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Medizin

Milch-Inhaltsstoff schützt gegen Übergewicht

In höherer Dosis erhöht die Substanz die Fettverbrennung und stärkt die Ausdauer

Milch - eine Öl-in-Wasser-Emulsion © IMSI MasterClips

Ein natürlicher Inhaltsstoff der Milch kurbelt den Stoffwechsel an und schützt gegen Übergewicht. Das hat ein internationales Forscherteam in Versuchen mit Mäusen festgestellt. Erhielten die Mäuse die aus der Milch stammende Substanz Nicotinamid-Ribosid mit ihrem Fressen, nahmen sie trotz fettreicher Diät nicht zu. Sie waren zudem im Laufrad ausdauernder als ihre nicht mit diesem Zusatzstoff gefütterten Artgenossen. Auch der Blutzuckerspiegel und Insulinhaushalt der Mäuse stabilisierte sich. Die positive Wirkung dieser Substanz macht sich allerdings erst in höheren Dosen als den natürlicherweise in der Milch enthaltenen bemerkbar. Als Nahrungsergänzungsmittel könne das Nicotinamid-Ribosid aber zukünftig durchaus dabei helfen, Stoffwechselkrankheiten zu bessern, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Cell Metabolism“.

Einer der großen Vorteile des Milch-Inhaltsstoffes ist nach Ansicht der Forscher seine gute Verträglichkeit. Das ähnlich, aber schwächer wirkende Niacin, das in einigen Medikamenten gegen erhöhte Blutfettwerte eingesetzt wird, könne starke Rötungen und Hitzewallungen auslösen. Das sei bei Nicotinamid-Ribosid nicht der Fall. Bei den Mäusen erwies sich selbst eine hohe Dosis der Substanz als unschädlich.

Ob das Nicotinamid-Ribosid auch beim Menschen ähnlich effektiv wirkt wie bei den Mäusen, müssen aber erst noch entsprechende Studien zeigen, wie die die Forscher betonen. Ungeachtet dessen hat die US-amerikanische Cornell-University bereits im letzten Jahr eine Lizenz für ein Herstellungsverfahren für Nicotinamid-Ribosid an ein Pharmaunternehmen vergeben.

Entdeckt wurde das Nicotinamid-Ribosid in der Milch erstmals im Jahr 2004. Aufgrund seiner chemischen Struktur vermutete man damals bereits, dass diese Substanz im Körper Prozesse beeinflussen könnte, die den Stoffwechsel regeln. Dass dies tatsächlich der Fall ist und in welchem Ausmaß dies erfolgt, haben die Forscher nun in ihrer Studie belegt.

Positive Wirkung auch auf Insulin-Stoffwechsel

Die Experimente mit den Mäusen ergaben, dass der Milch-Inhaltsstoff nicht nur Übergewicht verhindert, sondern auch bei Diabetes helfen könnte: Bei den Nagetieren, die mehrere Wochen lang täglich Nicotinamid-Ribosid erhielten, habe sich der Zuckerstoffwechsel deutlich verbessert, sagen die Forscher. Sie benötigten weniger Insulin, um den Blutzucker stabil zu halten. „Das deutet darauf hin, dass das Nicotinamid-Ribosid die Insulin-Empfindlichkeit der Gewebe wieder erhöht hat“, erklären Carles Cantó von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne und seine Kollegen.

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Basierend auf ihren Ergebnissen bezeichnen die Forscher diesen Milch-Inhaltsstoff sogar als Vitamin – also als unverzichtbaren Bestandteil unserer Nahrung. „Das Nicotinamid-Ribosid ist in dem enthalten, was wir alle vom ersten Tag unseres Lebens an als Nahrung aufgenommen haben – der Milch“, sagt Studienleiter Johan Auwerx von der École Polytechnique Fédérale. Es sei damit eine für uns natürliche Substanz und trage vermutlich mit vielen weiteren Nahrungssubstanzen dazu bei, unseren Stoffwechsel zu regeln.

Keine Wirkung auf normalgewichtige Mäuse

Für ihre Studie hatten die Forscher einer Gruppe von Mäusen über mehrere Wochen lang jeden Tag umgerechnet 400 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht der Substanz mit dem Futter verabreicht. Ein Teil der Mäuse erhielt dabei normales Futter, ein anderer besonders fettreiches. „Das Nicotinamid-Ribosid hatte auf das Körpergewicht der normal ernährten Mäuse keinen Einfluss“, berichten Cantó und seine Kollegen. Die fettreich ernährten Mäuse dagegen nahmen mit dem Nicotinamid-Ribosid deutlich weniger zu als Mäuse aus einer Kontrollgruppe, die diesen Nahrungszusatz nicht erhalten hatten.

Als Appetitzügler wirkte der Inhaltsstoff aber nicht: Die Mäuse fraßen sogar eher mehr als diejenigen, die kein Nicotinamid-Ribosid im Futter hatten. Dennoch waren sie schlanker, ihre Blutfettwerte sanken und ihr Sauerstoffverbrauch erhöhte sich – ein Anzeichen für einen erhöhten Stoffwechsel, wie die Forscher erklären. (doi:10.1016/j.cmet.2012.04.022)

(Cell Metabolism, 06.06.2012 – NPO)

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