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Medizin

Mit Ligusterduft gegen Darmkrebs?

Riechrezeptoren in Darmkrebszellen als neues Angriffsziel für die Krebstherapie

Darmkrebszellen reagieren auf einen Duftstoff aus Ligusterblüten – das könnte neue Therapiewege eröffnen. © Forest und Kim Starr/ CC-by 3.0

Duftstoff hemmt Krebs: Nicht nur unsere Nase, sondern auch Darmkrebszellen tragen Riechsensoren, wie Forscher jetzt entdeckt haben. Diese Andockstellen reagieren auf Troenan, den Duftstoff von Ligusterblüten. Das Spannende daran: Dockt der Duftstoff an den Krebszellen an, hemmt dies ihr Wachstum und viele Tumorzellen sterben sogar, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS ONE“ berichten. Dies könnte eine neue Therapiemöglichkeit gegen Darmkrebs eröffnen.

Wer glaubt, Riech-Sinneszellen gibt es nur in unsere Nase, der irrt. Inzwischen weiß man, dass auch an ganz andren Stellen unseres Körpers Riechsensoren sitzen. So haben Forscher verschiedene Riechzellen in den Bronchien, in menschlichen Spermien und in der Prostata entdeckt.

Riechrezeptor an Darmkrebszellen

Jetzt haben Forscher um Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum auch in Darmkrebszellen einen Riechrezeptor aufgespürt. Tumorzellen im Enddarm tragen demnach eine Andockstelle namens OR51B4, die auf das Duftmolekül Troenan reagiert – die Substanz, die auch Ligusterblüten ihren Duft verleiht.

Könnte sich dies möglicherweise für eine Krebstherapie ausnutzen lassen? „Es gibt viele Belege dafür, dass Duftstoffe, darunter vor allem Terpene, die Lebensfähigkeit und Zellbiologie von Krebszellen beeinflussen können, auch bei Darmkrebs“, erklären Hatt und seine Kollegen. Um zu testen, ob dies auch für Troenan gilt, führten die Forscher daher Versuche mit Krebszellen der Darmkrebs-Zelllinie HCT116 sowie Tumorgewebeproben von Patienten durch und versetzten diese mit dem Duftstoff Troenan.

Tumorwachstum gehemmt

Das Ergebnis: Bei Kontakt mit dem Liguster-Duftstoff wuchsen die Krebszellen nicht mehr so stark und bewegten sich langsamer als zuvor – ein Hindernis für die Bildung von Metastasen. Außerdem starben durch die Troenan-Behandlung vermehrt Krebszellen ab, wie die Forscher berichten. Experimenten mit Mäusen, die menschliche Darmkrebstumore trugen, bestätigten diese krebshemmende Wirkung des Troenan-Dufts.

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„Wir gehen davon aus, dass unsere Ergebnisse einen neuen Ansatz für die Darmkrebstherapie ermöglichen könnten“, sagt Hatt. Weil die Darmkrebs-Tumore oft in den inneren Hohlraum des Darms hineinragen, wären sie für den Duftstoff gut erreichbar. „Daher ist denkbar, dass eine orale oder rektale Aufnahme den Duftstoff Troenan in den wirksamen Konzentrationen direkt an den Tumor bringen würde“, so Hatt.

Ob das wirklich funktioniert und wie gut der Duftstoff gegen Darmkrebs beim Menschen wirkt, muss allerdings erst noch in klinische Studien getestet werden. (PloS ONE, 2017; doi: 10.1371/journal.pone.0172491)

(Ruhr-Universität Bochum, 21.03.2017 – NPO)

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