Die Hersteller von Toilettenpapier, Servietten und Taschentüchern nutzen für ihre Produkte kaum Altpapier. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des WWF. „Allein für den europäischen Markt werden Jahr für Jahr 25 Millionen Bäume gefällt“, sagt WWF-Waldexpertin Nina Griesshammer. „Ganze Wälder werden abgeholzt, um nach kurzem Gebrauch im Abfall oder in der Toilette zu landen.“
{1l}
Während in Büros, Schulen, Behörden und Hotels längst hauptsächlich Toilettenpapier und Tücher aus Altpapier verwendet würden, müssten die Verbraucher im Supermarkt oft lange nach Recyclingprodukten suchen, so der WWF.
Die Umweltorganisation hat die Produkte der fünf größten Hersteller von Hygienepapieren in Europa auf ihren Altpapiergehalt untersucht. Demnach enthält die große Mehrheit der Artikel von Procter und Gamble, SCA, Kimberly Clark, Metsa Tissue und Georgia Pacific alarmierend wenig recyceltes Papier. Stattdessen bestehen die Wegwerfprodukte aus hochwertigen Zellstofffasern, die aus frisch gefällten Bäumen gewonnen werden. Das Holz wird weltweit – zum Teil illegal oder nicht nachhaltig – in natürlichen Wäldern und Plantagen geschlagen, beispielsweise in Lateinamerika, Kanada, Südafrika, Russland und Asien, aber auch in Europa. Die Unternehmen verfügen zusammen über einen Marktanteil von rund 70 Prozent.
„Die Wälder der Welt enden in Europas Mülltonnen und Kläranlagen“, sagt WWF-Waldschützerin Griesshammer. „Die Verbraucher ahnen nicht, dass sie mit ihren Küchenrollen und Kosmetiktüchern jeden Tag 270.000 Bäume wegwischen.“ Die untersuchten Konzerne zeigten Ansätze, ihre Rohstoffquellen sorgfältiger auszuwählen. Doch bislang habe einzig SCA effektive Maßnahmen ergriffen, um illegal oder nicht nachhaltig geschlagenes Holz für seine Produkte auszuschließen.
In Zukunft mehr Produkte aus Altpapier
Der WWF fordert die Hersteller auf, mehr Produkte aus Altpapier anzubieten – so müssten weniger Bäume gefällt werden. Außerdem verlangt der WWF von den Unternehmen, endlich eine verantwortungsvolle Beschaffungspolitik einzuführen und den Recycling-Anteil von Produkten klar auf der Packung zu kennzeichnen. Auch die Verbraucher selbst können etwas tun: „Fragen Sie beim Einkauf gezielt nach Produkten aus Altpapier“, rät WWF-Expertin Griesshammer, „und gehen Sie sparsam mit Hygienepapieren um.“
Laut der WWF-Studie verbraucht jeder Deutsche durchschnittlich 15 Kilogramm Hygienepapier im Jahr – Tendenz steigend. Der europäische Pro-Kopf-Verbrauch liegt mit 13 Kilo viermal so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Insgesamt kommen die Europäer so auf 5,5 Millionen Tonnen jährlich – das entspricht ungefähr 22 Milliarden Rollen Toilettenpapier. Der europäische Markt für Hygienepapiere umfasst mit 8,5 Milliarden Euro über ein Viertel des Weltmarkts.
(WWF, 22.11.2005 – DLO)