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Zoologie

Nützlich – aber bedroht

Fledermäuse in Bedrängnis

Während wir nachts in unseren Betten liegen, leisten Fledermäuse nützliche Dienste: Sie fressen Ungeziefer, bestäuben Blüten und verbreiten Samen. Davon profitiert auch die Forst- und Landwirtschaft. In den USA beispielsweise vertilgen diese fliegenden Säugetiere Unmengen an Getreideschädlingen – Experten schätzen den ökonomischen Wert dieser Dienstleistung auf mehrere Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Nahrungsknappheit und Quartierverlust machen vielerorts auch dem Braunen Langohr zu schaffen. © Dietmar Nill/ NABU

Auf der Roten Liste

Doch wie lange können Natur und Mensch noch auf die flatternden Nützlinge zählen? Überall auf der Welt sind Fledermäuse gefährdet. Allein in Deutschland stehen fast alle Arten auf der Roten Liste, manche sind gar vom Aussterben bedroht. Einer der Hauptgründe dafür ist der Verlust ihrer Nahrungsgrundlage.

Durch die moderne Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und dem intensiven Einsatz von Insektiziden finden unsere heimischen Fledermäuse immer weniger Insekten. Die Beutetiere, die noch da sind, sind zudem oft mit Pestiziden belastet, die sich über die Nahrungskette im Fledermauskörper anreichern können. „Negative Auswirkungen auf unsere Bestände sind daher nicht auszuschließen“, sagt Sebastian Kolberg vom Naturschutzbund NABU.

Glatte Fallen

Hinzu kommt, dass auch geeignete Quartiere für die Fledertiere seltener werden. So verschwinden hierzulande etwa zunehmend alte Baumbestände und auch urbane Alternativen zu solchen natürlichen Unterschlupfen gibt es immer weniger: „Die unbedachte Modernisierung von Fassaden und Dächern zerstört wichtige Fledermausquartiere“, sagt Kolberg. Fugen und Spalten an Gebäuden würden häufig ersatzlos wegsaniert.

Moderne Gebäude sind für Fledermäuse aber nicht nur als Versteck ungeeignet, mitunter werden sie gar zur tödlichen Gefahr: Immer wieder prallen Tiere im Flug gegen senkrechte Glasfassaden und andere glatte Flächen – offenbar erkennt ihr eingebautes Echolot solche Hindernisse nicht. Aber warum?

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Wenn eine Fledermaus auf eine glatte Oberfläche zufliegt, werden ihre Echoortungslaute zunächst von ihr weg reflektiert. © MPI für Ornithologie/ S. Greif

Wenn das Echolot versagt

Forscher um Stefan Greif vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen sind dieser Frage vor kurzem am Beispiel des Großen Mausohrs nachgegangen. Dabei zeigte sich, dass die von den Fledermäusen ausgesandten Schallsignale an glatten Flächen zunächst von den Tieren wegreflektiert werden, sodass der Eindruck eines freien Flugwegs entsteht.

Erst, wenn sie sich direkt neben der Fläche befinden, werden demnach starke, senkrechte Echos zu den Fledermäusen zurück gespiegelt. Dann kann es für ein Wendemanöver allerdings schon zu spät sein, wie die Wissenschaftler berichten. Ein ähnliches Wahrnehmungsproblem scheint es bei Windkraftanlagen zu geben, dort kommt es immer wieder zu fatalen Kollisionen mit Rotorblättern.

Fatale Verwechslung?

Biologen glauben, dass die Fledermäuse die Windräder womöglich mit Bäumen verwechseln und die sich sehr schnell drehenden Rotorblätter nicht rechtzeitig orten können. Der Tod droht den Tieren jedoch nicht nur durch einen direkten Zusammenstoß. Starke Luftdruckänderungen in der Nähe der Rotoren können ein sogenanntes Barotrauma auslösen. Dabei zerreißen die inneren Organe der Tiere.

Daniela Albat
Stand: 21.09.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Fledermäuse
Faszinierende Wesen der Nacht

Die mit den Ohren sehen
Willkommen in der Welt der Fledermäuse

Nützlich - aber bedroht
Fledermäuse in Bedrängnis

Nach dem Fledermaus-Prinzip
Echoortung als Vorbild für Technik und mehr

Blutsaugende Nachtgestalten?
Was Fledermäuse mit Vampiren zu tun haben

Reservoir für Viren
Fledermäuse als Krankheitsüberträger

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