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Archäologie

Ältestes Sonnenobservatorium des amerikanischen Kontinents entdeckt

Türme der Chankillo-Zitadelle in Peru markieren den Sonnenstand

Sonnenaufgang zwischen Turm 1 und Cerro Mucho Malo. © Ivan Ghezzi

Archäologen haben in Peru das älteste Sonnenobservatorium des amerikanischen Kontinents entdeckt. Wie sie in der Zeitschrift „Science“ berichten, stimmen die Zinnen der Zitadelle in Chankillo exakt mit den Sonnenpositionen zu bestimmten Zeiten des Sonnenjahres überein.

Chankillo ist eine sich über mehrere Quadratkilometer erstreckende Zeremonialanlage in der Küstenwüste Perus. Die im vierten Jahrhundert vor Christus errichtete Anlage krönt eine stark befestigte, 300 Meter lange Struktur auf dem Kamm eines Hügels mit 13 Türmen, verriegelten Toren und Zinnen. Unter Archäologen besteht seit Jahren eine Kontroverse darüber, ob diese Struktur ein Fort ist oder eine zeremonielle Bedeutung hat. Jetzt haben Archäologen von der Yale Universität und der Universität von Leicester diese Streitfrage geklärt. Die Wissenschaftler um Ivan Ghezzi konnte durch Vermessungen und Abgleich mit historischen Texten eindeutig belegen, dass die Struktur als Sonnenobservatorium gedient haben musste.

“Sonnenpfeiler“ am Horizont

„Wir haben seit Jahrzehnten aus archäologischen Artefakten und Dokumenten gewusst, dass die Inkas eine so genannte 'solare Horizont Astronomie' betrieben.“, erklärt Ghezzi. „Sie nutzt die Positionen der auf- und untergehenden Sonne um die Jahreszeit zu bestimmen. Wir wussten, dass die Inka-Astronomie schon weit fortgeschritten war und dass sie Gebäude als eine Art Landmarken einsetzten, um den Sonnenstand an Schlüsseldaten des Jahres festzustellen.“

Nach den Aussagen von Archivtexten, wurden “Sonnenpfeiler” am Horizont nahe Cusco genutzt, um Pflanzzeiten und Feste zu planen, doch diese Pfeiler sind verschwunden und ihre Position bleibt unbekannt. Jetzt haben Forscher erstmal handfeste Beispiele solcher Pfeiler entdeckt. Schon im Jahr 2001 waren Ghezzi die Positionen der 13 Türme der Zitadelle in Chankillo aufgefallen. „Seit dem 19. Jahrhundert schon gibt es die Spekulation, dass die Anordnung der 13 Türme eine astronomische Funktion gehabt haben könnte, aber keiner verfolgte das weiter”, so der Forscher. „Also haben wir gesagt: Jetzt untersuchen wir das.“

Vereinfachtes Diagramm der Funktionsweise des Sonnenobservatoriums. © Ivan Ghezzi

Türme markieren den Sonnenstand

Zu ihrer großen Überraschung zeigten schon die ersten Vermessungen, dass ein Turm genau auf die Position der Sonne zur Sommersonnwende, ein anderer zur Wintersonnwende ausgerichtet war. Doch erst nach zahlreichen weiteren Vermessungen und Jahren von Feldarbeit konnten die Wissenschaftler eindeutig belegen, dass dies kein Zufall, sondern Folge einer gezielt geplanten Observatoriumsstruktur war.

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„Chankillo liefert ein komplettes Set an Horizont-Markern – die 13 Türme – und zwei einzigartige und eindeutige Observatoriumspunkte“, erklärt Clive Ruggles, führender Experte für Sonnenastronomie von der Universität Leicester. „Die Tatsache, dass die Türme von diesen beiden Punkten aus genau die Bögen der aufgehenden und sinkenden Sonne markieren liefert das klarstmögliche Indiz dafür, dass sie tatsächlich dafür gebaut wurden, um die Sonnenstände während des Jahres verfolgen zu können.“

Chankillo-Zitadelle. © Peru's National Aerophotographic Service (SAN)

Mit dieser Erkenntnis ist das Observatorium gleichzeitig das älteste, das jemals auf dem amerikanischen Kontinent entdeckt worden ist. „Das 2.300 Jahre alte Sonnenobservatorium in Chankillo ist die älteste Struktur dieser Art. Im Gegensatz zu allen anderen Observatorien enthält sie Strukturen, die das gesamte Sonnenjahr abdecken”, so Ghezzi. „Es ist sogar 500 Jahre älter als für ähnliche Zwecke errichtete Monumente der Maya in Mittelamerika.“

(Yale University, 02.03.2007 – NPO)

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