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Ökologie

BIOACID untersucht Versauerung der Ozeane

Weltweit erstes nationales Programm gestartet

Eine Kaltwasserkoralle Lophelia pertusa in den Kulturräumen des IFM-GEOMAR. Werden die Meere saurer, können Korallen voraussichtlich ihre Kalkskelette nicht mehr richtig bilden. Ganze Ökosysteme wären bedroht. © Armin Form / IFM-GEOMAR

Kohlendioxid lässt nicht nur die Temperaturen in der Atmosphäre steigen, sondern auch die Ozeane saurer werden. Die weitreichenden Folgen für Organismen – von winzigen Einzellern über Korallen und Fischen bis hin zu Walen – werden bereits fieberhaft erforscht. Gestern ist nun das erste nationale Forschungsprogramm zur Ozeanversauerung gestartet worden.

An „BIOACID“ (Biological Impacts of Ocean ACIDification) sind über 100 Wissenschaftler und Techniker aus 14 Institutionen sowie einem Unternehmen aus dem Bereich der Sensortechnologie beteiligt. „Mit BIOACID wird der hohe Stellenwert der Klimafolgenforschung in Deutschland deutlich, in diesem Fall die Auswirkungen auf die Ozeane und seine Bewohner. Mit dieser Förderung können wir ganz neue Wege in der Erforschung eines hochaktuellen Themas bestreiten“, sagte der Koordinator des Projektes Professor Ulf Riebesell, Meeresbiologe am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel.

Meere werden saurer

Die zunehmende Versauerung der Ozeane durch von Menschen gemachtes Kohlendioxid lässt sich bereits heute zweifelsfrei belegen. Die Geschwindigkeit, mit der der Säuregrad des Meerwassers aktuell steigt, ist dabei beispiellos in den vergangenen 20 Millionen Jahren. Welche weitreichenden Konsequenzen dieser Prozess für die Ökosysteme im Meer und damit auch für den Menschen birgt, ist allerdings noch weitgehend unklar. Von der Fischerei bis hin zum Tourismus – viele Wirtschaftsbranchen, die ihren Lebensunterhalt vom Meer erzielen, werden von der Entwicklung betroffen sein.

Im Rahmen von BIOACID werden Meeresbiologen, -chemiker und -physiker sowie Molekularbiologen, Paläontologen, Mediziner und Mathematiker zu verschiedenen Aspekten der Ozeanversauerung kooperieren. Auf dem Gebiet der Meerestechnik werden Ingenieure hochpräzise Messmethoden entwickeln. Die Forschungsaktivitäten konzentrieren sich dabei auf die Heimatmeere Nord- und Ostsee, sowie durch Ozeanversauerung besonders bedrohte Ökosysteme der Polargebiete und der Tropen.

Zu den von der Ozeanversauerung besonders bedrohten Arten gehört die Kaltwasserkoralle Lophelia pertusa, hier im Oslofjord (Norwegen) vom Tauchboot JAGO aus fotografiert. © Karen Hissmann / IFM-GEOMAR

Deutschland mit Vorreiterrolle

Das deutsche Projekt wird mit einem in Großbritannien im Jahr 2010 beginnenden nationalen Forschungsprogramm zur Ozeanversauerung eng zusammenarbeiten. Auch in den USA ist man bemüht, das dort in Vorbereitung befindliche Forschungsprogramm zur Ozeanversauerung mit den europäischen Programmen abzustimmen und zu vernetzen.

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Dass Deutschland bei der Erforschung der Ozeanversauerung eine Vorreiterrolle einnimmt, kommt nicht von ungefähr. Bereits 2006 hat der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) in einem Sondergutachten auf die Gefährdung der marinen Ökosysteme durch die zunehmende Versauerung des Meeres hingewiesen. Auch bei der Entwicklung und Umsetzung des EU Projekts zur Ozeanversauerung, EPOCA, spielen deutsche Wissenschaftler eine führende Rolle.

(idw – Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 02.09.2009 – DLO)

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