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Klima

Klima: 2017 setzt Rekord-Trend fort

Neue Anomalien in Form von Hitzewellen in der Arktis und "Küsten"-El Nino in Peru

Nahezu jedes Jahr gibt es neue Klimarekorde - momentan scheint die globale Erwärmung kaum zu bremsen. © Romolo Tavani/ iStock.com

Kein Ende der Extreme: Auch das Jahr 2017 hat mit ungewöhnlichen Klimakapriolen begonnen und setzt den Trend zu neuen Extremen fort. Wie die World Meteorological Organisation (WMO) berichtet, erlebte die Arktis in diesem Winter schon drei anomale Hitzewellen und in den USA fielen im Februar gleich reihenweise die Wärmerekorde. Sollte sich der momentane „Küsten“-El Nino in Peru zudem zu einem echten El Nino ausweiten, wäre dies ein weiteres Symptom eines entgleisenden Klimas.

Das Jahr 2016 galt bisher als der absolute Rekordbrecher: Mit 1,1 Grad über den präindustriellen Werten gilt es als das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Extremwetter häuften sich und jeder einzelne Monat in diesem Jahr brach neue Rekorde. Erstmals lagen die globalen CO2-Werte der Atmosphäre dauerhaft oberhalb von 400 parts per million (ppm) – auch das ein Rekordwert. Das arktische Meereis schrumpfte zudem auf die zweitgeringste je gemessene Ausdehnung.

2017 geht so weiter

Jetzt legt die World Meteorological Organisation WMO noch eins drauf: Die Forscher bestätigen und präzisieren nicht nur die Rekorde für 2016, sie kündigen auch für 2017 weitere Klimakapriolen an. So ist der Wärmegehalt der Ozeane trotz Ende des starken El Nino weiter angestiegen und auch der CO2-Gehalt der Atmosphäre steigt nahezu ungebremst weiter an.

„Der Einfluss der menschlichen Aktivitäten auf das Klima sind inzwischen immer deutlicher zu spüren“, konstatiert WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. David Carlson, Leiter der Klimaforschung bei der WMO, ergänzt: „Selbst ohne den starken El Nino des letzten Jahres sehen wir 2017 Veränderungen auf unserem Planeten, die die Grenzen unseres Verständnisses für das Klimasystem sprengen. Wir befinden uns nun in wahrhaft unkartierten Gewässern.“

Entwicklung der globalen Mitteltemperatur: Der Anstieg ist ungebrochen. © WMO

Drei Hitzewellen in der Arktis

Zu den Klima-Anomalien des Jahres 2017 gehören die arktischen Temperaturen: Drei Mal in diesem Winter erlebte die Arktis das Äquivalent einer Hitzewelle: Starke Stürme über dem Atlantik transportierten warme, feuchte Luft bis weit ins Nordpolargebiet, wie die WMO berichtet. Als Folge stiegen die Temperaturen dort bis fast zum Gefrierpunkt – und das zu einer Zeit, in der eigentlich Dutzende Grad unter null herrschen müssten.

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Das aber bedeutet, dass dem arktischen Meereis wertvolle Zeit fehlte, um sich zu regenerieren. Statt durch starke Kälte wieder an Fläche und Dicke zuzunehmen, stagnierte die winterliche Meereisbildung über Wochen. Am anderen Ende der Welt, in der Antarktis, sorgten warme Sommertemperaturen währenddessen für ein Rekordtief beim antarktischen Meereis.

Mild im Norden, kalt in Nordafrika

Die Anomalien in den Polargebieten haben weitreichende Auswirkungen auch auf andere Regionen der Erde, wie die WMO berichtet. Denn sie beeinflussen die globale Zirkulation und führen unter anderem zu einer Verschiebung der Jetstreams – der „Windautobahnen“ in der Atmosphäre. Dadurch erlebte Australien im Januar und Februar 2017 erneut extreme Hitzewellen.

In Kanada und weiten Teilen der USA war es dafür im Winter 2016/2017 ungewöhnlich mild, während Nordafrika und die Arabische Halbinsel Anfang 2017 anomale Kälte erlebten. Allein in den USA wurden im Februar 2017 mehr als 10.000 lokale Wärmerekorde gebrochen, wie die US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) berichtet.

Das Pazifik vor der Küste von Peru ist zurzeit rund fünf Grad wärmer als normal © NOAA

Anomaler „Küsten“-El Nino in Peru

Auch die katastrophalen Regenfälle, die zurzeit in Peru für Erdrutsche und Überschwemmungen sorgen, sind auf ein außergewöhnliches Klimaereignis zurückzuführen. Denn obwohl der Pazifik erst 2016 einen starken El Nino erlebte, herrschen jetzt – wenige Monate später – schon wieder El Nino-ähnliche Verhältnisse.

So ist das normalerweise kühle Wasser des Humboldtstroms vor der peruanischen Küste momentan um mindestens fünf Grad wärmer als normal, wie Forscher ermittelten. Noch ist dieses Warmwassergebiet örtlich begrenzt, so dass noch kein echter El Nino herrscht. Peruanische Meteorologen sprechen daher vorsichtig von einem „Küsten“-El Nino – ein Begriff, den es in der Fachsprache bisher eigentlich nicht gab.

Zumindest die Modelle der australischen Wetterbehörde sehen in dieser Wassererwärmung bereits ein Vorzeichen für einen erneuten Beginn eines echten El Nino: „Sechs der acht Modelle sagen voraus, dass die El Nino-Schwelle im Juli 2017 erreicht sein wird“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Andere Forscher halten sich dagegen mit Prognosen noch zurück. Sollte es jedoch tatsächlich in diesem Jahr erneut zu einem El Nino kommen, wäre dies ein weiterer Ausreißer des Klimas.

(World Meteorological Organisation WMO, 22.03.2017 – NPO)

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