Beiladung der Landesonde: Peregrine trug die Asche einiger Verstorbener mit sich, die für eine „Mondbestattung“ gezahlt hatten. Dagegen klagten Angehörige der Navajo, da dies den Mond als heiligen Ort ihres Volkes entweihen würde. Außerdem hatte die Sonde DNA-Proben unter anderem des Science-Fiction-Autors Arthur C. Clarke an Bord.

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Das Treibstoffleck und die Folgen

Doch schon wenige Stunden nach dem Start der Peregrine-Mission gab es technische Probleme: Ein Treibstoffleck an den Haupttriebwerken der Sonde trat auf und es gab Schwierigkeiten bei der Ausrichtung der Solarsegel zur Sonne. Zwar konnte die Bodenkontrolle den Peregrine-Lander noch mit den Positionsdüsen stabilisieren und das Treibstoffleck zumindest eindämmen. Eine kontrollierte Mondlandung war aber nicht mehr möglich. Immerhin: Rund sechs Tage lang konnte die Peregrine-Mission zumindest einen Teil ihrer wissenschaftlichen Messungen durchführen.

Inzwischen jedoch hat die Raumsonde eine Schleife um den Mond absolviert und ist wieder auf Erdkurs. „Wir hätten die Flugbahn der Raumkapsel zwar anheben können, sodass sie die Erde verfehlt“, erklärte Astrobotics in einem Statement. Dann hätte man die Peregrine-Sonde noch mehrere Wochen lang als eine Art Satellit betreiben können. Allerdings geht weiter Treibstoff verloren und die Antriebsdüsen können nur kurz gezündet werden. Daher hätte die Gefahr bestanden, dass die Sonde zu Weltraumschrott wird, der unkontrolliert im mondnahen Raum kreist.

Kontrollierter Absturz am Donnerstag

Deshalb wird die Peregrine-Raumsonde nun am morgigen Donnerstag, dem 18. Januar, kontrolliert zum Absturz gebracht. „Wir haben die schwere Entscheidung getroffen, den derzeitigen Kurs der Peregrine-Sonde beizubehalten und sie wieder in die Erdatmosphäre eintreten zu lassen“, so Astrobotics. „Indem wir unsere Mission so beenden, tragen wir unseren Teil dazu bei, den cislunaren Raum für alle zu erhalten.“

Beim kontrollierten Absturz soll der Peregrine-Lander mithilfe der noch funktionierenden Positionsdüsen so manövriert werden, dass er über dem Pazifik auf Höhe des Great Barrier Reef in die Erdatmosphäre eintritt. Wegen seiner hohen Fluggeschwindigkeit wird die Sonde nach Angaben von Astrobotics wahrscheinlich vollständig verglühen. „Wir denken daher nicht, dass der Wiedereintritt von Peregrine ein Sicherheitsrisiko darstellt“, so das Unternehmen in einer Mitteilung. Es ist aber nicht ganz auszuschließen, dass einige Resttrümmer die Erdoberfläche erreichen.

Quelle: Astrobotics, NASA

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