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Gesellschaft

Notre Dame: Welterbe geht in Flammen auf

Die berühmteste Kathedrale Frankreichs entging nur knapp der Zerstörung

Notre Dame
Großbrand in der Kathedrale Notre Dame des Paris. Wenig später stürzte der in Flammen stehende Spitzturm ein. © LeLaisserPasserA38/ CC-by-sa 4.0

Feuer im Welterbe: Gestern Abend ging die Kathedrale von Notre Dame in Paris in Flammen auf. Das Feuer zerstörte das Dach des im Jahr 1345 fertiggestellten Kirchengebäudes und ließ den zentralen Spitzturm einstürzen. Die beiden Westtürme und die Mauern des Kirchenschiffs wurden jedoch gerettet. Die Kathedrale, die zwei Weltkriege und die französische Revolution überstanden hat, entging so knapp ihrer kompletten Zerstörung.

An den 15. April 2019 werden sich die Menschen in Paris noch lange erinnern. Denn an diesem Abend ging eines der Wahrzeichen der Stadt und eine der berühmtesten Kathedralen der Welt in Flammen auf: Notre Dame de Paris. Ausgebrochen war das Feuer gegen 18:30 Uhr, es griff schnell auf die hölzerne Inneneinrichtung des Kirchengebäudes und das Dach über – Flammen und Rauch waren weithin zu sehen.

Nur knapp der Zerstörung entgangen

Am frühen Abend brach der in Flammen stehende Vierungsturm der Kathedrale zusammen und stürzte auf das brennende Dach. Rund 500 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um ein Übergreifen der Flammen auf die beiden großen Türme der Kathedrale und ein Einstürzen der Mauern zu verhindern. Während der Nacht gelang es, das Feuer unter Kontrolle zu bringen und weitgehend zu löschen. Die Brandursache ist bisher ungeklärt, es wird jedoch vermutet, dass die vor kurzem begonnenen Restaurierungsarbeiten eine Rolle gespielt haben.

Das Ausmaß der Schäden ist bislang noch unbekannt. Ob beispielsweise die wertvollen Glasfenster der Kirche und die große Orgel die Gluthitze und das Feuer überstanden haben, konnte noch nicht geklärt werden. Zumindest der größte Teil des Kirchenschatzes soll aber rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden sein. Zu diesem gehört ein Umhang von König Ludwig IX sowie eine Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll.

Mittelpunkt Frankreichs

Weltweit herrscht große Anteilnahme und Trauer über den Brand dieser Ikone der Kirchenbaukunst. Denn die Kathedrale von Notre Dame ist eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Paris – jährlich wird sie von 13 Millionen Menschen besucht. Neben dem Eifelturm gilt sie als eines der Wahrzeichen der Stadt und als nationales „Heiligtum“ Frankreichs. Seit 1991 gehört Notre Dame zum UNESCO Weltkulturerbe.

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Bis heute ist Notre Dame zudem offiziell der Mittelpunkt Frankreichs: Ein Marker auf dem Kirchenvorplatz kennzeichnet den Nullpunkt – den Referenzpunkt für alle Entfernungsangaben der Straßen oder Schienenwege, die nach Paris führen. Bekannt wurde der Kirchenbau auch durch einen mehrfach verfilmten Roman des französischen Schriftstellers Victor Hugo, der 1831 die unglückliche Geschichte von Quasimodo, dem Glöckner von Notre Dame erzählte.

Tode, Hochzeiten und zwei Kriege

Notre Dame gilt bis heute als der wichtigste frühgotische Kirchenbau der Welt. Ihr Bau begann 1163 und wurde 1345 fertiggestellt. Besondere Merkmale sind neben ihrem Gewölbe und dem Chor die Westfassade der Kathedrale mit der berühmten Fensterrose – einem der größten Rosettenfenster Europas. Über die Fassade zieht sich ein Band mit 28 Königsfiguren – die berühmte Königsgalerie.

Als eine der Hauptkirchen von Paris war Notre Dame Zeuge einiger historischer Ereignisse – von Hochzeiten und Bestattungen französischer Könige über den Prozess gegen Johanna von Orleans im Jahr 1455 bis zur Kaiserkrönung von Napoleon Bonaparte im Jahr 1801. Zuvor, während der französischen Revolution, wurde die Kathedrale gestürmt und ein Großteil ihrer Inneneinrichtung und Statuen zerstört. Die Kirche wurde entweiht und zu einem Tempel für die Göttin der Vernunft erklärt. Später nutzte man sie sogar als Weinlager.

Die Schätze von Notre Dame.© Bit Project News

Quasimodo und die große Restaurierung

Doch in den Folgejahren verfiel die Kathedrale zusehends. Anfang des 19. Jahrhunderts sollte sie sogar abgerissen werden. Erst durch den Roman von Victor Hugo und das Engagement einiger städtischer Beamter bekam Notre Dame wieder öffentliche Aufmerksamkeit – und wurde ab 1843 umfassend renoviert. Im Zuge dieser Arbeiten bekam sie einen neuen Spitzturm – der nun im Feuer zerstört wurde – und die berühmten Wasserspeier an ihrer Fassade.

Nachdem Notre Dame die Revolution, zwei Weltkriege und unzählige Umbauten überdauert hat, wäre sie nun gestern Abend fast dem Feuer zum Opfer gefallen. Kurz vor dem Großbrand hatte erneut eine Renovierung von Notre Dame begonnen. Ein umfangreiches Gerüst hüllte große Teile des Daches und den Vierungsturm ein. Die dort platzierten Statuen wurden nur vier Tage vor dem Feuer heruntergeholt, weil sie restauriert werden sollten – nur dadurch haben sie den Brand überdauert.

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