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Klima

Mauna Kea enthüllt Fernwirkung des Nordatlantikstroms

Abschwächung der Umwälzströmung löste Klimaänderungen auf der anderen Seite der Welt aus

Mauna Kea © Oregon State University

Auf dem Gipfel des Mauna Kea auf Hawaii sind Geoforscher auf überraschende Indizien für eine globale Klimawirkung des tausende Kilometer entfernten Nordatlantikstroms gestoßen. Sein Abschwächen vor rund 15.000 Jahren löste eine Klimaveränderung auf Hawaii aus, die den Gipfelgletscher des Vulkanbergs erneut wachsen ließ. Diese jetzt in der Fachzeitschrift „Earth and Planetary Science Letters” veröffentlichte Erkenntnis ist vor allem deshalb bedeutend, weil Klimaforscher ein erneutes Abschwächen des Nordatlantikstroms im Zuge des Klimawandels erwarten.

Der Mauna Kea auf Hawaii ist der höchste Berg der Erde, wenn man ihn von seiner Basis tief unten am Meeresgrund misst. Der seit tausenden von Jahren ruhende Vulkan liegt heute in eher subtropisch mildem Klima, doch während der letzten Eiszeit, vor rund 21.000 Jahren, trug auch er einen Gipfelgletscher. Als die Eiszeit endete, schrumpfte auch diese Eiskappe – soweit, so bekannt. Doch jetzt haben amerikanische Forscher Hinweise darauf gefunden, dass der Gipfelgletscher danach, vor rund 15.400 Jahren, noch einmal anwuchs. Sie haben auch bereits eine ziemlich genaue Vorstellung, warum.

Eiskappe nach der Eiszeit noch einmal gewachsen

„Mauna Kea besaß noch bis vor 14.500 Jahren eine große Eiskappe von rund 70 Quadratkilometern, die heute komplett verschwunden ist“, erklärt Peter Clark, Professor für Geowissenschaften an der Oregon State Universität und Leiter der Studie, an der Wissenschaftler mehrerer amerikanischer Forschungseinrichtungen beteiligt waren. „Wir haben nun neue Daten gewonnen die uns verraten, wann, wo und höchstwahrscheinlich auch warum die Gletscher existierten und wieder verschwanden.“

Die Daten für ihre Studie lieferten Gesteinsbrocken vom Gipfel des Vulkanbergs, die vor tausenden von Jahren vom Gletscher mitgeschleppt worden waren. Anhand von Messungen eines Helium-Isotops im Gestein konnten die Forscher feststellen, wann die Brocken damals von ihrer Eisdecke befreit worden und der Atmosphäre ausgesetzt waren. Darüber ließ sich die Entwicklung des Gipfelgletschers detailliert nachvollziehen.

Zeitliche Korrelation mit Abschwächung des Nordatlantikstroms

Die Auswertung ergab, dass das erneute, kurzzeitige Anwachsen des Gletschers vor rund 15.400 Jahren zeitlich perfekt mit einem dramatischen Ereignis nahezu am anderen Ende der Erde, im Nordatlantik, korrelierte. Denn ziemlich genau um diese Zeit schwächte sich der Nordatlantikstrom, in der Fachsprache auch „Atlantische Meridionale Umwälzströmung“ genannt, stark ab. Die Strömung sorgt dafür, dass warmes Wasser aus den Tropen nach Norden transportiert wird, wo sie dann abkühlt und absinkt. Das kalte Tiefenwasser aus polaren Breiten wird dafür zurück in wärmere Gefilde gebracht.

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Diese „Umwälzpumpe“ sorgt unter anderem dafür, dass in Europa ein vergleichsweise mildes Klima herrscht und spielt generell für das globale Klimasystem eine wichtige Rolle. Bekannt ist bereits, dass sich die Nordatlantikströmung im Laufe der jüngeren Erdgeschichte schon mehrfach stark abgeschwächt hat, teilweise vielleicht sogar komplett zum Erliegen kam. Klimaforscher fürchten auch, dass sich ein solches Ereignis, ausgelöst durch verstärkten Schmelzwassereinstrom in arktischen Meeren, im Rahmen des Klimawandels wiederholen könnte.

Klimaveränderung tausende von Kilometern entfernt

Wie groß die Folgen wären, wenn die Strömung tatsächlich schwächer wird oder gar komplett zusammenbricht, ist bisher unklar. Die jetzt auf Hawaii beobachteten Abläufe deuten jedoch daraufhin, dass die Folgen global sein könnten. „Die neuen Daten vom Mauna Kea, zusammen mit den Ergebnissen von Daten, die in Meeresböden und Seen anderer Regionen gefunden wurden, zeigen, dass das Abschwächen der Nordatlantikströmung Klimaveränderungen überall auf der Welt auslöste“, so Clark.

Die damaligen Ereignisse im Nordatlantik sorgten offenbar dafür, dass das Klima auf Hawaii sowohl kälter als auch deutlich nasser wurde. Die Niederschlagsrate lag damals um das Dreifache höher als heute, wie die Forscher feststellten. Möglicherweise könnte die Insel auch häufiger durch heftige Stürme aus dem Norden getroffen worden sein. „Diese Verbindungen sind ziemlich bemerkenswert: eine Strömung im Nordatlantik beeinflusst die Gletscherentwicklung tausende von Kilometern entfernt auf den Inseln von Hawaii“, so Clark. „Die globalen Auswirkungen der Strömungsänderungen waren einfach massiv.“

Sollte der Nordatlantikstrom, wie von Klimaforschern befürchtet, tatsächlich in einigen Jahrzehnten schwächer werden, könnte dies demnach weltweite Folgen nach sich ziehen.

(Oregon State University, 09.08.2010 – NPO)

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