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Paläontologie

Messel: Schlangenfossil mit erhaltener Luftröhre gefunden

820 neue Fossilfunde – darunter eine selten gut konservierte Urzeit-Python

Fossile Schlange
Dieses Schlangenfossil aus der Grube Messel ist rund 47 Millionen Jahre alt und stammt von einer jungen Urzeit-Python. © Senckenberg/ Bruno Behr

Fossile Schätze: Paläontologen haben in der berühmten Grube Messel bei Darmstadt erneut reiche Fossilfunde gemacht – innerhalb von nur einem Monat bargen sie 820 Fossilien aus den 47 Millionen Jahre alten Ölschiefern. Darunter ist auch das spektakulär gut erhaltene Fossil einer jungen Urzeit-Schlange. Von dem rund 40 Zentimeter langen Reptil ist sogar die von Knorpelringen umgebene Luftröhre konserviert. Die Forscher vermuten, dass es sich bei dem Schlangenfossil um eine neue Art von Urzeit-Pythons handelt.

Die Grube Messel in der Nähe von Darmstadt gehört zu den bedeutendsten Fossilienfundstätten weltweit. Denn im feinkörnigen Ölschiefer dieser ehemaligen Tagebaugrube sind unzählige Fossilien aus der Zeit vor rund 47 Millionen Jahren konserviert, selbst Federn, Haare und Weichteile blieben erhalten. Unter den Fossilfunden der Grube Messel sind zahlreiche Urpferde, Krokodile und sogar Primaten, aber auch beim Sex gestorbene Schildkröten oder der älteste Urzeit-Kolibri. Auch viele Schlangen wurden in Messel bereits gefunden, darunter eine trächtige Boa und die weltweit älteste Python.

Schlangenfossil mit Luftröhre
Durch die gut erhaltenen Knorpelringe – hier hell zu sehen – ist die Luftröhre des Schlangenfossils gut erkennbar. © Senckenberg/ Bruno Behr

820 Fossilfunde in nur vier Wochen

Jetzt sind weitere Funde dazugekommen: In der diesjährigen Grabungskampagne hat das Grabungsteam innerhalb von nur vier Wochen 820 neue Funde aus der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Grube Messel geborgen. „Etwa 80 Prozent der neuen Fossilien sind Insekten und Pflanzen, die restlichen 20 Prozent setzen sich aus Wirbeltieren, hauptsächlich Fischen, aber auch unvollständigen Resten von drei Vögeln zusammen“, erläutert Grabungsleiterin Sonja Wedmann vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Unter den exzellent erhaltenen Fossilien ist ein ganz besonderer Fund: das etwa 41 Zentimeter lange Jungtier einer Schlange. „Beim Aufspalten der Schieferplatten war erstmal nicht abzusehen, in welchem Zustand das Reptil ist – ob es sich beispielsweise nur um ein Stück Wirbelsäule handelt oder ob auch der Kopf oder der Schwanz des Tiers überliefert wurden“, berichtet Wedmann. „Unser Senckenberg-Präparator Bruno Behr hat dann direkt angefangen, die Schlange zu präparieren. Seine überaus sorgfältige und aktuell noch nicht abgeschlossene Arbeit hat erst die Besonderheit des Fossils ans Tageslicht gebracht“

Urzeit-Schlange mit konservierter Luftröhre

Die ersten Untersuchungen enthüllten, dass bei dem 47 Millionen Jahre alten Schlangenfossil nicht nur Kopf, Schwanz und Körper vollständig erhalten sind – auch in seinem Inneren war eine nur selten erhaltene Struktur zu erkennen: die Luftröhre des Reptils. Diese ist bei Schlangen extrem verlängert und verzweigt erst weit hinten im Körper in die beiden Bronchienäste. „An dem neu entdeckten Fossil kann man dies fantastisch beobachten, weil die Form und die Lage der Luftröhre perfekt durch schützende, gut erhaltene Knorpelringe gekennzeichnet sind“, berichtet Behr.

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Ein Schlangenfossil mit so gut erhaltener Luftröhre sei einmalig für Messel“, erklärt der Paläoherpetologe. Ursache für die extrem verlängerte Luftröhre der Schlangen ist ihre ebenfalls stark umgeformte Lunge: „Die rechte Lunge ist viel größer als die linke, die sogar ganz fehlen kann. Zudem ist die Lunge schlauchförmig verlängert“, erklärt Krister Smith vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Die Schlangenlunge kann 40 Prozent der gesamten Körperlänge ausmachen. „Auf den Menschen übertragen würde das bedeuten, dass unsere Lunge so lang wie ein Arm ist“, so Smith.

Neue Art der Urzeit-Pythons

Aus ersten Analysen schließen die Paläontologen, dass es sich bei dem seltenen Fund um das Jungtier einer urzeitlichen Python handeln könnte. Dafür sprechen unter anderem die am Zwischenkiefer vorhandenen Zähne des Fossils. „Es dürfte sich bei dem neuen Fund aber um eine noch unbekannte Art handeln – eine genauere Beurteilung können wir aber erst nach Abschluss der Präparation, insbesondere der noch im Gestein befindlichen Schädelseite, vornehmen“, erklärt Smith.

Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

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