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Biologie

Schwäbische Alb: Extrem seltene Fledermausart nachgewiesen

Biologen entdeckten bedrohte Alpenfledermaus in geschütztem Waldgebiet

Alpenfledermaus
Die kleine und extrem seltene Alpenfledermaus (Hypsugo savii) zeichnet sich durch ihr dunkelbraunes Rückenfell mit einer goldgelben Schattierung aus. © Dietmar Nill

Raritätenfund: Auf der Schwäbischen Alb haben Naturschützer und Forscher die extrem seltene Alpenfledermaus nachgewiesen. Diese Art galt in Deutschland lange als ausgestorben und ist noch immer sehr rar. Der Fund gelang mithilfe von automatischen Detektoren für Fledermausrufe in einem geschützten naturnahen Laubwald nahe Lauterstein. Auch weitere seltene und gefährdete Fledermausarten wurden dort identifiziert.

Die Alpenfledermaus (Hypsugo savii) lebt in Höhen von bis zu 3.000 Metern. Im Widerspruch zu ihrem Namen kommt sie jedoch nicht ausschließlich in den Alpen vor, sondern auch in weiter entfernten Regionen und zunehmend in Gebäuden. Das höchstens neun Gramm schwere, nachtaktive Säugetier zählt zu den Glattnasenfledermäusen und besitzt eine Flügelspannweite von rund 20 Zentimetern. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Insekten, die es im Flug erbeutet.

Die Art galt zwischen 1951 und 2007 in Deutschland als ausgestorben und ist auch weiterhin extrem selten. Zuletzt hat ihr Bestand jedoch wieder zugenommen. Ob sie sich langfristig wieder ansiedeln kann, ist allerdings noch unklar. Gefährdet ist die Alpenfledermaus laut dem Bundesamt für Naturschutz unter anderen, weil sie infolge des Einsatzes von Pestiziden kaum noch Nahrung findet. Zudem kann bei der Sanierung von Gebäuden der Lebensraum der Tiere verloren gehen.

Wie viele Fledermäuse leben in dem Naturschutzgebiet?

Um seltene Arten wie die Alpenfledermaus zu erhalten, schützt die Heinz Sielmann Stiftung seit 2019 das Waldbiotop Weißenstein auf der Schwäbischen Alb – ein Laubwald am Weißensteiner Schloss im baden-württembergischen Lauterstein mit alten Buchenbeständen und steilen Felshängen. 2022 hat die Stiftung untersuchen lassen, welche Fledermäuse in diesem rund 95 Hektar großen Lebensraum vorkommen.

Dafür verwendete der beauftragte Forscher vier Detektoren, die Fledermausrufe automatisch erkennen und aufzeichnen. Darüber hinaus nahm er Fledermauslaute auf dem Gelände auch mit einem manuellen Recorder auf. Anschließend wertete der Experte die Aufnahmen aus und ordneten die einzelnen Rufe verschiedenen Arten zu. Zudem fing er Fledermäuse mit Netzen vorübergehend ein und bestimmte durch ihr Aussehen die jeweilige Art.

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Drei Viertel aller deutschen Fledermausarten vorgefunden

Der Gutachter kam zu dem Schluss, dass in dem Waldbiotop insgesamt 19 Fledermausarten leben, darunter auch die Alpenfledermaus und die in Deutschland vom Aussterben bedrohte Fledermausart Graues Langohr (Plecotus austriacus). Nach Angaben des Biologen ist das ein besonders spektakulärer Fund. Darüber hinaus wies er drei laut Roter Liste stark gefährdete und drei gefährdete Arten nach, darunter die Bechstein- und die Nordfledermaus.

„Mit der Zweifarbfledermaus und dem Kleinabendsegler sind sogar zwei Arten gefunden worden, über die bisher kaum etwas bekannt ist und bei denen noch erheblicher Forschungsbedarf besteht“, sagt Jörg Müller von der Heinz Sielmann Stiftung. Wie viele Fledermäuse in dem Wald insgesamt leben, geht aus der Studie nicht hervor, da manche Tiere mehrfach und andere gar nicht registriert worden sein könnten.

Totholz
Im Ökosystem Wald und den damit eng verknüpften Lebensgemeinschaften dient Totholz der Artenvielfalt. Auch Fledermäuse finden darin Schutz. © Holger Spiering/www.bodenseefotografie.de

Waldparadies für Fledermäuse

„Insgesamt sind wir von der Fülle an Fledermausarten in dem Waldbiotop begeistert. Immerhin sind es mehr als drei Viertel aller in Deutschland vorkommenden Arten“, ergänzt Müller. Da fast alle 24 heimischen Fledermausarten Wälder nutzen, profitieren besonders viele von ihnen vom Weißensteiner Waldbiotop, erklärt die Stiftung. Es sei ein naturbelassener Wald mit hoher biologischer Vielfalt, in dem auch abgestorbene Bäume stehen bleiben. Das sei optimal für Fledermäuse, Vögel und auch andere Tiere, die dort viele Verstecke und Unterschlupfmöglichkeiten finden, beispielsweise in Nischen unter Borkenrissen und in Baumhöhlen.

Quelle: Heinz Sielmann Stiftung

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