Aus körpereigenem Gewebe gezüchtete Herzklappen könnten in Zukunft viele Probleme von Herzchirurgen lösen. Erste Ergebnisse aus Tierversuchen zeigen aber, dass die Zuchtklappen von einem Einsatz beim Menschen noch weit entfernt sind.
Manche Kinder kommen mit verengten oder undichten Herzklappen zur Welt. Lassen sich diese anderweitig nicht zufriedenstellend behandeln, müssen die Ärzte sie operativ ersetzen – entweder durch mechanische Klappen oder durch Transplantate aus Verstorbenen. Gute Erfahrungen hat man auch mit Schweineklappen gemacht, die denen des Menschen sehr ähnlich sind. Alle Optionen haben jedoch den Nachteil, dass es sich nicht um patienteneigenes Gewebe handelt. „Die Fremdklappen verkalken mit der Zeit und wachsen auch nicht mit“, sagt der Bonner Kinderherzspezialist Dr. Johannes Breuer. Die Lebensdauer der Ersatzklappen ist daher begrenzt.
Hoffnung setzen Herzchirurgen auf Zuchtklappen aus körpereigenem Gewebe. Der Arbeitsgruppe um Dr. Stefan Jockenhövel, RWTH Aachen, ist es gelungen, Patientenzellen auf einem künstlichen Matrixmaterial in Form einer Herzklappe anzusiedeln und zur Vermehrung zu bringen. „Das Matrixmaterial zersetzt sich mit der Zeit; übrig bleibt die fertige Zuchtklappe, die man dann einsetzen kann“, erklärt Breuer – „soweit zumindest die Theorie, in der Praxis sind wir davon noch meilenweit entfernt.“ So habe sich in Tierversuchen gezeigt, dass die Zuchtklappen mechanisch noch bei weitem zu instabil seien. Den Schritt zur Therapie sieht der Privatdozent denn auch frühestens in fünf bis zehn Jahren.
„Tissue engineering“ – die gezielte Herstellung von Ersatzgewebe aus patienteneigenen Zellen – ist aber nur ein Thema des 4. Bonner Kinderherzsymposiums, das am 14. Januar 2005 in Bonn stattfindet. Dort geht es unter anderem auch um Fortschritte beim Herzultraschall sowie um neue Therapieoptionen und Rehabilitationsansätze.
(idw – Universität Bonn, 06.01.2005 – DLO)